Renovieren für Anfänger – mit Virtual Reality

Heimwerken ist eine sehr weit verbreitete Freizeitbeschäftigung, mit der sich wohl jeder schon einmal befasst hat – selbst wenn nur ein Nagel in die Wand geschlagen werden musste, um ein Bild aufzuhängen. Irgendwo hört der Spaß dann aber auf, weil die Kenntnisse, Fähigkeiten und damit auch die notwendigen Erfahrungen fehlen, um beispielsweise eine Wand fachmännisch anzustreichen. Anleitungen und Videos aus dem Netz, die sich zum Lernen nutzen lassen, sind ein erster Schritt, das Defizit aufzuholen. In Zukunft soll es jedoch noch viel praktischer und plastischer gehen, wie die amerikanische Baumarktkette Lowe’s nun beweisen will. Und der Schlüssel zum Erfolg heißt: Virtual Reality!

Den virtuellen Hammer schwingen

Virtual Reality – das kennen die meisten hierzulande bestenfalls von Computerspielen. Doch die Technik hält nun auch Einzug in den DIY-Bereich. Hintergrund ist, dass Lowe's seinen Kunden das Einkaufserlebnis im Baumarkt angenehmer gestalten und im Heimwerken bislang unerfahrene Klientel durch eine gezielte und praxisnahe Wissensvermittlung an das Thema heranführen möchte. Das Unternehmen betreibt dazu bereits seit mehreren Jahren ein spezielles Forschungslabor und ist seit 2014 dabei, in ausgewählten Filialen sogenannte "Holorooms" zu installieren, mit deren Hilfe interessierte Kunden die eigene Wohnung virtuell renovieren können.

Aktuell lernt man dort gerade das fachgerechte Verlegen von Fliesen, was die Teilnehmer an den Kursen mithilfe von Vive-Controllern sehr realistisch selbst üben und sozusagen haptisch miterleben. Mit authentischem Handgefühl sozusagen, das zusätzlich per Kopfhörer sogar noch die beim Fliesenlegen übliche Geräuschkulisse erzeugt, um dem aktiven Heimwerker mitzuteilen, wenn eine der Keramikscheiben versehentlich zu Bruch gegangen ist. Selbst Gerüche von Farbe oder Fliesenkleber können heute bereits simultan übermittelt werden, wenngleich die VR-Technik, in ihrer Gesamtheit gesehen, noch immer in den Kinderschuhen steckt.

Zukunftsmusik?

Bei Lowe’s soll nun das Feedback der Kunden zur VR-Technologie abgewartet werden. Wobei man bereits jetzt im hauseigenen Labor zu der Erkenntnis gelangt ist, dass der Lerneffekt per Datenbrille bei 36 Prozent der Teilnehmer höher und einprägsamer ausfällt als beim Anschauen eines traditionellen Videos.

Auch wenn Virtual Reality hierzulande in der breiten Öffentlichkeit weiterhin stark mit Computerspielen in Verbindung gebracht und somit meist nicht ernst genommen wird, gab es selten ähnliche Technologien, die ein solches Potenzial hatten, um viele andere Bereiche der Wirtschaft mitzuprägen. Neben der Heimwerker-Branche seien stellvertretend nur die industrielle Produktion, Marketing, Tourismus, digitale Kommunikation oder die Bildung genannt. Es bleibt zu hoffen, dass hierzulande nicht wieder ein Zug verpasst wird, der anderswo schon längst zur Abfahrt bereit steht!

 

Bildquelle: © ChenPG - Fotolia.com

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