Die Werkstatt für den Nachwuchs absichern
Die Grundlagen
Ist die Hobby-Werkstatt wirklich ein Ort für Kinder? Wohl jeder kennt die Horrorstorys, die stets mit „Ich habe eine Sekunde nicht aufgepasst...“ beginnen. Glücklicherweise gestaltet sich die Sache im Fall der Werkstatt nicht so problematisch. Was den Werkraum betrifft, gelten im Grunde die gleichen Sicherheitsregeln, die im Haus selbst angewendet werden sollten. Das bedeutet konkret:
- Alles, was heiß, scharf oder spitz ist, muss sicher abgedeckt oder unzugänglich sein!
- Was schwer, aber dennoch durch Kinder bewegbar ist, muss gesichert werden!
- Soll etwas geschlossen bleiben, muss es verriegelt sein!
- Was splittern kann, muss unerreichbar sein oder besonders gesichert werden.
Da stellt sich natürlich die Frage, ob es nicht einfach das Beste wäre, die Werkstatt abzuschließen. Nein! Zum einen bringt man sein Kind so um eine wertvolle Eltern-Kind-Erfahrung. Zum anderen wecken Verbote nur noch mehr Neugier. Ein Kind mitzunehmen, ihm zu zeigen, was wozu dient, und auch, was die Gefahren sind, ist die bessere Methode. Denn sie setzt auf Eigenverantwortung – etwas, das zur modernen Erziehung dazugehört. Und natürlich muss die Werkstatt nur so sicher sein, dass es ausreicht, wenn ein Elternteil die Aufsicht führt. Doch wie könnten solche Maßnahmen aussehen? Wo fängt man an? Vielleicht hiermit!
1. Schubladensicherheit
Schubladen enthalten interessante Dinge und Schubladen dienen Kindern gerne als herausziehbare Kletterstufen. Das muss natürlich verhindert werden! Wer es einfach haben möchte, kauft sich handelsübliche Schubladensicherungen und installiert diese. Allerdings gibt es auch die Selbermachermethode. Dazu braucht es pro Schublade nur zwei Holzzylinder, Holzschrauben sowie starkes Gummiband mit rundem Profil.
- Die Holzzylinder werden so gesägt/ gefeilt, dass sie an einer Seite plan aufliegen, auf der anderen glatt und abgerundet sind.
- Mit einem Holzbohrer quer durch den Zylinder bohren. Der Bohrer-Durchmesser sollte dem des Gummis entsprechen.
- Einen Zylinder auf Höhe der Schublade an die Seite Schrankes/ Regals setzen sowie einen auf die benachbarte Vorderseite der Schuladenblende. Mitte markieren, dann Schublade und Zylinder vorbohren.
- Zylinder mit Holzschrauben befestigen. Schublade schließen, Gummiband durch Zylinder fädeln, dann einen einfachen Kreuzknoten schlagen und die Enden abschneiden
Die Schublade wird nun zuverlässig geschlossen gehalten, kann aber immer noch mit Kraft aufgezogen werden.
2. Steckdosenschutz
Steckdosen sind für Kinder immer eine Gefahrenquelle. Eines gleich vorweg: Die komfortablere Lösung wäre es, die normalen Steckdosen im Zuge der Kinderschutzmaßnahmen zu entfernen und lieber auf eine Versorgungseinheit zu setzen. Wo das nicht gewollt/ möglich ist, sollten Stockdosenschützer installiert werden:
- Sicherung der betreffenden Steckdose umlegen, Spannungsfreiheit durch Zweiphasenprüfer sicherstellen
- Steckdosenblende losschrauben
- Kindersichere Blende einsetzen, wieder festschrauben
Auf dem Markt gibt es auch solche Schutzelemente, die einfach in die Steckdose geschoben und dort angeklebt werden. Dazu vorher die Blende wie gehabt ausbauen und mit alkoholhaltigem Reiniger säubern.
3. Sägeschutz
Was eine echte Hobby-Werkstatt ist, weist meist auch ein Sammelsurium an Sägen auf. Alle stellen potentiell eine Gefahr für Kinder dar, müssen aber dennoch so gesichert werden, dass sie einsatzbereit bleiben.
- Lose Stichsägenblätter kommen in Einmachgläser. Deren Deckel schraubt man in Greifhöhe von Erwachsenen an die Unterseite eines Regalbretts, dann kann man das Glas jederzeit lösen.
- Fuchsschwanz, Bügelsägen und Co. bekommen einen Sägeblattschutz aus einem der Länge nach aufgeschnittenen Gartenschlauchstück, welches mit Gummiband gesichert wird (auch für Äste/ Beile geeignet).
- Kreissägeblätter steckt man in einen alten Schubkarrenreifen (die Seiten radial einschneiden), den man von der Felge getrennt hat und der außerhalb der Griffweite von Kindern an der Wand festgeschraubt wird – gute Ausrede, um sich gleich ein pannensicheres Schubkarrenrad zuzulegen!
Für unbewegliche Werkzeuge (Stichwort Tischkreissäge) gibt es im Handel übrigens abschließbare Stecker-Sicherheitsboxen; für die montierten Blätter empfehlen sich übergestülpte, festschraubbare Schutzkisten aus MDF.
