Abschreckung ist besser als Aufklärung: So lassen sich Diebe und Vandalen von Baustellen fernhalten
1. Videoüberwachung mit Mehrwert
Wenn sich Kriminelle auf einer Baustelle austoben, kann der Schaden enorm sein. Etwa, wenn sie nicht nur kostspielige Dinge stehlen oder beschädigen, sondern wenn deshalb Neubeschaffungen, Mehrarbeit, vielleicht sogar kaskadierende Bauverzögerungen entstehen.
Täter nachträglich ermitteln zu können, ist zwar immer wichtig. Erheblich besser ist es jedoch, sie durch konsequente Abschreckung von vornherein abzuhalten. Eine gut sichtbare, mitunter sogar mobile Videoüberwachung per Baustellen-Überwachungskamera ist hierbei doppelt wirksam. Nicht nur zeichnet sie auf, sondern wirkt bereits durch die reine Präsenz.
Bei ausgefeilten Spezialsystemen für Profi-Anwender kommen noch Funktionen hinzu wie Bewegungssensoren und automatische Meldung an die Leitstelle bei Tag und Nacht, Wind und Wetter. Meist besitzen die Baustellen-Überwachungskamera integrierte Lautsprecher. Sie gestatten es beispielsweise, Täter lautstark live anzusprechen, sie dadurch zu erschrecken und ihnen unmissverständlich zu vermitteln, dass sie nicht unbeobachtet sind. Zudem hat eine derartige „Täteransprache“ eine ähnliche Signalwirkung wie eine Alarmanlage. Entfernt sich der Täter nicht, so werden die Behörden unverzüglich informiert.
In Sachen Täterpsychologie ist alles davon wertvoll. Denn obwohl es bei Einbrechern bzw. Baustellendieben drei unterschiedliche Tätergruppen gibt, bauen alle darauf, unentdeckt bzw. unidentifiziert zu bleiben. Alles, was ihnen diese „Deckung“ nimmt, ist deshalb gut. Daher wirkt nicht nur die Baustellen-Überwachungskamera, sondern ebenso andere Mittel.
2. Sorgfältige Baustellen-Umzäunung
Ein zentraler Grund, warum Baustellen regelrechte „Magnete“ für diese Tätergruppen sind, ist die einfache Zugänglichkeit. Das gilt besonders in der Rohbauphase, wenn das Gebäude beispielsweise mangels Fenster und Türen spielend leicht zu betreten ist.
Erneut sei hierbei auf die Täterpsychologie verwiesen:
- Je leichter und schneller die Tatvollendung möglich erscheint,
- je weniger wahrscheinlich eine Entdeckung bzw. Ermittlung (Stichwort Strafe) erscheint,
- desto niedriger sinkt die Hemmschwelle zur Tat.
Eine ringsherum offene Baustelle, die man nur betreten muss, wirkt deshalb erheblich einladender als eine, bei der es nötig wäre, einen übermannshohen Bauzaun zu überwinden.
Natürlich macht ein Bauzaun keinen Hochsicherheitstrakt. Doch sofern seine Elemente sorgfältig und nicht leicht lösbar verbunden sind, haben potenzielle Täter nur die Wahl, entweder Werkzeug einzusetzen oder zu klettern. Beides verlangsamt ihr Vorgehen, sorgt für Lärm – und erhöht somit wiederum die Entdeckungswahrscheinlichkeit. Bitte hierzu bedenken, dass ein Großteil aller Baustellendiebe und praktisch alle Vandalen zu den Gelegenheitstätern gehören.
Wichtig ist jedoch, dass allabendlich beim Verlassen der Baustelle diese Integrität des Zaunes sichergestellt ist. Ein simples Einstecken nur in die Betonfüße genügt niemals. Die Elemente müssen zusätzlich mit den Klammern verschraubt und an vorgesehenen Toröffnungen mit hochwertigen Bügelschlössern verriegelt werden.
3. Nicht Einsehbare Lagerorte
Mitte 2023 flutete eine regelrechte Welle von Wärmepumpendiebstählen durch die Medienlandschaft. Heute weiß man zwar, dass es sich dabei um Einzelfälle handelte, dennoch zeigen die Taten eines auf: Meist wurden Wärmepumpen entwendet, die noch nicht fest installiert waren – und oft gut sichtbar auf dem Gelände standen.
Denn so denken Täter: Eine klar sichtbare „Beute“ zeigt das Ziel. Egal ob es eine teure Wärmepumpe ist oder eine schneeweiß gestrichene Wand, die aus Vandalen-Sicht geradezu darum bittet, zur „Leinwand“ für Graffiti-Versuche zu werden. Während es gegenüber Vandalen eher schwierig ist, diese Beute zu verschleiern, ist es gegenüber Dieben durchaus möglich.
Abermals wollen diese Täter schnell und unentdeckt agieren. Doch…
- aufs Geratewohl einen Zaun zu überwinden,
- womöglich im Dunkeln eine Baustelle zu durchsuchen,
- nicht zu wissen, ob und was sich dort findet,
- erst angesichts eines lohnenswerten Fundes entscheiden zu können, wie man das Diebesgut mitunter ausbaut und abtransportiert,
das alles ist für die Masse der Baustellendiebe inklusive Profi-Täter zu riskant. Diese wollen vor Tatbeginn präzise wissen, was sie erwartet. Daher gilt hier im besten Sinn: „Was der Dieb nicht weiß (also nicht sieht), macht ihn nicht heiß.“. Alles, was von Wert sein könnte, sollte deshalb mindestens von außerhalb des Zaunes nicht einsehbar sein – egal wie es im Detail vonstattengeht.
Übrigens bedeutet das auch, dass Materialien möglichst erst angeliefert werden sollten, wenn sie direkt eingebaut werden können. Aus demselben Grund sollten Maschinen und Werkzeuge nur für die Dauer der Benutzung vor Ort sein.
4. Bewegungsmelder statt Dauerbeleuchtung
Diese Frage kann sich jeder Leser selbst beantworten: Was ist auffälliger? Ist es der womöglich kleine Schatten eines sich in Dauerbeleuchtung bewegenden Täters oder eine urplötzlich in der Dunkelheit aufflammende Beleuchtung?
Letzteres ist die richtige Antwort. Ein auf einer ansonsten dunklen Baustelle einschaltender Scheinwerfer schafft erheblich mehr Aufmerksamkeit, sogar aus größerer Distanz. Obendrein erschwert er es, im Gegensatz zu einer Dauerbeleuchtung, das Areal von außen auszukundschaften.
Schon bevor die Hauselektrik komplett ist, sollten deshalb außen und innen derartige Bewegungsmelder (provisorisch) installiert werden. Hierfür existieren LED-Systeme mit kapazitätsstarken Akkus; teils kombiniert mit kleinen Photovoltaik-Elementen. Da sie keinen Netzstrom benötigen, können sie bereits in frühen Bauphasen für mehr nächtliche Sicherheit sorgen.
Wie immer gilt: Die Installation sollte möglichst weit außerhalb von Griff- und Kletterreichweite erfolgen, damit allzu einfaches Zerstören unterbunden wird.
Naturgemäß können all diese Maßnahmen maximal entschlossene Täter bestenfalls hemmen. Bedenkt man jedoch, wie klein diese Gruppe im Vergleich zu den Gelegenheitsdieben und -vandalen ist, lassen sich damit viele Risiken erheblich reduzieren.
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