Tapetenkleister - Welcher Kleister wofür
Tapete sucht Kleister
Das mit dem Kleister ist beim Tapezieren so eine Sache. Eigentlich klingt es ja einfach: Tapete kleistern, quellen lassen, anbringen. Doch da beginnt schon das Problem. Denn es gibt nicht nur den einen, universell einsetzbaren Tapetenkleister (auch wenn das viele behaupten). Nicht nur, dass das Angebot an verschiedenen Kleisterarten heute enorm ist. Verschiedene Faktoren, die durch die Ausgangssituation bestimmt werden, machen den Griff zum jeweils bestgeeigneten Produkt erforderlich. Hierbei ist besonders auf drei Punkte zu achten: Die Wasserdampfdurchlässigkeit der Tapete, ihr Gewicht sowie die Beschaffenheit des Untergrunds. Passt der Kleister nicht dazu, liegen die Bahnen ganz schnell wieder am Boden.
Dass heute unterschiedlichste Tapetenarten auf dem Markt existieren, macht die Sache nicht leichter. Umso entscheidender ist es, genau zu wissen, welcher Tapetenkleister mit welcher Form von Tapete verwendet werden kann, damit am Ende das Ergebnis stimmt. Deshalb geben wir hier einen kurzen Überblick über die verschiedenen Tapetenkleister, informieren darüber, welcher Kleister für welche Tapete geeignet ist, und erklären, worin der Unterschied zwischen billigen und teureren Produkten besteht.
Einfacher Tapetenkleister
Einfacher Tapetenkleister - auch bekannt unter den Namen Standard-Kleister oder Normalkleister - hat ein überschaubares Einsatzobjekt: die klassische Papiertapete. Dabei ist er genauso schlicht und natürlich zusammengesetzt wie die Tapete selber. Einfacher Tapetenkleister basiert vor allem auf einem Pulver aus Zellulose-Ethern und Stärke, das mit viel kaltem Wasser zu einer zähflüssigen Masse angerührt wird. Dabei ist es zu einer eigenen Wissenschaft geworden, wie sich der Kleister klumpenfrei ansetzen lässt. Wer in dieser Frage Rat sucht, wird hier auf diybook bald mit einem eigenen Artikel zu dem Thema belohnt.
Die Klebefähigkeit des Kleisters lässt sich variieren, je nach dem, wie viel Wasser dem Kleister beigegeben wird. Das ist wichtig, um sich der Saugkraft unterschiedlicher Tapeten bzw. Oberflächen anzupassen. Stark verdünnt ist der Kleister auch als Grundierung verwendbar, um vor dem Tapezieren die Saugkraft der Oberflächen schon einmal zu regulieren. Hinweise zu Einsatzmöglichkeiten und Mischverhältnissen finden sich für gewöhnlich auf der Verpackung des Produkts. Doch egal, wie das Mischverhältnis aussieht, für schwerere Tapetenarten ist der einfache Kleister in der Regel zu schwach. Außerdem wichtig: Einfacher Tapetenkleister härtet aus, indem das Wasser darin nach und nach verdunstet. Klar also, dass die verwendete Tapete dazu "atmen" können muss. Ist sie nicht wasserdampfdurchlässig (z.B. Vinyltapeten), kann der Kleister folglich nicht seine Klebekraft entfalten.
Inzwischen gibt es auch Kleister als Flüssigkonzentrat. Dieses muss zwar ebenfalls mit Wasser vermischt werden. Allerdings ist hier die sonst übliche Quellzeit nicht erforderlich, so dass diese Kleister innerhalb weniger Minuten einsatzbereit sind.
Spezialkleister und Maschinenkleister
Für alle Fälle, in denen Normalkleister zu schwach ist, kommt Spezialkleister zum Einsatz. Dieses oftmals auch etwas irreführend als Universalkleister bezeichnete Bindemittel basiert ebenfalls auf Zellulose und Stärke. Zugleich sind ihm aber auch Anteile an Kunstharz beigegeben, die Anfangshaftung und Klebeleistung erhöhen. Somit ist garantiert, dass sich auch schwere Tapeten wie Präge- und Strukturtapeten unkompliziert verarbeiten lassen, ohne sich danach wieder von der Wand zu lösen. Spezialkleister wird außerdem bei Raufasertapeten verwendet - muss doch der Kleister ebenso wie die Tapete einen nachträglichen Anstrich überstehen. Wer hier sichergehen möchte, dass die Raufaser auch mehrmaliges Anstreichen mitmacht, greift gleich zum speziell dafür ausgelegten Raufaserkleister. Wer dagegen für besonders schwere Tapeten die Klebeleistung noch einmal erhöhen muss, mischt dem Spezialkleister etwas Dispersionskleber bei.
