Erdbewegungen wie ein Vollprofi: Alles über Auwahl und Handhabung von Schippe und Spaten

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Aktualisiert am 05.08.2024
„Schipp, schipp, hurra!“ heißt das Motto nicht nur, wenn größere Mengen Beton oder Mörtel anzumischen sind, sondern ebenso bei zahllosen Tätigkeiten im Garten. Allerdings sind die dafür nötigen Werkzeuge ziemlich vielfältig, was die Form anbelangt – und jedes davon hat nur einen eingeschränkten Einsatzbereich, in dem es wirklich gut zu gebrauchen ist. Doch selbst mit der richtigen Schaufel oder Spaten kann es noch ziemlich knifflig werden. Denn dabei ist es ganz leicht, sich verschiedene Schmerzen und Blessuren zuzuziehen. Für alle, die auf die althergebrachte Art Erde und andere Materialien bewegen müssen, zeigen wir daher jetzt alles, worauf es ankommt.

Wichtigster Punkt: Schaufel  Spaten

  • stock.adobe.com © Miljan Živković | Als primäres Erdlockerungswerkzeug zeichnet sich der Spaten durch eine (beinahe) gerade Linie von Blatt…
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Bevor wir tiefer in die Materie eindringen, müssen wir zunächst auf etwas Grundsätzliches hinweisen – weil es oftmals falsch gemacht wird: Schaufel und Spaten sind zwei völlig unterschiedliche Werkzeuge mit anderen Formgebungen und Einsatzzwecken:

  • Schaufel: Sie wird primär zum Bewegen von bereits losem Erdreich und anderem Schüttgut von A nach B genutzt – egal ob von der Schubkarre ins Beet oder vom Sandhaufen in die Mischmaschine. Bedeutet, das Blatt befindet sich in den meisten Phasen des Bewegungsablaufs in der Waagerechten, ähnlich wie ein Löffel. Damit das ergonomisch machbar ist, gibt es zwischen Blatt und Stiel einen merklichen Winkel. Für hebelnde Arbeiten in sehr festem Material ist das Blatt fast immer zu dünn.
  • Spaten: Sein Haupteinsatzzweck ist das Lösen von Erdreich und ähnlich festem, verkrautetem Material – und ein anschließendes Wenden, etwa zum Umgraben eines Beets. Sein Blatt ist beim Lockern in der Senkrechten und wird nur anders gehalten, um feste Erdklumpen o.Ä. zu wenden oder durch einen Schlag zu zerteilen. Dazu gehen Blatt und Stiel eine weitgehend gerade Linie ein. Das Blatt ist deutlich stärker als das einer Schaufel und fast immer an der Rückseite verbreitet, um das Eindringen mit aufgesetztem Fuß zu unterstützen.

Wohl gibt es Sonderfälle bzw. Mischkonzepte wie etwa den Feld- und Klappspaten oder die seit einigen Jahren aus Nordamerika zu uns dringende Spatenschaufel. Im Prinzip sind es jedoch lediglich ähnlich aussehende Werkzeuge, die einen mitunter eng verwandten, aber dennoch unterschiedlichen Einsatzzweck haben.

Nur eine Gemeinsamkeit gibt es: Wer blind kauft und vor allem nicht bereit ist, mehr als die heute gängigen 15, 20, 30 Euro für Baumarktware auszugeben, wird sich rasch ärgern – und vielleicht verletzen.

 

Der Stiel: Auf Material und Maserung kommt es an

Mittlerweile gibt es Spaten und Schaufeln (vor allem erstere), deren Stiele aus Glasfaser-verstärkten Kunststoffen (GFK) bestehen. Meist sind sie im oberen Preisbereich angesiedelt, das bedeutet gut und gern dreistellige Beträge. Prinzipiell handelt es sich dabei um ein Material mit gleich mehreren positiven Eigenschaften. Im Gegensatz zu vielen Holzarten hat es eine mitunter erheblich höhere Bruchfestigkeit. Außerdem ist es weitgehend wartungsfrei und verträgt Feuchtigkeit und Trockenheit, ohne sich auszudehnen, zu schrumpfen oder zu verfaulen.

