Studie belegt: Deswegen wird es mit dem Schimmel immer schlimmer

Diese Erkenntnis ist nicht generell neu, aber dennoch besorgniserregend: Innerhalb der europäischen Länder leben immerhin 84 Millionen Menschen in feuchten Wohnungen. Ein alarmierender Wert! Neben den Kosten, die für eine Sanierung betroffener Bauten erforderlich wären, ermittelte das Fraunhoferinstitut für Bauphysik in einer aktuellen Studie weitere 82 Milliarden Euro pro Jahr, die für Aufwendungen zur Diagnostik, Heilung und medizinischen Rehabilitation damit verbundener Atemwegserkrankungen wie Asthma und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) anfielen. Doch wie konnte das Problem überhaupt solche Ausmaße annehmen?

Detaillierte Erkenntnisse

Die besondere Bedeutung der Studie liegt laut Prof. Dr. Gunnar Grün, Leiter der Abteilung Energieeffizienz und Raumklima des Fraunhofer IBP, darin, dass erstmals der Nachweis gelungen sei, dass 2,2 Millionen Bürger an Asthma als direkte Folge vom Leben in ungesunden Gebäuden litten. Und weiter: Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen von dieser gefährlichen Krankheit betroffen werden, sei um 40 Prozent höher, wenn sie in feuchten oder bereits von Schimmel befallenen Gebäuden leben.

Als Auftraggeber der in 32 europäischen Ländern durchgeführten und insgesamt sehr aufwendigen Querschnittsstudie tritt die VELUX-Gruppe in Erscheinung, bekannt durch ihre als hochwertig geltenden Dachfenster, Flachdach-Lösungen und Lüftungsanlagen. Die Studie legt Wert auf präzise Informationen und enthält auch viele detaillierte Fallbeispiele.

Die Tücken modernen Bauens

Das Hauptproblem bezüglich der besorgniserregenden Zunahme von Atemwegserkrankungen liegt gemäß der Studie jedoch nicht etwa bei der sanierungsbedürftigen Altbausubstanz, sondern in den bereits energieeffizient modernisierten und somit nahezu hermetisch abgeschlossenen Gebäuden. Einen Lösungsansatz hat der weltgrößte Dachfensterhersteller ebenfalls bereits parat: Neue gesetzliche Vorgaben für ein gesundes Innenraumklima müssten her, nicht nur für Neubauten, sondern auch für Bestandsgebäude.

Dabei setzt Till Reine, Leiter Public Affairs & Produktmanagement Nachhaltige Gebäudetechnologien bei der Velux Deutschland, auf die bevorstehende Überarbeitung der EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden sowie auf das neue Gebäudeenergiegesetz, das momentan von der deutschen Bundesregierung vorbereitet wird. Den bereits Asthmageschädigten werden diese Gesetze zwar nur wenig helfen. Dennoch muss der Verhinderung von Feuchtigkeit in Gebäuden eine weitaus höhere Aufmerksamkeit gewidmet werden, als das bisher der Fall ist. 

Aufklärung entscheidend

Weitere Lösungsansätze: Bereits eine sichtbare Schimmelentwicklung auf einer betroffenen Fläche von 20 Quadratzentimetern signalisiert dringenden Handlungsbedarf. In genau diese Richtung forscht Fraunhofer und entwickelt Lösungen für die Praxis, die bei der Vermeidung und Bekämpfung unerwünschter Feuchtigkeit in den unterschiedlichsten Baukomponenten helfen; wie zum Beispiel die wärmebrückenreduzierten Bewehrungsanker für Balkone.

Dennoch geben sich die Analytiker aus dem bayerischen Valley nicht übertrieben optimistisch und meinen, dass die Schimmelbildung in Wohngebäuden perspektivisch gesehen zunächst weiter zunehmen wird. Schuld daran seien neben unzureichenden Baukonstruktionen die Bewohner der Gebäude, denen es an der erforderlichen Aufmerksamkeit für eine ausreichende Lüftung mangele. Lassen wir die beiden Thesen einmal unkommentiert so stehen. Denn der Erkenntnisstand der Bürger zum ohnehin arg strapazierten Dauerthema "Richtig lüften" wird innerhalb der 32 analysierten europäischen Länder doch recht unterschiedlich ausfallen.

 

Bildquelle: © burdun - Fotolia.com

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