Wohnen unterm Dach - Dachausbau selbst gemacht
Wann ist ein Dachausbau überhaupt möglich?
Zunächst stellt sich die Frage, ob ein Dachausbau überhaupt möglich ist. Dachböden, die als Abstellboden eingerichtet wurden, haben bereits oft eine ausziehbare Bodentreppe. Der Vorteil: Es ist bereits eine Deckenöffnung vorhanden. Der Nachteil: Die ausziehbare Bodentreppe ist für den ständigen Einsatz eher ungeeignet. Man kann jedoch die Bodentreppe durch eine wohnliche Raumspartreppe oder eine andere platzsparende Treppe ersetzen und die vorhandene Öffnung beibehalten. Falls die Öffnung zu klein ist, kann man sie gegebenenfalls vergrößern.
Bereits vorhandene Dachluken oder -fenster können durch neue, größere Fenster ersetzt werden. Sofern das Dachgeschoss über eine zu geringe Raumhöhe verfügt oder insgesamt zu klein ist, besteht die Möglichkeit, eine Dachgaube einzubauen. Das ist zwar aufwändig, dadurch lassen sich aber Dachschrägen vermeiden, die den Wohnkomfort einschränken würden und sorgen zudem für mehr Stellfläche für Schränke und Möbel sowie insgesamt für mehr Platz.
Weniger aufwändig, aber besonders originell sind ein Dachbalkon oder ein sogenanntes Cabriofenster. Beim Dachbalkon befindet sich hinter dem von der Dachschräge bis zum Boden durchgängigen Fenstern eine begehbare Fläche direkt auf dem Dach, der mit einer Balkonbrüstung abgesichert ist. Beim Cabriofenster wird unterhalb des oberen Fensters ein weiteres Fenster geöffnet, das bis zum Boden reicht. Dabei wird zusätzlich ein Geländer ausgeklappt. Dadurch lässt sich ohne weitere Dachkonstruktion ein Mini-Balkon realisieren, der einem das Gefühl vermittelt, man würde unter freiem Himmel sitzen, obwohl man das Zimmer gar nicht verlassen hat.
Wer unterm Dach viel Platz hat, kann auch eine Küche oder ein Badezimmer einrichten. Der Aufwand wird dadurch natürlich größer, allerdings kann man das Dachgeschoss dann sogar zu einer kompletten eigenständigen Wohnung umbauen.
Egal, ob Dachgaube, Küche oder Bad: Je größere Ausmaße der Dachausbau annimmt, desto wahrscheinlicher ist es, dass man für den Ausbau eine Baugenehmigung benötigt. Wenn auch eine Küche und ein Badezimmer entstehen, stellt der Dachausbau rein rechtlich gesehen eine eigene Wohneinheit dar. Bei einer Dachgaube ist in jedem Fall eine Baugenehmigung nötig. In welchen Fällen diese noch benötigt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wenn keine größeren Veränderungen am Haus vorgenommen werden, ist eine Genehmigung meist nicht nötig. Der bauliche Charakter, die Neigung des Daches und die Art und Weise der Nutzung sind ausschlaggebend, ob eine Genehmigung eingeholt werden muss oder nicht. Deshalb gilt: Vorher beim zuständigen Bauamt nachfragen, bevor man mit dem Ausbau beginnt.
Auch wichtig: Veränderungen wie Dachgauben oder neue bzw. größere Deckenöffnungen sollten im Vorfeld auch mit einem Statiker besprochen werden, da sie sich unter Umständen auf tragende Decken und Wände auswirken können.
Entkernung
Die Möglichkeiten, wie umfangreich ein Dachausbau umgesetzt wird, sind vielfältig. Einige Maßnahmen sind in der Regel aber grundsätzlich notwendig. Dazu gehören vor allem die Entkernung und Dämmung des Dachs. Beides kann man in Eigenregie durchführen. Für die Entkernung gilt es, sich anhand der Baupläne zu informieren, ob Asbest beim Bau verwendet wurde. Wenn ja, sollte die Entkernung fachgerecht von einem dafür spezialisierten Unternehmen durchgeführt werden, da hier gesundheitliche Gefahren drohen und Asbest entsprechend entsorgt werden muss.
