Renovierungskosten realistisch berechnen – So geht's!
Zusatzkosten bei Finanzplanung berücksichtigen
Wer ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchte, sollte sich bewusst sein, dass er in Zukunft zusätzliche Kosten für die Instandhaltung haben wird. Es ist also nicht damit getan, den Kredit zu tilgen. Wann eine solche Renovierung ansteht und in welchem Umfang, hängt stark vom Alter sowie Zustand des jeweiligen Gebäudes ab. Eventuell ist schon beim Einzug eine Grundsanierung notwendig. Oder es handelt sich um einen Neubau, bei welchem voraussichtlich erst in einigen Jahren bis Jahrzehnten erste Erneuerungen notwendig werden.
Einen finanziellen Puffer sollte es dennoch immer geben. Denn sogar bei Neubauten kann es zu Wasserschäden, Baumängeln oder anderen zusätzlichen Kostenpunkten kommen. Wer also eine Immobilie besitzen und renovieren möchte, muss sich von Beginn an Gedanken um das Thema Finanzen machen.
Renovierungsplan erstellen
Hilfreich ist für die Kalkulation ein Renovierungsplan. Denn es gibt allgemeingültige Richtlinien, welche Erneuerungen an einem Haus in unterschiedlichen Zeitabständen anfallen. Diese mögen zwar von Fall zu Fall etwas abweichen, jedoch kann folgende Liste als grober Richtwert dienen:
- Dach sanieren: alle 20-30 Jahre
- Dachstuhl erneuern: alle 50 Jahre
- Außendämmung: alle 30 Jahre
- Innendämmung: alle 20-30 Jahre
- Fassadenputz erneuern: alle 20 Jahre
- Fenster, Türen und Rollläden erneuern: alle 20-30 Jahre
- Elektrik erneuern: alle 20-30 Jahre
- Heizung erneuern: alle 15-20 Jahre
- Wasserrohre erneuern: alle 20-25 Jahre
- Bad sanieren: alle 15-20 Jahre
- Küche erneuern: alle 15-20 Jahre
- Tapeten erneuern: alle 3-10 Jahre
- Wände streichen: alle 5-10 Jahre
- Parkettboden verlegen: alle 30-40 Jahre
- Elektrogeräte austauschen: alle 10-15 Jahre
Der erste Schritt, um die Renovierungskosten realistisch einzuschätzen, besteht also in einem Zeitplan für anfallende Renovierungen in den kommenden Jahren. Wie bereits erwähnt, hängt es stets vom Einzelfall ab, wann und in welchem Umfang die entsprechende Maßnahme notwendig wird. Beim Aufsetzen eines Renovierungsplans müssen deshalb stets die individuellen Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt werden. Vielleicht macht es beispielsweise Sinn, den Einbau der neuen Küche direkt mit einer neuen Elektrik zu verbinden – wohingegen bei der Dachsanierung nur neu gedeckt werden muss, weil der Dachstuhl noch in gutem Zustand ist. Im Zweifelsfall lohnt es sich, die professionelle Einschätzung eines Handwerkers einzuholen.
Finanzielle Rücklagen bilden
Die Instandhaltungskosten dürfen bei Wohneigentum also niemals unterschätzt werden. Ansonsten könnten die Mehrkosten die Finanzplanung sprengen und schlimmstenfalls dazu führen, dass entsprechende Kredite sich nicht mehr tilgen lassen. Aus diesem Grund sollte von Beginn an ein finanzieller Puffer einberechnet werden, sprich die monatlichen Ausgaben für beispielsweise die Kredittilgung dürfen nicht so hoch sein, dass keine Rücklagen mehr gebildet werden können. Stattdessen ist es sinnvoll, jeden Monat einen festgelegten Betrag auf ein spezielles Konto zu überweisen, welches für anfallende Renovierungen angelegt wurde.
Wie hoch diese Rücklagen sind, hängt ebenfalls vom Einzelfall ab. Prinzipiell gilt dabei das Motto: Je mehr, desto besser! Erst einmal sollte daher geklärt werden, wie hoch der Finanzbedarf ist und wie viel Spielraum der Haushalt hat – wie viel Geld er also pro Monat zur Seite legen kann.
Der Finanzbedarf kann anhand des Renovierungsplans grob geschätzt werden. Auch hierfür stehen nämlich Erfahrungswerte als Orientierung zur Verfügung:
- Dach sanieren: 160 € pro Quadratmeter
- Dachstuhl erneuern: ab 10.000 €
- Außendämmung: 210 € pro Quadratmeter
- Innendämmung: 60-100 € pro Quadratmeter
- Fassadenputz erneuern: 60 € pro Quadratmeter
- Fenster, Türen und Rollläden erneuern: 300-1.000 € pro Stück zzgl. Einbau
- Elektrik erneuern: 3-5 Prozent des Immobilienwertes
- Heizung erneuern: ab 12.000 €
- Wasserrohre erneuern: 25 € pro Meter
- Bad sanieren: ab 3.000 € pro Quadratmeter
- Küche erneuern: ab 5.000 €
- Tapeten erneuern: 15 € pro Quadratmeter
- Wände streichen: 10 € pro Quadratmeter
- Parkettboden verlegen: 70 € pro Quadratmeter
- Elektrogeräte austauschen: ab 250 € pro Gerät
Hierbei handelt es sich allerdings nur um Richtwerte, welche je nach Material, Immobiliengröße und Angebot der Handwerker schwanken können. Es ist daher sinnvoll, vor der Renovierung verschiedene Angebote sowie Möglichkeiten – beispielsweise eben bei unterschiedlichen Materialien – zu vergleichen und somit die kostengünstigste Alternative für die geplante Renovierung zu finden. Denn auch hierbei gibt es oft große Preisunterschiede, wie beispielsweise beim Dämmmaterial. Die angeführten Richtwerte können dennoch dazu dienen, zumindest grob die anfallenden Instandhaltungskosten für die kommenden Jahrzehnte zu kalkulieren und dafür mit einem Sparplan ein ausreichendes finanzielles Polster anzulegen.
