Stichsäge bedienen und richtig anwenden
Die Stichsäge im Überblick
Bei der Stichsäge wird die Drehbewegung des Motors in eine Auf- und Abbewegung des Sägeblatts umgewandelt. Die Schnelligkeit dieser Hubbewegung lässt sich bei heutigen Sägen im Allgemeinen stufenlos vorwählen. Diese Einstellung ist eine Bedingung dafür, dass neben Holz auch andere Werkstoffe wie Kunststoff und Metalle gesägt werden können – ein entsprechendes Sägeblatt vorausgesetzt. Die Einstellung der Hubzahl erfolgt dabei fast immer durch ein Drehrad am Einschaltknopf der Maschine (1). Für lange Schnitte und ermüdungsfreies Arbeiten lässt sich der Einschaltknopf durch eine in der Nähe sitzende Vorrichtung (2) auch immer feststellen.
Da die Sägezähne der Blätter fast immer nach oben zeigen, schneidet die Maschine bei der Aufwärtsbewegung des Sägeblattes. Dadurch ist sichergestellt, dass das Werkstück beim Sägen fest gegen die Fußplatte der Maschine gezogen wird. Der Nachteil dieser Methode ist allerdings, dass ein mehr oder weniger starker Ausriss auf der Oberseite des Werkstücks erfolgt. Das lässt sich aber z.B. durch den Einsatz eines Splitterschutzes auf ein Minimum reduzieren. Letzteres steht allerdings nur bei hochwertigen Maschinen zur Verfügung. Für Laminat gibt es auch spezielle Sägeblätter mit Zahnung einer nach unten, um ausrissfreies Sägen zu ermöglichen. Aber Achtung, der Pendelhub muss dafür ausgeschaltet werden!
Moment mal! Pendelhub? Was ist das? Zusätzlich zur Hubbewegung (Auf- und Abbewegung) vollführt die Stichsäge eine Pendelbewegung. Dabei wird das Sägeblatt durch die Pendelrolle vor- und zurückbewegt. Hierdurch wird beim Sägen wesentlich weniger Kraft benötigt und das Sägen geht deutlich leichter von der Hand. Eine große Auslenkung, also Pendeleinstellung (3) sorgt aber auch immer für mehr Ausriss. Nun, warum sollte der Pendelhub dann überhaupt eingestellt werden? Bei harten und dicken Hölzern empfielt es sich, den Pendelhub zu aktivieren, damit das Sägemehl gut abtransportiert werden kann und ein entsprechend guter Arbeitsfortschritt erziehlt wird. Bei dünnen und weichen Hölzern kann hingegen auf den Pendelhub verzichtet werden.
Ist Sägeblatt gleich Sägeblatt?
Für nahezu jedes Werkstück gibt es das passende Sägeblatt. Ob breit und lang oder schmal und kurz, die Auswahl ist enorm. Daher widmen wir uns diesem Thema in einem eigenen Artikel. Die wichtigsten Kennzahlen sollen der Vollständigkeit halber aber auch hier beschrieben werden.
Das erste, nicht unerhebliche Unterscheidungsmerkmal ist die Werkzeug-Aufnahme, der sogenannte Schaft des Sägeblattes. Die Hersteller haben im Laufe der Zeit viele verschiedene Formen hergestellt wie den Einnockenschaft, den Universalschaft, den Makita-Schaft, den Feinschaft oder den Zweinockenschaft. Glücklicherweise ist der Einnockenschaft heute der geläufigste von allen. Denn eins ist gewiss: Passt der Schaft nicht zur Maschine, kann diese auch nicht verwendet werden.
Ein anderes Unterscheidungsmerkmal von Sägeblättern lässt sich ebenfalls sehr leicht feststellen, nämlich die Länge des Blattes. Wichtig zu beachten ist dabei allerdings, dass mit einem Sägeblatt mit einer Länge von 75 mm, kein 75 mm dicker Werkstoff geschnitten werden kann. Bei Holz müssen in der Regel 25 mm von der Länge abgezogen werden. Bei Sägeblättern für Metall ist der Unterschied sogar noch größer. Die empfohlene Schnitttiefe ist daher immer dem Datenblatt zu entnehmen.
Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist die Eignung für bestimmte Materialien. Die Hersteller haben die Sägeblätter dafür farbcodiert. Dies ist aber leider wieder herstellerspezifisch, sodass mit grauen Sägeblättern (bei Bosch) und gelben Sägeblättern (bei Festool) Holz bearbeitet werden kann. Mit blauen Sägeblättern können aber bei beiden Herstellern Metalle geschnitten werden. Also immer einen Blick auf die Farbcodierung des Herstellers werfen!