4. Werkzeugwand absichern
Dieser Punkt ist eine harte Nuss. Denn was sich an der Werkzeugwand befindet, muss leicht greifbar sein. Daher hängt es meist nur an Haken/ Nägeln. Da es für die elterliche Arbeit ziemlich umständlich wäre, jedes Werkzeug einzeln zu sichern, bietet sich für die Stunden, in denen der Nachwuchs dabei ist, die Plexiglas-Lösung an:
- Eine Plexiglasplatte von 3 mm Stärke kaufen, deren Abmessungen denjenigen der Werkzeugwand entsprechen.
- Ober- und unterhalb der Werkzeugwand Winkel in die Wand bzw. den hinteren Rand der Werkbanktischplatte schrauben
- An diesen Winkeln je eine Dachlatte befestigen, die der Länge nach mit einem 3,5 mm breiten, 10 mm tiefen Schnitt versehen wurde. Sie dienen als Schienen für die Scheibe
- An einem Ende werden beide Dachlatten durch eine vorgeschraubte dritte Latte per Holzschrauben zu einem liegenden U verbunden.
Dann kann die Scheibe eingeschoben werden. Sie bleibt zwar lose, aber verhindert eben effektiv einen schnellen Griff in einen womöglich scharfkantigen Schraubenzieher Um sich, wenn das Kind dabei ist, die Arbeit zu erleichtern und nicht dauernd die Scheibe aufschieben zu müssen, kann man zusätzlich unsere hölzerne Werkzeugkiste bauen. Diese wird vor Beginn des Eltern-Kind-Projekts einfach mit allen benötigten Geräten vorab befüllt und dann so abgestellt, dass man sie jederzeit aus den Augenwinkeln heraus im Blick hat.
5. Kanister & Co.
Ähnlich wie im Haus ist es auch in der Werkstatt oft nicht praktikabel, die in den Regalen stehenden Farbdosen, Ölkanister und Gebinde, usw. dauerhaft wegzuschließen – nicht selten ob ihrer schieren Menge. Da Kinder in der Werkstatt allerdings ohnehin nie minutenlang unbeaufsichtigt bleiben dürfen, reicht es hier, einen niedrigschwelligen Schutz zu applizieren. Das kann an jedem Regal geschehen und funktioniert über Gewindestäbe, die quasi als quer eingeschobene Gitterstäbe fungieren:
- Alle Behältnisse der Höhe nach sortieren. Jede Höhe bekommt ihr eigenes Regalfach.
- Die Behälter so weit wie möglich in Richtung Rückwand schieben, bis zur Vorderkante der Seitenwände müssen mindestens zwei Zentimeter Luft bleiben.
- In Abhängigkeit von der Behälter-Höhe eine ausreichende Anzahl von 10mm-Gewindestäben besorgen. Es müssen genug sein, sodass sich der Regalfach-Inhalt auch durch Kipp-/ Drehbewegungen nicht dazwischen herausziehen lässt.
- Mit genügend Materialreserve nach vorn Löcher von 10,5 mm in die Seitenwände des Regals bohren.
- Die Stäbe so kürzen, dass auf jeder Seite etwa zehn Millimeter herausschauen.
- Stäbe auf der „Greifseite“ mit Hutmuttern versehen, auf der anderen Seite Flügelmuttern aufdrehen und die scharfen Kanten des Gewindestabs abrunden
Man selbst muss so nur die Stäbe herausziehen, um an die Behälter zu kommen. Kinder hingegen können zwar hineingreifen, aber den Inhalt nicht hervorholen.
6. Sicherheitstricks
Selbst die sicherste Werkstatt kann zur Gefahr für ein Kind werden, wenn es sich der Risiken nicht bewusst ist. Mehr noch als die Absicherung des eigentlichen Werkzeugs sollte man deshalb einen Schwerpunkt auf Verhalten setzen.
- Die Werkstatt aus Kinderaugen betrachten! Dazu ruhig mal in die Knie gehen und sich umsehen. Oder auf einen Tritt steigen, um den Werkraum aus der Sicht eines auf dem Arm gehaltenen Sprösslings zu sehen und so Problemzonen zu entdecken.
- An allem, was nur lose aufgestellt ist, rütteln, um zu prüfen, ob es selbst oder sein Inhalt zur Gefahr wird (Stichwort ungesicherte Regale/ Regalböden: Diese bitte festschrauben!).
- Alles, was sich leicht bedienen lässt und zur Einklemmgefahr wird, bei Nichtgebrauch sichern – etwa den Schraubstock, den man zudreht.
- Grundregeln für das Kind aufstellen: kein Rennen, kein Klettern und niemals ohne die Eltern in die Werkstatt gehen!
- Den Boden sauber halten! Das gilt vor allem für heruntergefallene Schrauben und Ähnliches.
Mit den richtigen Sicherheitsvorkehrungen macht es umso mehr Spaß, einen kleinen Heimwerker großzuziehen. Umgekehrt muss sich aber auch niemand Sorgen machen, dass dieses schöne, lehrreiche Hobby zur Gefahr werden könnte.
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