Konkrete Renovierungskosten kalkulieren
Neben der reinen Instandhaltung können manchmal Renovierungen sinnvoll sein, um beispielsweise durch Modernisierungen langfristig Energiekosten einzusparen, oder einfach, um die Wohnräume dem eigenen Geschmack entsprechend zu gestalten. Auch hierbei ist es eine Einzelfallentscheidung, welche Maßnahmen umgesetzt werden sollen, wann und in welchem Umfang. Bei sämtlichen Renovierungen – seien sie also notwendig oder freiwillig – ist eine individuelle Kalkulation vorab notwendig. Sie dient dazu, den Finanzbedarf zu klären und eventuelle Finanzlücken zu schließen, wenn beispielsweise Fremdkapital notwendig ist. Schritt für Schritt sieht das Vorgehen dabei wie folgt aus:
- Definition, was genau gemacht werden soll und wie das gewünschte Endergebnis ist. Dabei können einige Kriterien flexibel bleiben, beispielsweise hinsichtlich der Materialien oder des Zeitraums, während andere als „Must-have“ definiert werden können. Sprich das Waschbecken muss unbedingt aus Naturstein sein und die Küchenrückwand muss gefliest werden – oder so ähnlich.
- Sobald klar ist, wie das Endergebnis aussehen soll und welche Maßnahmen auf dem Weg dorthin notwendig sind, kann geprüft werden, ob Eigenleistungen möglich sind. Erfahrene Heimwerker können viele Renovierungsarbeiten – zumindest teilweise – in die eigene Hand nehmen und dadurch die Lohnkosten für Handwerker einsparen. Somit fallen lediglich die Materialkosten an. Vorsicht ist jedoch bei allen Arbeiten mit Elektrik oder Wasser geboten. Auch eine Dachsanierung oder Fassadendämmung ist in der Regel nicht auf eigene Faust möglich. Es ist daher wichtig, sein eigenes Können realistisch einzuschätzen und einen Profi ans Werk zu lassen, wo es sinnvoll und notwendig ist.
- Im dritten Schritt gilt es, bei den variablen Kriterien verschiedene Möglichkeiten zu recherchieren. Welche sind die jeweiligen Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Materialien? Wie sieht es mit den Kosten aus? Und wann ist der beste Zeitpunkt für die Renovierung?
- Anschließend können mit diesen konkreten Plänen mehrere (!) Angebote von Handwerkern eingeholt und verglichen werden. Wer dabei zeitlich flexibel ist, kann oftmals eine Menge Geld sparen und hat zudem bessere Chancen, überhaupt Handwerker wie Maler zu finden, die noch nicht ausgebucht sind. Denn Handwerker sind in Deutschland mittlerweile bekanntlich Mangelware.
Stehen die Eigenleistungen, Material- und Handwerkerkosten fest, kann die Renovierung realistisch kalkuliert werden. Dennoch sollte es auch hierbei stets einen finanziellen Puffer geben, denn schnell werden die Kosten doch höher als erwartet. Wer also rund zehn Prozent mehr Geld zur Seite legt als voraussichtlich benötigt, gerät im Fall der Fälle nicht so schnell in einen finanziellen Engpass.
Finanzierungsmöglichkeiten für die Instandhaltung
Sobald geklärt ist, wie viel die Renovierung kosten wird, können die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten gegeneinander abgewogen werden. Bestenfalls werden die Kosten komplett aus der eigenen Tasche, also aus dem Ersparten, getragen. Fällt die Renovierung jedoch unerwartet an, sind ihre Kosten höher als gedacht oder die finanziellen Rücklagen reichen aus einem anderen Grund nicht aus, kann unter Umständen ein Kredit aufgenommen werden.
Die Kreditaufnahme ist in Deutschland sowohl mit als auch ohne Schufa möglich, wobei die Konditionen ebenfalls vom Einzelfall abhängen. Berücksichtigt werden dabei zum Beispiel das Einkommen, Sicherheiten, die Kredithöhe, der Tilgungsplan und viele weitere Faktoren, welche über Bewilligung, Zinssatz & Co. bei der Kreditvergabe entscheiden.
Je nach Maßnahmen der geplanten Renovierung, Sanierung oder Modernisierung, stehen zudem unter Umständen Fördermittel wie ein vergünstigter KfW-Kredit oder eine Förderung der BAFA zur Verfügung. Es lohnt sich daher, auch solche Optionen in die Finanzplanung für die Instandhaltung der eigenen Immobilie einzuberechnen und die geplante Renovierung eventuell entsprechend anzupassen – also zum Beispiel die Erneuerung der Heizung mit der Installation einer PV-Anlage auf dem Dach zu verbinden.
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