Das nächste für die Praxis relevante Merkmal ist die Sägeblattbreite. Breite Sägeblätter erlauben besonders gute gerade Schnitte, während sich schmale Sägeblätter hervorragend für Kurvenschnitte eignen. Es gibt aber auch besonders dicke Sägeblätter, die vor allem dann zum Einsatz kommen, wenn rechtwinkelige Schnitte vonnöten sind.
Dieser kurze Ausflug in die Welt der Sägeblätter hat hoffentlich gezeigt, dass die Wahl des richtigen Sägeblattes fast schon eine Wissenschaft für sich ist. Für den hobbymäßigen Gebrauch sind die oben genannten Merkmale aber die relevantesten, denn zum einen muss das Sägeblatt in die Maschine passen, zum anderen für den richtigen Werkstoff geeignet sein und sich entweder für gerade oder für Kurvenschnitte eignen.
Sägeblatt wechseln
Nun zu der praktischen Anwendung einer Stichsäge. Bevor mit der Stichsäge gearbeitet werden kann, ist die Wahl des richtigen Sägeblattes unabdingbar. Danach muss das Sägeblatt aber auch in die Stichsäge eingesetzt werden. War das früher nur mit Hilfe von Werkzeugen, meistens einem Sechskant, möglich, haben so gut wie alle heute verfügbaren Maschinen eine Schnellspannvorrichtung. Das ist entweder ein Hebel, der nach unten gedrückt, oder ein Schieber, der zur Seite geschoben wird.
Das erleichtert den Wechsel des Sägeblattes ungemein und vermeidet in der Praxis die Verwendung eines für das Werkstück ungeeigneten Sägeblattes. Bei dem gezeigten Modell muss der Schieber lediglich zum Herausziehen des Blattes zur Seite geschoben werden. Für das Einsetzen genügt es, das Sägeblatt in die Aufnahme zu stecken. Ein Klick signalisiert das Einrasten des Verschlusses. Dem sorgenfreien Sägen steht nun fast nichts mehr im Weg.
Pendelhub einstellen
Als nächstes sollte der eingestellte Pendelhub der Stichsäge kontrolliert werden. Denn je nach Material und benötigtem Schnitt ist es sinnvoll, den Pendelhub dazu- oder wegzuschalten. So gilt grundsätzlich, dass der Pendelhub nur beim Sägen von Holz einen Vorteil bringt. Metalle sollten immer ohne Pendelhub gesägt werden, da hierbei die Späne wesentlich kleiner sind und von Haus aus gut abgeführt werden können.
Beim Sägen von harten und dicken Hölzern hingegen bringt der Pendelhub einen entscheidenen Vorteil. Man sägt wesentlich schneller und leichter durch das Material, da das Sägeblatt besser ausgenutzt und die Reibung am Sägezahn verringert wird. Das Resultat ist eine höhere Standzeit (Lebensdauer) des Sägeblattes. Der Nachteil des Ganzen ist aber das etwas gröbere Schnittbild. Wird hingegen auf einen besonders sauberen Schnitt Wert gelegt, ist die Pendeleinstellung zu reduzieren bzw. gegebenenfalls ganz auszuschalten.
Genauso verhält es sich im Kurvenschnitt, vor allem bei engen Radien. Dort ist die Pendelhubeinstellung eher von Nachteil und sollte weggeschaltet werden.
Gerader Schnitt mit der Stichsäge
Endlich sind alle Einstellungen an der Stichsäge kontrolliert und der erste Schnitt kann gesetzt werden. Nochmals zur Erinnerung:
- Das Sägeblatt ist für das Werkstück geeignet und erreicht die benötigte Schnitttiefe.
- Für weiches Holz geringer Stärke wurde ein 75 mm langes Blatt mit feiner Zahnung und normaler Breite gewählt.
- Der Pendelhub ist in diesem Fall eingeschaltet.
- Das Werkstück ist mit Schraubzwingen fixiert.
Perfekt, dann kann es damit losgehen, das Werkstück vom Rand her einzuschneiden bzw. auf die benötigte Länge abzuschneiden. Die Werkstücke werden mit der Stichsäge eigentlich immer vom Rand her eingeschnitten. Es gibt zwar auch Sägeblätter, die sich für den sogenannten Tauchschnitt eignen. Das erfordert allerdings einiges an Übung und ist nicht jedermanns Sache. Soll im Werkstück hingegen ein Ausschnitt gemacht werden, hilft ein einfacher Trick. Im Abstand von 5 mm innerhalb des geplanten Ausschnittes wird mit einem entsprechend dicken Bohrer (8-10 mm sollten reichen) ein Loch gebohrt. In dieses wird das Sägeblatt eingeführt und der Ausschnitt von dieser Stelle begonnen.
