Tapetenarten
Ordnung muss sein
Profiltapeten, Vliestapeten, Fototapeten... Heute scheint eine endlos große Zahl an Tapetenarten zu existieren und alle bringen ihre ganz eigenen Besonderheiten, Vorzüge, aber auch Nachteile mit sich. Da wird es schon einmal schwierig, die Übersicht zu behalten. Zumal die Namen auch keine wirkliche Hilfe sind: Mal beziehen sie sich auf das Material der Tapetenoberfläche, mal auf das der Tragschicht. Sie betiteln die hervorstechendste Qualität des Materials oder auch nur eine strukturelle Eigenschaft. Wie soll da zwischen Papiertapeten, Raufaser, Prägetapeten und Vinyltapeten unterschieden werden?
Wir wollen Ordnung ins Chaos bringen und bieten hier eine kurze Übersicht zu den verschiedenen Tapetenarten. So können Heimwerker schnell herausfinden, ob sich die angedachte Tapete auch wirklich für das eigene Projekt eignet!
Der richtige Halt: Papier und Vlies
Die Papiertapete ist der Klassiker der Wandbekleidung und repräsentiert die Tapete in ihrer einfachsten Form. Schlichte, aber bunt bedruckte Papiertapeten kommen auch heute noch gerne zum Einsatz, vor allem in Kinderzimmern. Größere Bedeutung hat die Papiertapete inzwischen jedoch vor allem als Trägermaterial. Andere Tapetenarten wie Profiltapeten oder Vinyltapeten setzen u.a. auf eine Tragschicht aus Papier, die auf diese Weise die Verarbeitungseigenschaften der Tapete mitbestimmt. Denn Papier arbeitet unter Feuchtigkeitseinfluss, weshalb Papiertapeten nach dem Kleistern eine Weichzeit erfordern. Wird diese nicht eingehalten oder von Bahn zu Bahn anders gehandhabt, verziehen sich die Oberflächen beim Trocknen unterschiedlich stark. Das Ergebnis ist nicht wirklich vorzeigbar. Einfache Papiertapeten werden nach ihrem Gewicht bemessen: So weisen mittlere Papiertapeten ein Gewicht von 110-140 g/m² auf. Leichte Tapeten liegen darunter, die schweren darüber.
In den letzten Jahren hat die Papiertapete als Trägermaterial große Konkurrenz bekommen: Vliestapeten sind robust, einfach zu verarbeiten und zumeist problemlos zu entfernen. Deshalb stehen sie gerade bei Heimwerkern in der Gunst ganz oben. Das Vlies besteht aus einer Struktur aus Zellulose und Textilfasern, die besonders reißfest ist. Deshalb können mit Vliestapeten auch kleinere Risse im Putz einfach übertapeziert und somit genetzt werden. Vliestapeten sind dimensionsbeständig, d.h. sie quellen nach dem Kleistern nicht auf und bilden folglich keine Trockenspannung aus. Vliestapeten benötigen somit keine Weichzeiten, der Kleister kann genauso gut direkt an der Wand aufgetragen werden. Alternativ wird die Tapete durch die Tapeziermaschine gezogen und direkt aufgebracht. Wurde dabei der richtige Kleister benutzt, kann das Vlies später trocken von der Wand gezogen werden. Mittlerweile gibt es die meisten Tapeten, die einen Papierträger benötigen, auch als Variante mit Vliesträger.
Mit viel Struktur: Präge- und Profiltapeten
Tapeten sind nicht alle glatt. Es gibt viele Tapetenarten, die auf geprägte Oberflächen setzen und damit interessante optische Effekte hervorrufen. In ihrer schlichteren Form zählen dazu die Prägetapeten. Diese stellen sozusagen die nächste Evolutionsstufe der Papiertapete dar, denn sie bestehen aus nichts anderem. Hier werden allerdings während der Herstellung einfache Muster in das Material hineingedrückt, so dass sich eine geprägte Oberfläche ergibt. Die Prägung ist sehr druckempfindlich, weshalb diese Tapetenarten nur mit Tapezierwischern angedrückt werden sollten. Auf den Einsatz von Nahtrollern ist ganz zu verzichten. Um die Prägung formstabiler zu gestalten, werden heute vornehmlich Duplextapeten hergestellt, die gleich aus zwei Papierschichten bestehen. Doch auch hier lässt sich die Prägung durch unsachgemäßen Umgang durchaus noch dauerhaft beseitigen.