Holz ist nicht unbedingt schlechter, aber eben ein Naturmaterial. Wer einen Holzstiel wählt, muss daher genauer hinschauen, damit der günstigere Preis kein Nachteil wird. Doch worauf kommt es hier an?

  • Es handelt sich entweder um Esche oder Hickory. Alle anderen Holzarten, vor allem im Billig-Segment, sind abzulehnen.
  • Beim Blick auf die Enden verlaufen die Holzfasern im 90-Grad-Winkel quer zum Blatt, keinesfalls parallel. Nur so ist die Biegesteifigkeit in Richtung der üblichen Krafteinwirkung am größten.
  • Beim Spaten gibt es entweder einen T- oder D-förmigen Griff am Ende. Idealerweise aus dem Vollmaterial herausgearbeitet, zumindest aber absolut wackelfrei eingepasst.
  • Der senkrecht stehende Spaten geht mit dem Stiel bis etwa eine handbreit über den Bauchnabel bzw. wo sich die beiden untersten Rippen in der Mitte treffen.
  • Bei einer Schaufel passt die Stiellänge ebenfalls zur Körpergröße: 1.200 mm (150 – 165 cm), 1.300mm (165 – 175 cm), 1.500 mm (> 175 cm).
  • Der Schaufelstiel hat die Biegung ausschließlich im unteren Bereich bis etwa zur Hälfte. Der restliche Part zum Bediener hin ist möglichst gerade.

Daneben lohnt es sich immer, die Stiele genau anzuschauen: Idealerweise gibt es gar keine Astspuren in der Maserung. Die Hand kann bequem gleiten, aber dennoch kräftig zupacken, ohne dass das Werkzeug sich verdreht.

 

Die Verbindung: Bitte sauber!

  • stock.adobe.com © avtk | Die neuralgische Stelle jeder Schaufel ist der Übergang von Blatt und Tülle. Hier muss das Material besonders…
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Der nächste Blick geht zu dem Punkt, an dem Blatt und Stiel ineinander übergehen. Hier sollte es keinerlei Spielraum geben. Jeder Spalt kann später zu einer wackligen Stelle werden. Zudem können hier Schmutz und Wasser eindringen und so Stiel und Tülle des Blattes im Verborgenen schädigen.

Ein absolutes Ausschlusskriterium ist bereits eine im Geschäft wackelnde Verbindung. Hier sollte man höchstens die Verkäufer hinweisen – und dann ein anderes Exemplar nehmen.

 

Das Spatenblatt

Die zurückliegenden Informationen gelten für Schaufel und Spaten gleichermaßen. Beim Blatt müssen wir jedoch aufteilen. Es gilt:

Je schwerer der Boden, desto kleiner das Blatt;
Je steiniger / verwurzelter der Boden, desto spitzer das Blatt.

Viele Bau- und Gartenmärkte bieten nur eine Universalform an. Daher ist es besser, sich zu einem Fachhändler zu begeben. Weitere Kriterien:

  • Das Blatt sollte nicht (erheblich) dünner als 3 mm sein.
  • Die Trittkante ist möglichst breit, um selbst mit dünnen Schuhsohlen bequem zu sein.
  • Die Blattvorderkante ist sauber angeschliffen.

Hochwertige Spaten erkennt man zudem oft an Angaben zum genutzten Stahl und der Härte.

 

Das Schaufelblatt

Das Schaufelblatt ist fast immer erheblich größer als dasjenige des Spatens, dafür aber dünner. Hier gilt aber eine ähnliche Grundregel:

Je schwerer das Schüttgut, desto kleiner das Blatt;
Je fester / gröber das Schüttgut, desto spitzer das Blatt.

Bedeutet, die beliebte geradkantige „Holsteiner Schaufel“ ist ein Werkzeug für Sand, Zementpulver und fein gesiebte Komposterde. Die eher herzförmige „Frankfurter Schaufel“ ist dagegen für groben Kies oder einen von Würzelchen durchsetzten Komposthaufen geeignet.

Bitte unbedingt auf den Übergang vom Blatt zur Tülle achten. Hier sollte es viel und dickes Material geben. Unbedingt sollte die Tülle auf der Rückseite sorgfältig mit einer glatten Naht verschweißt sein.