Runder Schnitt mit der Stichsäge
Beim runden Schnitten sind dieselben Voraussetzungen herzustellen wie für den geraden Schnitt. Mit einer Ausnahme: Der Pendelhub wird ausgeschaltet und das Sägeblatt wird gegen ein dünnes, für Kurvenschnitte geeignetes Sägeblatt ausgewechselt.
Sollen Ecken abgerundet werden, empfiehlt es sich, in Längsrichtung der Maserung zu schneiden, denn so entstehen die geringsten Ausrisse.
Bei engen Rundungen helfen sogenannte Entlastungsschnitte. Diese werden nebeneinander im Abstand von ca. 10 mm durchgeführt. So wird das Sägeblatt beim Ausschneiden der Kurve durch sofortiges Wegfallen des Ausschnittes entlastet und das Schnittbild sauberer.
Geneigter Schnitt mit der Stichsäge
Soll hingegen ein Winkelschnitt mit der Stichsäge bewerkstelligt werden, ist auch das möglich. Dazu muss allerdings die Fußplatte der Maschine verstellt werden. Das gelingt entweder mit Hilfe eines Schnellverschlusses oder mit einem Schraubendreher. Ist der Winkel einmal eingestellt, ist es wichtig, die Länge des Sägeblattes zu kontrollieren! Denn je größer der Winkel, umso länger muss auch das Sägeblatt sein. Dringt das Sägeblatt nicht mehr vollständig durch das Werkstück, muss auf ein längeres Blatt zurückgegriffen werden.
Sind die Voraussetzungen aber erfüllt, gelingt dieser Schnitt ganz analog zum geraden oder Kurvenschnitt.
Stichsäge reinigen und warten
Nach der Arbeit kommt der Feierabend. Oder auch nicht, denn das Werkzeug will auch ab und zu gewartet bzw. gereinigt werden. Zum Glück gibt es bei den heutigen Stichsägen nicht viel zu tun, denn sie sind allesamt wartungsfrei. Eine Reinigung hat aber noch keinem Werkzeug geschadet!
So werden Sägespäne und andere Verunreinigungen vor allem nahe des Sägeblattes und Pendelrades entfernt. Eine alte Zahnbürste hat sich dafür bewährt. Aber Achtung: Die Stichsäge sollte zuvor vom Stromnetz abgeschlossen werden! Ist das geschafft, folgt noch ein Tropfen Öl auf den Pendelhub und die Wartungsarbeiten sind abgeschlossen. Das Werkzeug ist versorgt und wird noch sehr lange seinen Dienst verrichten.
Tipp: Cera liquida hat sich nicht nur als Geheimtipp für die Autopolitur bewährt. So schmiert das flüssige Wachs auch das Werkzeug und verursacht zudem keinen schwarzen Metallabrieb!
Die Pendelhubsäge – besser bekannt als Stichsäge – ist ein wahres Multitalent unter den Werkzeugen. Mit ihr lassen sich nicht nur Holzwerkstoffe zuschneiden. Ein gutes Gerät arbeitet sich genauso problemlos durch Buntmetalle und Kunststoffe. Mit etwas Übung gelingen neben geraden Schnitten und Ausschnitten auch Kurvenschnitte absolut perfekt. Und wer zugleich eine Gehrung anlegen muss, kann dank der verstellbaren Fußplatte ohne große Schwierigkeiten Winkelschnitte ausführen.
Nun gut, völlig problemlos geht es natürlich nur, wenn der geneigte Heimwerker sich auch etwas auskennt und grundsätzlich weiß, wie er die Stichsäge bedienen muss. Doch von heute an brauchen hier auch Anfänger keine Scheu mehr zu haben. Denn in dieser Video-Anleitung wird leicht verständlich und Schritt für Schritt erklärt, wie sich die Stichsäge bedienen lässt. Vom Einspannen des Sägeblatts über die verschiedenen Schnittformen bis hin zu den passenden Einstellungen. Auch der Pendelhub kommt dabei zum Zuge. Und Achtung: Ganz nebenbei wird noch verraten, welche goldene Regel beim Bedienen der Stichsäge niemals vergessen werden darf. Also reinschauen – es lohnt sich!
Kommentare
hallo,gibt es auch sägeblätter für sägen die unter einem tisch eingebaut sind ? die würden doch die sägezähne verkehrt ins holz eindringen und nicht richtig sägen , ich hoffe sie könne mir meine frage beantworten , danke sagt schon mal der NBDer !
Hallo NBDer, nun da kommen eigentlich immer die normalen Blätter zum Einsatz. Das würde auch passen, denn die haben so oder so das schöne Schnittbild immer auf der Unterseite. Die verdrehten Sägeblätter sind für Stichsägen und Laminat wenn man diese von "oben" also auf der Sichtseite abschneiden möchte. Viele Grüße
Hallo,
wo finde ich den "eigenen Artikel zu Sägeblättern"? Leider konnte ich über die Suche nichts finden. LG und Danke
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