Eine andere Art von strukturierter Tapete bilden die Profiltapeten. Diese werden hergestellt, indem PVC auf einen Träger aus Papier oder Vlies aufgeschäumt wird. So lassen sich wunderbar plastische Muster erzeugen, die später für einen ganz neuen Raumeindruck sorgen. Profiltapeten sind widerstandsfähiger als etwa Prägetapeten, weshalb sie auch mit der Tapezierrolle bearbeitet werden können, ohne dabei die Profilierung einzubüßen. Außerdem sind sie wisch- und lichtbeständig. Werden sie einmal nicht mehr gebraucht, lassen sich Profiltapeten in der Regel dadurch entfernen, dass die Kunststoffoberfläche vom Papierträger abgespalten wird. Das Papier kann dann als Makulatur auf der Wand verbleiben; vorausgesetzt, es ist in einem passablen Zustand. Profiltapeten mit Vliesträger werden dagegen als Ganzes trocken von der Wand gezogen.
Die Allrounder: Raufaser- und Vinyltapeten
Wer sich keine großen Gedanken um Empfindlichkeit und Beständigkeit seiner Tapeten machen möchte, wird sich wahrscheinlich für Raufaser- oder Vinyltapeten entscheiden. Beide sind äußerst strapazierfähig, allerdings ganz unterschiedlich in der Fertigung. Der natürlichere Vertreter der beiden Tapetenarten ist die Raufasertapete. Sie besteht aus mehreren Lagen Papier, zwischen welche zusätzlich noch Holzfasern verklebt werden. Je nach Anzahl und Stärke dieser Holzspäne entstehen dabei unterschiedlich deutlich ausgeprägte Oberflächen. Raufasertapeten zählen zu den Wandbekleidungen, die für eine nachträgliche Bearbeitung vorgesehen sind, d.h. sie müssen nach dem Tapezieren noch gestrichen werden, um wirklich schön auszusehen. Dafür lässt die Tapete dann viel über sich ergehen und kann bedenkenlos mehrfach überstrichen werden. Allerdings hält die Raufasertapete dann manchmal besser an der Wand, als einem lieb sein kann. Doch das ist ein kleiner Preis für ihr zwar schlichtes, aber gemütliches Erscheinungsbild.
Vinyltapeten sind ebenfalls sehr widerstandsfähig und dabei sogar abwaschbar. Deshalb kommen sie vorwiegend in Feuchträumen oder Küchen zum Einsatz. Die Oberfläche besteht aus einer Kunststoffbeschichtung, die auf einen Träger aus Papier oder Vlies aufgetragen wird. Bei der Herstellung werden oftmals ansprechende Muster und Verzierungen per Heißprägung in die Beschichtung eingebracht, so dass sich Vinyltapeten trotz aller Winderstandfähigkeit durchaus dekorativ geben. Allerdings enthalten sie auch Weichmacher, weshalb sich Vinyltapeten nicht fürs Kinderzimmer eignen. Wie die verwandten Profiltapeten lassen sich Vinyltapeten entweder von ihrem Papierträger abspalten oder werden als Vliestapete trocken von der Wand gezogen.