Dämmung
Die Dämmung des Dachgeschosses kann man zwar selbst durchführen, aber hier kommt es darauf an, ob man das Dach von außen oder von innen dämmt. Beim Steil- oder Spitzdach empfehlen sich entweder die Aufsparren- oder die Zwischen- bzw. Untersparrendämmung. Die Aufsparrendämmung ist die aufwändigste Form der Dachdämmung, denn sie wird von außen angebracht und ist zudem am effektivsten. Wenn das Dach ohnehin neu eingedeckt werden soll, ist diese Methode angebracht.
Die Dämmwerte erreichen dadurch Standards, die zudem von der Kfw durch Zuschüsse oder zinsgünstige Kredite gefördert werden können, wodurch wiederum Kosten eingespart werden – nicht zuletzt auch durch die höhere Energieeffizienz. Bei der Zwischen- und Untersparrendämmung werden Dämmmaterialien im Inneren des Dachstuhls befestigt. Die Materialien sind in jeden Baumarkt erhältlich. Je nach Beschaffenheit der Dachsparren wird entweder zunächst eine Unterspannfolie angebracht, die man aber auch weglassen kann, wenn man genügend Abstand zwischen Dach und Dämmmaterial einhält. Zum Dämmen werden dann zwischen den Sparren Klemmfilze, Matten oder Rollen aus Stein- und Glaswolle angebracht. Auch ökologische Materialien wie Schafswolle oder Hanf werden mitunter verwendet. Styropor sollte man nicht zur Dachdämmung nutzen, da es leicht brennbar ist, schlecht zu verarbeiten ist und weniger gute Dämmeigenschaften wie Glaswolle hat.
Dampfsperre und Dampfbremse
Die Königsdisziplin der Zwischensparrendämmung ist der Einbau der Dampfbremse. Dieser etwas seltsame Begriff steht vor allem für Feuchtigkeitsschutz, denn ohne die Dampfsperrfolie würde durch die warme Raumluft Kondenswasser entstehen, was im Laufe der Zeit zu Schimmelbildung innerhalb der Isolierung führt. Die Dampfbremse muss daher luftdicht angebracht werden. Hier ist genaues Arbeiten sehr wichtig. Dafür wird man belohnt mit einem enormen Energiesparpotential, denn durch diese Form der Dachdämmung spart man zudem jede Menge Heizkosten und ist im Sommer auch vor Hitze geschützt. Solche energetischen Maßnahmen sind, wie oben bereits angesprochen, förderfähig.
Dachfenster
Dachfenster gehören auch zu den Einbauten, auf die man beim Dachausbau nicht verzichten kann. Alternativ oder zusätzlich kann auch ein Dachbalkon oder ein Cabriofenster eingebaut werden, wie oben bereits beschrieben.
Verkleidung der Dachschrägen
Sobald die Isolierung mit Dampfbremse und die Fenster eingebaut wurden, verkleidet man die Dachschrägen mit Rigipsplatten. Eine Dicke von 12,5 mm ist in der Regel ausreichend. Die Platten werden auf die Sparren geschraubt.
Fußboden
Für den Fußboden können OSB-Platten angebracht werden. Diese werden auf die Holzbalkendecke verschraubt, idealerweise mit zusätzlichen Dämmstreifen. Bevor nun der eigentliche Fußboden, z. B. Laminat, Kork oder Teppichboden verlegt wird, solle man für eine Entkopplung zwischen der Deckenkonstruktion aus Holzbalkendecke und OSB-Platten sorgen. Hier kann man einen schwimmenden, lastverteilenden Estrich verlegen. Zur Trittschalldämmung verlegt man darunter Mineralwolle- oder Holzfaserdämmplatten. Man kann auch fertige Estrichelemente aus Gipsfaser verlegen, was die Fußbodenkonstruktion insgesamt etwas dünner macht. Bevor der eigentliche Fußbodenbelag verlegt wird, empfiehlt es sich, eine für den Belag empfohlene Trittschalldämmung anzubringen. So wird die Lastenverteilung auf dem Fußboden insgesamt optimiert und der Trittschall reduziert.
