Smart Garden – Wenn der Garten selbstständig wird
Im Alleingang
Eigentlich soll er ja ein Ort der Ruhe und Erholung sein. Doch meistens geht ein gepflegter Garten mit jeder Menge Arbeit einher. Neben den obligatorischen Pflanz- und Schneidearbeiten sind es vor allem Routine-Pflichten wie Rasenmähen oder Blumengießen, die am meisten Zeit erfordern. Für Freizeit-Gärtner aus Leidenschaft ist das zwar selten ein Problem, denn sie gehen gerne ihrem Hobby nach. Doch auch sie haben oft zu kämpfen, um sich die nötige Zeit freizuschaufeln. Und nicht jede Tätigkeit lässt sich beliebig über den Tag verschieben. Rasen sprengen zur Mittagszeit? Keine gute Idee.
Genau in diesen Bereich wollen mittlerweile Anbieter wie Gardena, Loxone oder Rachio mit neuen Smart Home-Konzepten für den Garten vorstoßen. Ob Sprinkleranlage, Rasenmäher oder schattenspendende Markisen – all das soll der smarte Garten in Zukunft selbsttätig steuern, um dem Menschen damit ein Höchstmaß an Komfort zu erlauben. Doch was ist in der Welt des Smart Garden wirklich möglich? Wie genau funktioniert der Smart Garden? Und ist die Garten-Automation überhaupt zuverlässig? Wir werfen einen genaueren Blick auf den smarten Garten.
Die Gartenbewässerung
Die Gartenbewässerung ist zugleich eine der zeitintensivsten, aber auch wichtigsten Arbeiten, die Pflanzenfreunde zu verrichten haben. Gerade im Sommer ist der Aufwand besonders groß, wenn die Vegetation ausgesprochen durstig ist, erhebliche Teile des Gießwassers jedoch noch an der Oberfläche ungenutzt verdunsten. Der Wasserbedarf ist in dieser Zeit enorm und das Ausbringen kann je nach Gartengröße schon einmal Stunden dauern. Die optimale Wässerungszeit wären ohnehin bereits die frühen Morgenstunden. Doch wer möchte schon so zeitig aufstehen?
Eine automatische Bewässerungsanlage hat den Vorteil, dass ihr die Zeit egal ist. Sie fängt an, den Garten zu beregnen, wenn der Tagesplan es vorgibt, und stellt den Betrieb danach von selbst wieder ein. Natürlich spielt dieses Konzept auch für den Smart Garden eine wesentliche Rolle. Allerdings wurde es noch um viele komfortable Funktionen erweitert. So lassen sich die Ventile, die die Wasserleitung kontrollieren, zwar nach wie vor per Zeitschaltung kontrollieren, so dass etwa die Sprenkler täglich um 5 Uhr morgens ihrer Aufgabe nachkommen. Sie lassen sich aber auch mit Stabsensoren verknüpfen, die in den Beeten stecken und permanet deren Feuchtigkeitsgehalt prüfen. Wird die Erde zu trocken, legen die Sprenkler los.
Zugleich jedoch sind die Fühler auch mit Licht- und Temperatursensoren ausgestattet. Sie verhindern, dass die Beregnung während der stärksten Sonneneinstrahlung ausgeführt wird. Außerdem kann die Wasserzufuhr auf diese Weise ganz an das gerade vorherrschende Wetter angepasst werden. Regnet es, bleiben die Sprenkler aus. Um dieses Ziel zu erreichen, lassen sich bei manchen Anwendungen auch Wetterdienste einspeisen, die diese Aufgabe mit einer zusätzlichen Vorlaufzeit übernehmen.
Damit der Smart Garden die Bewässerung übernehmen kann, sind über die gesamte zu gießende Gartenfläche Leitungen zu verlegen. Diese münden an neuralgischen Punkten entweder in klassischen oberirdischen Beregnern oder auch in versenkbaren Sprengern. Letztere verbergen sich unter einer kleinen Grashaube und heben sich mit ansteigendem Wasserdruck aus ihrem unterirdischen Versteck. Der Vorteil: Die Apparatur muss nicht jedesmal abgebaut werden, wenn Rasenmähen auf dem Tagesprogramm steht.
Das Rasenmähen
Rasenmähen stand lange Zeit als Synonym für mühsame Gartenarbeiten. Schließlich ist regelmäßiges Mähen für eine gepflegte Rasenfläche unverzichtbar. Heute ändert sich dieser Eindruck langsam, denn immer mehr Gärten werden von kleinen, wendigen Rasenrobotern erobert. Diese starten ganz automatisch aus ihren Docking Stationen vor dem Haus, um das Gras auf die gewünschte Länge zu trimmen. Stellen sie anhand ihrer Sensoren fest, dass der Rasen gar nicht so stark gewachsen ist, kehren sie unverrichteter Dinge zurück. Ansonsten kommen sie ihrer Aufgabe nach wie ein Saugroboter im Haus.
