Projekt Baumhaus – Was muss ich beachten?
Der rechtliche Aspekt
Dass Wohnungsmieter nicht einfach die Obstbäume im gemeinschaftlichen Vorgarten zur Bebauung verwenden können, dürfte verständlich sein. Eigentümer, deren Grundstücke innerhalb des Bebauungsplanbereiches ihrer Gemeinde liegen, haben da schon weitaus bessere Karten und benötigen in vielen Fällen überhaupt keine Genehmigung. Neben einer Reihe anderer wichtiger Kriterien spielt, zumindest in Deutschland, in den länderspezifischen Regelungen die Größe des geplanten Hauses in den Baumgipfeln eine wesentliche Rolle.
Genehmigungsfrei innerhalb des B-Planbereichs sind:
- 10 m³: Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen
- 30 m³: Bremen, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein
- 40 m³: Baden-Württemberg und Niedersachsen;
- 50 m³: Rheinland-Pfalz
- 75 m³: Bayern und Brandenburg
Neben den länderrechtlichen Bestimmungen kann es auch wichtige örtliche Besonderheiten geben, sodass ein Besuch im Bauamt bereits während der frühen Planungsphase eines Baumhauses dringend angeraten ist. Und auch die Nachbarn sollten rechtzeitig in die Pläne eingeweiht werden; besonders dann, wenn unmittelbar in deren Einsichtsbereich gebaut werden soll.
Wichtige Fragen vor dem Bau
Die wohl elementarste Voraussetzung bildet das natürliche Umfeld auf dem Grundstück, also die Bäume selbst. Besonders geeignet sind solche Exemplare, die ihre Wachstumsphase im Wesentlichen bereits beendet haben, über stabile und genügend tiefe Wurzeln verfügen und gesund sind. Nadelbäume sind da wenig geeignet, da ihnen wirklich tragfähige Äste fehlen. Optimale Träger sind dagegen Buche, Kastanie oder Eiche – besonders dann, wenn sie über einen Durchmesser im Stamm von ca. einem Meter verfügen. Fehlt diese natürliche Stabilität, können auch Stützen oder Stahlseile verwendet werden, um eine gefährdungsfreie Statik des neuen Baumhauses zu erreichen. Die im Wohnbetrieb auftretende Stützlast auf den Bäumen sollte bei der Planung ebenso Berücksichtigung finden wie die Sicherheit bei Stürmen oder ähnlich kritischen Wetterverhältnissen.
Sollte der Bau in luftiger Höhe aufgrund seiner Größe genehmigungspflichtig sein, werden die wenigsten Baumhausbauer ohne fachliche Hilfe auskommen. Detaillierte Baupläne sind notwendig, denn die Behörden wollen statische Berechnungen sehen, und eine normgerechte, technische Zeichnung muss ebenfalls her. Da es sich bei diesen Freiluftbauten in der Natur fast ausschließlich um Einzelanfertigungen handelt, muss für die Planungsunterlagen von erfahrenen Fachbetrieben mit Kosten zwischen knapp unter Euro 1.000,- bis ca. Euro 1.800,- gerechnet werden.
Baumhaus planen
Der gestalterischen Fantasie sind bei der Planung der grünen Wohnoase in den Baumwipfeln kaum Grenzen gesetzt. Mit Zunahme von Individualität, Wohnkomfort und Größe erhöhen sich naturgemäß auch die Baukosten sowie die Anforderungen an das zu verwendende Material. Abgesehen davon sind die traditionellen Baumärkte nicht unbedingt die ideale Einkaufsquelle für das benötigte Bau- und Stützmaterial. Es braucht eine Reihe von Spezialwerkzeugen, und schließlich sollten Baumhausbauer bis zu einem gewissen Grad schwindelfrei sein. Eine Alternative zum Eigenbau wäre das Hinzuziehen einer erfahrenen Fachfirma, die schon während der Planung hilfreich bei allen organisatorischen und technischen Fragen zur Seite steht.
Wer bereits jetzt an die Preise denkt: Um Euro 5.000,- geht sich eine relativ einfache Konstruktion noch aus. Zwischen Euro 8.000,- und ca. Euro 20.000,- sollten auf dem Konto sein, wenn das Baumhaus später temperaturisoliert sein soll, um beispielsweise für Wohnzwecke zu dienen. Das meint zumindest der Chef von Baumbaron, der seit 2007 gemeinsam mit seinen vier Mitarbeitern auf eine Erfolgsbilanz von 136 erfüllten Träumen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zurückblicken kann. Darunter sind fünf Baumhotels, 50 Spielhäuser für die Kleinsten sowie 45 komfortable Wohnbaumhäuser – voll gedämmt, beheizbar und selbst im Winter zu benutzen. Die Baubegleitung erfolgt auf Wunsch bereits bei der Bearbeitung der anfallenden Anträge bis zum feierlichen Finale, bei dem die Strickleiter im neuen Lebensparadies locker und entspannt nach oben gezogen werden kann.
Selber klettern oder lieber auf Erfahrungen bauen?
Wer es sich zutraut und sein Luftschloss unbedingt selbst bauen will: Das Netz ist voll mit vielen nützlichen Anleitungen, komplette Do-It-Yourself-Seiten sind im deutschsprachigen Raum allerdings Mangelware. Dennoch liegen umweltnahe Unterkünfte voll im Trend. Das bisher größte Baumhaus, dass von den Baumbaronen in Deutschland gebaut wurde, hat eine Wohnfläche von 40 m² und ist sogar behindertengerecht ausgestattet. Das mit rund 1.000 m² und zehn Stockwerken weltweit größte Exemplar steht jedoch weiterhin in den USA. Die Korowai, ein auf Papua-Neuguinea angesiedeltes Volk, haben es allerdings geschafft, ihr Baumhaus in einer Höhe von 50 Metern zu bauen – ganz ohne Schrauben, ohne Statiker und erst recht ohne einen Architekten.
Heimische Selberbauer sollten hier aber nicht zu optimistisch auftreten. Eine Fachfirma benötigt für ein etwas aufwendig gebautes Baumhaus bis zu 30 Tage bei der Vorfertigung in der eigenen Werkstatt und nochmals die gleiche Zeit für die Montage vor Ort. Dazu kommen Entwürfe und Planungen, die periodisch mit dem Bauherrn abgestimmt werden, sowie etwaige Bearbeitungsfristen bei den Behörden. Wer sein Baumhausprojekt als Selbstbauer und ohne Plan in Angriff nimmt, muss demgegenüber ungefähr die dreifache Zeit veranschlagen. Ein Baumhaus Marke Eigenbau ist also definitiv kein schneller Wurf!
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Kommentare
wir könnten auf 2 abgesägte Tannen ein Baumhaus bauen, würde das funktionieren?
Hallo Christine,
ja das kann schon funktionieren. Aber wir kennen die Bäume und die Situation vor Ort natürlich nicht.
Viele Grüße
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