Die Extravaganten: Textil-, Metall- und Fototapeten
Wer es gerne etwas opulenter mag, wird auf Tapetenarten mit ganz besonderen Oberflächen zurückgreifen. Den Klassiker bilden hier die Textiltapeten. Bei diesen werden Textilstoffe auf einen Träger aus Papier oder Vlies aufgebracht, um einen besonders wohnlichen Raumeindruck zu erzeugen. Dabei werden entweder Kettfäden unverbunden in Längsrichtung auf die Tapete aufgetragen oder auch Gewebe bzw. Filzstoffe eingesetzt. Je nach Material können so sehr schöne und bunte Oberflächen entstehen, die sich aber nicht unbedingt für Tierliebhaber eignen: Katzen mögen Textiltapeten besonders gern, da das Material ihren Krallen wunderbaren Halt bietet. Mit einem Tapezierroller können Textiltapeten meist ohne Probleme an die Wand gebracht werden. Bei feinerem Material helfen Tapezierbürste und -wischer.
Bei Metalltapeten wird eine Schicht aus Aluminium auf den Papier- bzw. Vliesträger aufgebracht. Diese Schicht kann in vielerlei Art durch Lasieren, Oxidieren oder auch Ätzung dekorativ gestaltet sein und so ganz besondere Glanzeffekte hervorrufen. Allerdings ist die Metalloberfläche auch sehr emfindlich gegen Druck oder Bewegung. Einmal erzeugte Störungen sind nicht mehr rückgängig zu machen. Angedrückt wird diese Tapetenart daher nur mit einem Tapezierwischer, der zusätzlich mit einem Tuch gedämpft wurde. Doch am besten lässt man solche Tapeten lieber gleich vom Profi anbringen. Denn Metalltapeten sind aufgrund ihrer komplexen und oftmals individuellen Fertigung eher kostspielig.
Fototapeten haben sich in den letzten Jahren zu einem neuen Trend entwickelt. Dank der Digitaldrucktechnik können nun ganz persönliche Motive an die Wand gebannt werden - und das raumhoch! Die Motive verteilen sich in solchen Fällen über mehrere Bahnen. Auf den Versatz ist daher bei Fototapeten ganz besonders zu achten. Auch müssen bei Papierträgern die Weichzeiten penibel eingehalten werden, damit sich das Motiv nicht verzerrt. Da die glatte Oberfläche sehr kratzempfindlich ist, werden Fototapeten nur mit dem Tapezierroller angedrückt. Insgesamt lohnt sich in den Augen vieler Nutzer aber die Mühe, um sich zur Belohnung die liebsten Erinnerungen direkt an die Wand bannen zu können.
Eine gute Basis: Unterlagsstoffe
Es kommt oft vor, dass der Untergrund beim Tapezieren Schwierigkeiten bereitet, weil er z.B. unterschiedlich stark saugende Zonen aufweist. Oder aber das Tapetenmaterial ist so fein, dass es durchscheinend wirkt. Weist der Untergrund dann noch eine unterschiedliche Färbung auf, macht sich der Effekt später unangenehm an der Wandbekleidung bemerkbar. In solchen Situationen kommen Unterlagsstoffe zum Einsatz. Die einfachen Vertreter dieser Gattung sind eigentlich nichts anderes als isolierte Tragschichten aus Papier (Rollenmakulatur) oder Vlies (Saniervlies). Sie werden ebenso an der Wand aufgebracht wie richtige Tapeten, entsprechend müssen bei der Makulatur z.B. auch Weichzeiten eingehalten werden. Unterlagsstoffe vereinheitlichen den Untergrund und reduzieren die Trockenspannung der richtigen Tapeten.
Daneben gibt es noch andere Unterlagsstoffe, so etwa Dämmungsplatten aus PU-Schaum oder Schalldämmung aus Latexschaum. Inzwischen existieren sogar Materialien, die eine Reduzierung des Elektrosmogs durch PC oder Handy versprechen. Unterlagsstoffe verbessern also nicht nur den Untergrund vor dem Tapezieren, sondern können durchaus auch ganz eigene positive Eigenschaften mitbringen. Über den Einsatz von Unterlagsstoffen ist von Fall zu Fall situationsbedingt zu entscheiden.
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