Zudem sollte man die Schippe im Geschäft in die Hand nehmen: Bei aufrechter Körper- bzw. Arbeitshaltung muss der vordere Teil des Blattes waagerecht auf dem Boden liegen. Andernfalls passt entweder die Biegung oder Stiellänge nicht.

 

Richtig Spaten

  • stock.adobe.com © Елена Даутова | Rücken gerade mit viel Körpergewichtseinsatz. Dieser Linkshänder zeigt, wie es richtig gemacht wird.
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Beim Spaten wie Schaufeln gilt gleichermaßen:

„Zu starkes Bücken geht auf den Rücken!“

Bedeutet, neben einem ausreichend langen Stiel ist es wichtig, dauernd auf eine möglichst aufrechte Körperhaltung zu achten. So geht’s etwa beim Umgraben:

  1. Rechtshänder greifen den Spaten mit der Rechten am hinteren Griff und der vorderen Hand zirka in Stielmitte.
  2. Spaten fast senkrecht in die Erde einstechen und dabei über den linken Fuß (Rechtshänder) möglichst viel Körpergewicht einbringen.
  3. Spaten am Ende vorsichtig etwas vor- und zurück bewegen, um den Erdbrocken zu lockern. Nicht zu viel, sonst leidet der Stiel.
  4. Etwas in die Knie gehen, dabei den linken Arm gerade halten und mit dem rechten nach unten drücken, um eine Hebelbewegung zu erzeugen, während man gleichzeitig die Knie wieder durchdrückt.
  5. Erdklumpen gerade genug anheben, um ihn freizumachen, dann Spaten locker drehen und dem Klumpen mit der Kante einen Hieb geben, um ihn zu zerteilen.

Wichtig ist vor allem, den Spaten nicht als „Erdhebel“ zu missbrauchen und möglichst keine Kraft aus dem Rücken zu entwickeln.

 

Richtug schaufeln

Beim Schaufeln muss das Schüttgut meist höher gehoben werden als beim Spaten. Daher ist es hier noch wichtiger, auf die Rückenhaltung zu achten, um Schmerzen und Schäden vorzubeugen. So machen es echte Profis:

  1. Rechtshänder greifen die Schaufel mit der Rechten am hinteren Ende und der vorderen Hand, sodass der Rücken möglichst senkrecht bleibt und die Blattvorderkante waagerecht auf dem Boden liegt.
  2. Eine Aufstellung einnehmen, durch welche die Quelle des Guts dicht am Ziel (etwa die Schubkarre) steht, damit man sich nur minimal verdrehen muss. Bei Rechtshändern liegt das Ziel immer rechts von der Quelle, in diese Richtung lässt sich das Handgelenk einfacher drehen.
  3. Linken Fuß nach vorn stellen. Stiel quer über Knie und Oberschenkel halten und die Knie beugen.
  4. Körpergewicht nach vorn verlagern und zusammen mit einer schiebenden Bewegung des linken Oberschenkels das Schaufelblatt ins Schüttgut stoßen. Immer so weit unten wie möglich, damit möglichst viel Schüttgut durch die Bewegung auf das Schaufelblatt fällt!
  5. Rücken durchgestreckt halten, mit sich streckenden Knien und herabdrückender Rechter die Schaufel aus dem Material bringen. Aus den Beinen heraus drehen (Oberkörper dreht sich praktisch gar nicht) und Schüttgut am Ziel abkippen.

Heißt, es wird hier nur mit Armen und Beinen gearbeitet. Ein routinierter „Schaufler“ sieht deshalb ein wenig so aus, als würde er nur leichte Kniebeugen machen.

 

Richtig pflegen

Spaten und Schaufel benötigen nicht viel Zuwendung – aber ein Minimum:

  1. Alles anhaftende Material nach der Arbeit sorgfältig entfernen.
  2. Blankes Metall hauchdünn mit säurefreiem Öl bestreichen (gerne biologisch abbaubares Sägekettenöl nutzen).
  3. Insbesondere beim Spaten die Vorderkante regelmäßig mit einer Feile (keinesfalls Winkelschleifer, das kann die Härtung ruinieren) wieder anschärfen.

Werden die Werkzeuge dann noch trocken und gut belüftet gelagert, werden sie viele Jahre lang ihre Dienste tun.

 

Bildquellen:
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