Aderendhülsen crimpen
Die Sorgen verklemmter Leiter
Wer schon einmal versucht hat, die feinen Litzendrähte eines abisolierten Leiters in eine Lüsterklemme zu bringen, kennt die Probleme: das Einfädeln fällt recht schwer, so dass die Drähte irgendwann mit Gewalt verdrillt werden. Einige der Litzendrähte verirren sich trotzdem und ragen aus der Isolierung der Klemme. Andere verabschieden sich spätestens beim Anziehen der Schraube. Sie werden abgezwickt oder gar nicht erst von der Schraube erfasst. Das alles gefährdert die Sicherheit einer Verkabelung und ist damit nicht nur furchtbar unpraktisch, sondern auch unzulässig!
Abhilfe schaffen Aderendhülsen. Sie werden über die Litzendrähte gestülpt und verpresst. So lassen sich alle Drähte praktisch zu einem einzigen Kontakt formen, und die Arbeit mit den Drahtenden fällt wesentlich leichter. Das Verfahren zum Verpressen der Aderendhülsen nennt sich Crimpen. Wie so oft gibt es allerdings auch hier einige Dinge zu beachten, damit das Crimpen erfolgreich ist. Die Anleitung zeigt Schritt für Schritt, wie Aderendhülsen zu crimpen sind, so dass die Arbeit an der Klemme nicht zum Fiasko wird.
Der richtige Umgang mit Aderendhülsen
Warum Aderendhülsen crimpen?
Durch Aderendhülsen wird ein Abspleißen der Litzendrähte beim Verklemmen zuverlässig unterbunden. Einzelne Drähte können so nicht aus der isolierten Umgebung der Klemme rutschen und Kurzschlüsse verursachen. Stattdessen sind alle Litzendrähte erfasst und beteiligen sich so auch am Stromtransport. Ein weiter wichtiger Punkt ist, dass Aderendhülsen die feinen Drähte vor Korrosion durch Luftsauerstoff schützen. Damit ist eine langlebige und dauerhaft effiziente Verdrahtung gewährleistet.
Aber das sicherlich gewichtigstes Argument: Es ist Vorschrift! Zwar gibt es einige Klemmen, die auch die Anwendung blanker Litzendrähte erlauben, z.B. Käfigzugklemmen (Federkraftklemmen). Allgemein ist aber nicht darauf zu verzichten, die Kontaktenden flexibler Leiter mit Aderendhülsen zu crimpen.
Wie Aderendhülsen crimpen?
Wie Aderendhülsen richtig zu crimpen sind, ist schnell an einer einfachen Reparatur demonstriert. Eine kaputte Verlängerungsschnur soll um den defekten Teil gekürzt und neu an den zugehörigen Stecker angeschlossen werden. Die Kontakte sind also aus dem neuen Endstück des Kabels herzustellen.
Werkzeug und Material
Das Werkzeug umfasst einen Cutter, eine Abisolierzange und eine Crimpzange. Letztere ist für das zuverlässige Crimpen unverzichtbar, sollte dieser Aufgabe aber auch gewachsen sein. Daher auf eine gute Verarbeitung achten!
An Material wird neben dem defekten Kabel natürlich eine Zahl an Aderendhülsen benötigt. Ruhig einige mehr als nötig bereitlegen. Crimpen erfordert nicht viel Geschick, aber eine ruhige Hand.
Drahtenden vorbereiten
Mit einem Seitenschneider wird der beschädigte Teil des Kabels vom restlichen Lauf abtrennt. Das neue Endstück wird mit dem Cutter vorsichtig um einige Zentimeter abgemantelt, ohne dabei die Leiter zu verletzen. Liegen die Leiter (Adern) frei, werden diese auf einer Länge von 10 mm abisoliert. Diese Aufgabe sollte mit einer Abisolierzange vorgenommen werden, damit die feinen Litzendrähte intakt bleiben.
Abschließend werden die freiliegenden Litzendrähte nicht verdrillt, sondern gerade ausgestrifen. So fällt das Aufsetzen der Aderendhülsen leichter.
Aderendhülsen crimpen
Danach werden Aderendhülsen passend zur Größe des Leitungsquerschnitts über die Litzendrähte gestülpt. Hülsen mit einem zu kleinen Querschnitt bieten den Litzendrähten nicht genügend Platz. Bei zu großen Aderendhülsen droht wiederum die Gefahr, dass die Drähte später wieder herausrutschen oder dass die Aderendhülsen sich beim Crimpen einfalten und aufreißen.
Damit die Aderendhülse richtig sitzt, sollten die Litzendrähte entweder bündig mit der Hülse abschließen oder allenfalls um einen halben Millimeter aus der Hülse hinausschauen. Keinesfalls dürfen die Litzendrähte zu kurz sein, da sonst die Aderendhülsen beim Crimpen kaputt gehen.
Ist die passende Aderendhülse gefunden, wird die Crimpzange angesetzt. Der Zahn in der Zange muss dem verwendeten Leitungsquerschnitt entsprechen. Dann wird zugedrückt. Fertig und mit der richtigen Zange in der Hand gelingt auch die optimale Crimpform!
Resultat: Sicheres und zügiges Arbeiten
Das Ergebnis schaut vielversprechend aus. Die Aderendhülsen sitzen fest an, die Litzendrähte sind geschützt und der Leiter kann problemlos in den Kontakt des Steckers eingesetzt werden. Ein wichtiger Erfolg! Auch die anderen Leiter sind jetzt noch zu crimpen.