Um zu verhindern, dass sich der Mähroboter auch um die wertvollen Blumenschätze im angrenzenden Beet kümmert, wird vor dem Einsatz ein Begrenzungsdraht im Garten verlegt. Dieser kann einfach an die Oberfläche gepinnt oder aber wahlweise unterhalb der Grasnarbe in den Boden eingelassen werden. Ebenso lassen sich Hindernisse wie Bäume und Sträucher, die inmitten der Grasfläche wachsen, mit Hilfe der Drähte markieren. Der Rasenroboter wird hierum in Zukunft einen Bogen machen. Auch GPS bringen die kleinen Teufelskerle mit. Gut so, denn Rasenroboter sind oft Opfer von Diebstählen. Mehr zum Thema in unserem Artikel Mähroboter: Unterwegs mit den fleißigen Gartenhelfern.
Licht und Schatten
Gerade in lauen Sommernächten wird die Terrasse gerne noch bis in die späten Abendstunden bei einem Gläschen Wein oder einem kalten Bier bevölkert. Schön also, wenn sich der Garten zu später Stunde noch passend inszenieren lässt. Der Smart Garden umfasst heute schon zahlreiche Konzepte für eine umfassende und stimmungsvolle Ausleuchtung des Gartens. Gerade wenn Fassaden, Mauern und Verschläge zur Verfügung stehen, werden hierbei oft indirekte Beleuchtungsarten umgesetzt. Diese strahlen eigentlich eine Wand oder den Boden an. Erst das von den Oberflächen reflektierte Licht macht die Umgebung heller, ohne dabei grell zu wirken. Bewegungssensoren registrieren die Anwesenheit von Personen und schalten das Licht enstprechend zu. Vorprogrammierte Tagespläne garantieren, dass das Licht aber nur dann angeht, wenn das Tageslicht nicht mehr ausreicht.
Auch für Schatten ist gesorgt: Über der Terrasse lassen sich Markisen anbringen, die ebenfalls mit Sensoren ausgestattet sind. Bei vermehrer Sonneneinstrahlung öffnet die Markise automatisch und verwandelt die Terrasse damit in ein sommerliches Wohlfühlparadies. Bei Wind und Wetter wird der Sonnenschutz dagegen eingefahren, um Schäden am Material zu vermeiden.
Nicht alles smart im smarten Garten
Die Theorie hinter dem Konzept des Smart Garden sieht vor, dass Gartenbesitzer vor allem zur Urlaubszeit von den täglichen Pflichten im heimischen Grün befreit werden. So kann die nächste Reise sorglos angetreten werden. Es erübrigt sich, den Nachbarn fragen zu müssen, ob er so freundlich wäre, das Gießen zu übernehmen. Die Sache hat allerdings auch einen Haken: Denn ganz ohne Aufsicht geht es im smarten Garten eher selten. Da wäre zum einen der Rasenroboter, der regelmäßig gereinigt werden muss, damit er weiterhin brav seiner Aufgabe nachkommt. Bei den Rasenkanten geben sich die meisten Geräte ohnehin schnell geschlagen, und manuelles Trimmen ist angesagt. Aber auch Wasseranschlüsse und Leitungen für die Bewässerung sollten stets überwacht werden. Kommt es hier zu einem Defekt, droht bei längerer Abwesenheit ein enormer Wasserschaden.
Doch auch die Technik macht noch nicht alles mit. Kernstück jedes Smart Home-System ist die sogenannte Home Base, an der alle Sensoreingaben zusammenlaufen und über die neue Befehle an die Geräte ausgegeben werden können. So lässt sich etwa die tägliche Bewässerung abstellen oder verschieben, wenn eine Grillfeier ansteht. Diese Anordnung schließt aber oftmals aus, dass sich die Sensoren direkt ansprechen lassen. Kann man keinen Kontakt mit der Home Base herstellen, weil z.B. das WLAN nicht funktioniert, bleiben also auch Steuerungsmöglichkeiten aus.
Zuletzt wäre da noch der Preis, und der ist ziemlich hoch. Ein Bewässerungssystem mit Home Base, Sensoren und Ventilen kostet alleine schon um die 500 Euro. Weitere Komponenten schlagen mit zusätzlichen Investitionen zu Buche. Rasenroboter stellen dabei kein Schnäppchen dar. Hochwertige und zuverlässige Geräte platzieren sich preislich zwischen 1000 und 2000 Euro. Hier will also gut überlegt sein, ob die zu erwartende Zeitersparnis und der zusätzliche Komfort die Ausgaben wettmachen können.
Fazit
Der Smart Garden kann bereits jetzt viele unliebsame Aufgaben selbstständig übernehmen und dabei zu Zeiten ausführen, die der Mensch nicht einhalten kann oder will. Tatsächlich lassen sich Hobby-Gärtnern damit viele Lasten von den Schultern nehmen. Allerdings präsentiert sich die Technik noch nicht ganz ausgereift und vor allem kostenintensiv. Das sollte sich allerdings mit zunehmender Reife der Systeme ändern. Insgesamt hält der Smart Garden viel Zukunftspotential bereit.
Es gibt allerdings Tätigkeiten, die Gartenfreunde auch weiterhin alleine durchführen müssen. So wird sich keine App finden lassen, das das Graben von Pflanzlöchern oder das Stutzen von Sträuchern übernimmt. Für solche Finessen müssen wir auf die Revolution der Robotik warten. Und das kann dann doch noch etwas länger dauern.
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