Elektrik und Heizung
Strom wird in der Regel ebenfalls im Dachgeschoss benötigt. Wer selbst in der Lage ist, die entsprechenden Leerrohre und Leitungen zu verlegen sowie Steckdosen und Schalter fachgerecht zu installieren, sollte seine Arbeit durch einen Elektrobetrieb abnehmen lassen, da es ansonsten bei Schäden zu versicherungstechnischen Problemen kommen kann.
Auch Heizkörper lässt man am besten entweder von einem Fachbetrieb einbauen. Wer ausreichende Fachkenntnisse besitzt, kann die Heizkörper auch selber anbringen und anschließen.
Küche und Badezimmer
Wer das Dachgeschoss zu einer eigenständigen Wohneinheit ausbauen will, benötigt noch eine Küche und ein Badezimmer. Wer hier selber Hand anlegen will, muss sich in Bezug auf das Badezimmer zunächst Gedanken um den Fußbodenbelag und die entsprechende Abdichtung machen. Ein weiterer Punkt ist die Abdichtung der Nasszelle, also der Dusche oder des Wannenbereichs.
Was die Küche angeht, so kann man auch hier einiges selber machen. Eine Küche selber einbauen, nachdem man sie eigens geplant und die nötigen Küchenmöbel ausgesucht hat.
Treppenaufgang
Eine Treppe selbst einzubauen ist ebenfalls meist kein Problem. Jedoch kommt es ganz darauf an, welche Treppe benötigt wird oder sinnvoll ist. Je nach vorhandenem Raum eignet sich meist eine Wendeltreppe, die in der Fläche wenig Platz benötigt, oder für kleinere Öffnungen zum Dachgeschoss eine Raumspartreppe. Viele Modelle gibt es auch in ausgesuchten Baufachmärkten zu kaufen.
Die Treppe zum Dachgeschoss sollte zumindest gewissen Sicherheitsstandards entsprechen. Konkrete Lösungsvorschläge liefert eine Broschüre des TÜV Süd.
Die Maße für eine Treppe kann man mit Hilfe einer Formel selbst ausrechnen. Je nachdem, welche Treppe man einbauen will bzw. wo die Prioritäten liegen, kann man eine dieser drei Formeln anwenden. Hierbei gelten folgende Abkürzungen:
A = Auftritt = Tiefe der Stufe,
S = Steigung = Höhe der Stufe
- Hier wird das normale Schrittmaß zugrunde gelegt:
Schrittmaßregel: 60 ≤ A + 2×S ≤ 66 (d.h. im Mittel 63) - Bei dieser Berechnung steht die Sicherheit der Treppe im Mittelpunkt:
Sicherheitsregel: 45 ≤ A + S ≤ 47 (d.h. im Mittel 46) - Diese Formel berechnet besonders flache Treppen, die leicht zu begehen sind:
Bequemlichkeitsregel: A − S = 12 (d.h. im Mittel 12)
Kosten
Die Kosten für den Dachausbau hängen natürlich sehr stark von einzelnen Faktoren ab. Je nachdem, wie groß die Dachwohnung werden soll oder ob es sich lediglich ein kleiner Raum unterm Dach werden soll, der über eine Raumspartreppe erreicht werden kann, können die Kosten von der folgenden Beispielkalkulation pro Quadratmeter abweichen:
Entkernen: |
25 € pro m² |
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Dämmung: |
70 € pro m² |
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Fußboden: |
30 € pro m² |
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Wände: |
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25 € pro m² |
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Heizkörper: |
500 € pro Stück |
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Fenster: |
1.200 € pro Stück |
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Elektrik: |
1.000 € pauschal |
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