Eine andere Sonderform von Tapetenkleister bildet der granulatartige Tapeziergerätekleister oder auch Maschinenkleister. Dieser nimmt beim Ansetzen eine besonders sämige Konsistenz an - Voraussetzung für einen gleichmäßiges Bestreichen der Tapetenbahnen im Tapeziergerät. Dank seiner vorteilhaften Eigenschaften ist der Maschinenkleister ebenfalls hervorragend für Raufasertapeten geignet.
Vliestapetenkleister
Wer die Vorteile einer Vliestapete nutzen will, braucht dazu den richtigen Kleister. Vliestapetenkleister schafft die passenden Voraussetzungen für diese unkomplizierte Form des Tapezierens. Vliestapeten zeichnen sich durch ihre besondere Tragschicht aus, die auch unter Wassereinfluss dimensionsstabil bleibt. Folglich entfällt bei Vliestapeten die Weichzeit. Das wiederum bedeutet aber, dass zum Tapezieren nicht unbedingt die Bahnen selbst gekleistert werden müssen. Vielmehr reicht es auch aus, per Wandauftrag ein Kleisterbett vorzubereiten, in das die Tapete dann eingesetzt wird. Hieraus ergeben sich jedoch auch spezielle Anforderungen: Der Kleister soll beim Aufbringen mit der Malerrolle möglichst wenig spritzen und benötigt zudem eine besonders gute Anfangshaftung. Vliestapetenkleister erfüllt diese Vorgaben und garantiert zudem, dass sich Vliestapeten später sogar trocken abziehen lassen. Zudem können verschiedene Produkte einen Farbmarker enthalten, der kurzzeitig anzeigt, wo bereits Kleister aufgetragen wurde.
Dispersionskleber
Verschiedene Profil- und Vinyltapeten sowie Metalltapeten sind wasserdampfundurchlässig. Ist zusätzlich noch der Untergrund allenfalls schwach saugend, fällt Kleister als Bindemittel vollständig aus. Das Wasser könnte hier nicht entweichen. Als Antwort auf dieses Problem gibt es spezielle Dispersionskleber - eine Kunstharz-Dispersion, die sich durch einen besonders geringen Wasseranteil und hohe Klebekraft auszeichnet. Diese Kleber sind bereits gebrauchsfertig erhältlich, je nach Wasseranteil stark viskos oder pastenartig und werden mit Rolle bzw. Spachtel direkt auf die Wand aufgetragen. Die Tapete wird dann ins Kleberbett gesetzt. Speziell Glasfasertapeten lassen sich auf diese Weise optimal verarbeiten.
Da Dispersionskleber sich sehr gut für fortdauernden Halt in feuchter Umgebung eignen, werden sie oftmals anteilig mit fertig angerührtem Kleister vermischt, um diesen für Tapezierarbeiten in Bad und Küche zu optimieren. Hierfür kommen aber auch andere Kleistersorten wie Raufaserkleister infrage. Eine Unterart der Dispersionskleber ist daneben der Bordürenkleber, bei dem die große Klebekraft dafür sorgt, dass die Bordüren auf sämtlichen Tapeten-Oberflächen ausreichend Halt finden. Apropos Klebekraft: Die Bindung von Dispersionsklebern ist im Allgemeinen so stark, dass man sich nach dem Auszug lieber unauffällig aus dem Staub macht, statt zu versuchen, diese Tapeten noch einmal von der Wand zu kratzen.
Tapetenkleister im Überblick
Hier zeigen wir noch einmal im Überblick, welcher Tapetenkleister sich wofür eignet. Denn beim Einkauf ist optimale Übersicht gefragt!
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Normal-kleister |
Spezial-kleister |
Raufaser-kleister |
Maschinen-kleister |
Vliestap.-kleister |
Dispersions-kleber |
Bordüren-kleber |
Papier |
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Präge |
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Textil |
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Profil |
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Vinyl |
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Raufaser |
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Vlies |
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Glasgewebe |
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Bordüre |
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Legende: Normalanforderungen (x), Spezialanforderungen (o)
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Kommentare
Hallo zusammen,
ich habe was ganz spezielles vor.Ich möchte nämlich auf Fliesen tapezieren.Dazu werde ich vorher natürlich die Fugen mit Fliesenkleber verputzen. Jetzt Frage ich mich welcher Kleister dafür in Frage kommt und ob ich die Fliese vorher noch mit Haftgrund streichen soll oder ob der Kleister alleine reicht( evtl. vorkleistern)?
Vg
Hallo Heiko, warum willst Du denn die Fugen mit Fliesenkleber verputzen? Ich würde einen Haftgrund mit Sand verwenden und dann die gesamte Wand verspachteln. Dann sollte eigentlich alles gerade sein. Darauf kannst Du dann ganz normal tapezieren. Ohne Haftgrund wird es nicht gehen. Beste Grüße
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