Fazit
Aderendhülsen schaffen stabile und langlebige Klemmverbindungen. Ihr Einsatz ist bei flexiblen Leitern mit Litzendrähten bis auf wenige Ausnahmen unverzichtbar. Die größte Herausforderung bei ihrer Anwendung ist, gleich die passende Hülse für jeden Leiterquerschnitt zu finden. Hierbei helfen isolierte Aderendhülsen weiter. Sie besitzen eine Plastikkragen, der mit seiner Farbe den jeweiligen Querschnitt anzeigt. Wie das genau aussieht, beschreibt unser Artikel Die Farben von Aderendhülsen.
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Kommentare
Leider entsprechen die gezeigten Methoden und Werkzeuge etwa dem Stand von ca. 1980. Heutzutage verwendet man nach DIN VDE nur automatsche Zangen zum Entfernen der Aderisolation und anschließendem Crimpen mit dem immer richtigen Quetschdruck sowie Beschaffenheit. Somit werden alle lebensgefaehrlichen Fehler durch falsches Werkzeug aber auch Handhabung und die dadurch entstehenden Gefahren so gut wie ausgeschlossen.
Lieber Michael,
Danke für Deinen wertvollen Hinweis. Uns sind diese Zangen durchaus bekannt, und können uns Deiner Argumentation 100% anschließen. Leider sind diese Zangen für gelegentlichen Gebrauch, wie im Falle eines Heimwerkers, viel zu teuer.
Ja vielleicht in deiner Phantasie.
Die Abisolier Zange wird oft verwendet, der Unterschied zur Automatischen ist nur, die Handhabung, Fehler kommen bej beiden vor.
Der erste Eintrag in Google nach "abisolierzange DIN VDE" ist so eine Zange wie im Foto.
zb. Connex COX144160 Elektriker Abisolierzange VDE, 160 mm, verchromt
Das, man nach DIN nur automatische Zangen verwenden kann ist weder wahr noch Sinnvoll.
Der Richtige Quetschdruck wird durch Crimpzange erreicht in dem der richtige Leiterquerschnit in der Zange gewählt wird. Wie man den Quetschdruck am besten noch in kg/cm2 sonst immer richtig wählen soll ohne Hydraulische Sensor gestützte VDE konforme, computergesteuerte Crimp Zange ist mir ein Rätsel. Das richtige Loch wählen dürfte meistens reichen.
Was genau jetzt hier dem Stand 1980 entspricht übersehe ich scheinbar.
diese gezeigten werkzeuge sind in der industrie immer noch weit verbreitet und daher aktuell.
elektromonteur, dadurch sehe ich sehr viele firmen in deutschland.
beste grüsse.
Toller Beitrag!!!
Das Werkzeug ist zwar schon etwas veraltet, jedoch haben viele Haushalte und vor allem auch viele Firmen noch genau diese Zangen.
Ich habe übrigens ein Video gemacht, wie das Crimpen von Aderendhülsen auch mit neuem Werkzeug funktioniert. Hier geht´s zum Video: https://youtu.be/6BXnmV5E9nY
LG Manu - von der "Energiespar-Formel"
Hab mal dein Video angesehen, soweit gut :-)
Ich habe quasi die gleiche automatische Crimp-Zange. Die hat nicht viel gekostet, natürlich nicht vergleichbar mit dem teuren Modell für über 100 Euro und mehr, aber diese verrichtet aber um vieles besser als die normalen Quetschzangen die nur drücken kann statt gleichmäßig von allen Seiten. Einen automatischen Abisolierer hatte ich mir auch mal gegönnt, leider resigniert dieser bei weichem "Gummi", also wenn die Isolierung schon gummiartig geworden ist.
Insgesamt finde ich die hier im Beitrag gezeigten "Werkzeuge" eher nicht als nützlich und wenn man eh weiß dass man mit Kabel öfter zu tun hat, könnte sich auch bessere Werkzeuge zulegen, immerhin kauft man die auch nicht jeden Tag und wer denkt "Geiz ist geil" lebt wohl noch in den 80ern... und außerdem: die Arbeit bei automatischen Werkzeugen wie Abisolierer und Crimp-Zange erleichtern nicht nur die Arbeit, sondern es spart auch Zeit und Nerven ;-)
Hallo Klaus, da hast Du recht. Wenn man öfters in die Verlegenheit kommt mit Kabeln zu arbeiten, da zahlt sich die Investition schon aus. Für den Profi so oder so ein muss, für den Privaten muss man halt abwägen, ob es sinnvoll ist. Viele Grüße
Die Seite ist lebensgefährlich, bitte vom Netz nehmen.
Adern dürfen bei Crimpverbindungen *niemals* verdrillt werden.
Die gezeigten Werkzeuge generieren max. Pfusch, brauchbare Crimpzangen kosten wenig und sollten Menschenleben wert sein.
Die Bilder zeigen durchweg Pfusch, wie kommt man auf die Idee, diese als Tips weiterzugeben?
Die Litze darf am Ende der Aderendhülse nicht so weit überstehen. Sie sollte bündig abschließen. Falls das Kabel nicht sauber in der Klemme sitzt, rausrutscht und am Ende nur noch eine dünne Litze Kontakt hat, herrscht Brandgefahr, da der Leiter dann sehr heiß werden kann.
Hallo Max,
Danke für die Ergänzung. Das ist absolut korrekt und richtig.
Viele Grüße
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