Barrierefreies Badezimmer planen

Wegweiser zum barrierefreien Badezimmer
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Die Einrichtung eines barrierefreien Badezimmers soll über Hürden hinweghelfen und allen Menschen, ob klein oder groß, ob im Rollstuhl oder an Krücken, eine ausreichend bequeme Nutzung erlauben. Doch die Anforderungen sind nicht immer gleich. So wird in den einschlägigen Regelwerken grundsätzlich zwischen öffentlichem und privatem Zugang unterschieden. Außerdem variieren die Regeln je nach nationalen Vorgaben. Es ist also gar nicht so einfach, ein barrierefreies Badezimmer zu planen. Deshalb stellt diese kleine Übersicht die wichtigsten Vorgaben in Zahlen vor und erklärt, welches Gesetz bei privaten Badezimmern am Ende immer absoluten Vorrang genießt.

Badezimmer barrierefrei bauen

Welche Gestalt ein barrierefreies Badezimmer annehmen sollte, ist in Österreich in der ÖNORM B 1600:2011 festgehalten und in Deutschland durch die DIN 18040 bestimmt. Letztere teilt sich dabei mit der DIN 18040-1 in die öffentlichen und mit der DIN 18040-2 in die privaten Bestimmungen. Unterschiede zwischen diesen beiden Bereichen betreffen Fragen der allgemeinen Benutzbarkeit. So muss ein öffentliches WC so eingerichtet sein, dass zu beiden Seiten der Toilette ein Manövrier- und Assistenzbereich von 90 cm Breite zur Verfügung steht. Privat reicht es dagegen aus, wenn nur auf einer der beiden Seiten die 90 cm frei bleiben.

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    © diybook | Die Grafik zeigt einen Waschtisch, wie er nach DIN 18040-2 einzurichten ist. Im Vordergrund stehen dabei die leichte…
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Der Grund liegt darin, dass öffentliche Wasch- und WC-Räume nach Möglichkeit jedem vorstellbaren Benutzer entsprechen sollen, während private Räumlichkeiten auf die konkreten Bedürfnisse eines bestimmten Nutzers zugeschnitten werden. Daher muss auf öffentlichen WCs das Überwechseln von einem Rollstuhl auf die Toilette von beiden Seiten ermöglicht werden. Zuhause dagegen fällt die Wahl auf die vom Nutzer bevorzugte Seite.

Nun stellt sich natürlich die Frage, welche Vorgaben noch zu beachten sind, wenn man ein barrierefreies Badezimmer planen möchte. Deshalb haben wir die gängigsten Werte, Maße und Empfehlungen an dieser Stelle einmal übersichtlich zusammengestellt.

Allgemeiner Zuschnitt

Der allgemeine Zuschnitt eines barrierefreien Badezimmers orientiert sich im Grunde immer an den gleichen Vorgaben: Der Zugang muss nach außen öffnen, damit die Tür auch im Notfall nicht blockiert. Vor jeder sanitären Einrichtung ist ein Freiraum von 150 x 150 cm einzuplanen. Diese Flächen dürfen sich jedoch überschneiden. Accessoires und Monturen wie Duschhebel, Seifenspender oder Handtuchhalter sollten sich auf einer bequem greifbaren Höhe um die 80-90 cm befinden.

Objektvorgabe

Österreich

Deutschland

Breite Badezimmertür

80 cm

90 cm

Transferbereich

150 x 150 cm

Höhe Accessoires

80-100 cm

85-105 cm

Maße Wickeltisch, klappbar

70 x 70 cm

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Barrierefreies WC

Ein barrierefreies WC ist die wohl anspruchvollste Ausstattung im barrierefreien Badezimmer. Die WC-Schüssel sollte mit der Oberkante 46-48 cm über dem Boden montiert sein und für die leichtere Benutzung Überlänge besitzen. Zu jeder Seite befinden sich horizontale (Klapp-)Haltegriffe, die 15 cm über das WC hinausragen und an denen Toilettenpapierhalter sowie eine Fernspülung angebracht sein können. Neben der Toilette muss sich ein freier Raum von 90 cm Breite befinden.

Objektvorgabe

Österreich

Deutschland

Höhe OK WC-Sitz

46-48 cm

Länge WC-Sitz

65 cm

70 cm

Assistenzbereich WC

90 cm

Höhe WC Stützgriffe

75 cm

Höhe WC + 28 cm

Länge WC Stützgriffe

WC-Länge + 15 cm

Lichte Breite WC-Stützgriffe

70 cm

65-70 cm

Position WC-Spülung

seitlich, Höhe 85 cm

 

Barrierefreier Waschtisch

Das Waschbecken wird am besten als Teil eines barrierefreien Waschtisches arrangiert. In separaten WCs ohne Waschgelegenheit reicht allerdings ein einfaches Becken. Handelt es sich um ein Familienbad, sollte der Waschtisch zwei Becken aufweisen. Die Höhe des Tisches beträgt 80-85 cm. Er muss für Rollstuhlfahrer bequem unterfahrbar sein, so dass der Oberkörper bis an die Kante reichen kann. Der Spiegel schließt sich unten direkt an den Tisch an und sollte lang genug sein, um jederzeit einen bequemen Blickwinkel zu garantieren.

Objektvorgabe

Österreich

Deutschland

Höhe OK Waschtisch

80-85 cm

max. 80 cm

unterfahrbare Breite

100 cm

90 cm

unterfahrbare Tiefe

mind. 45 cm

mind. 55 cm

Höhe Spiegel

<95 cm - >180 cm

100 cm ab OK Waschtisch

 

Barrierefreie Dusche

In der Regel wird eine barrierefreie Dusche einer Badewanne vorgezogen, da erstere leichter zu betreten ist und während des Duschens ein unkomplizierteres Assistieren durch eine Begleitperson erlaubt. Für Rollstuhlfahrer muss die Duschfläche 150 x 150 cm betragen. Außerdem sollte die Dusche über einen Klappduschsitz verfügen, der 45 cm tief ist. Die verstärkte Duschstange dient üblicherweise auch als Haltegriff. Weitere, waagerechte Griffe finden sich neben den Armaturen auf einer bequemen Höhe von 80-85 cm.

Objektvorgabe

Österreich

Deutschland

Duschplatz barrierefrei

mind. 90 x 90 cm

120 x 120 cm

Duschplatz Rollstuhl

150 x 150 cm

150 x 150 cm

Höhe Duschsitz

46-48 cm

46-48 cm

Fläche Duschsitz

45 x 45 cm

45 x 45 cm

Länge Haltestange, senkrecht

150 cm

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Höhe Haltegriffe, horizontal

80-85 cm

85 cm

 

Fazit

Wie sich gezeigt hat, ähneln sich die Vorgaben für ein barrierefreies Badezimmer trotz Unterschieden im Detail auf eine Weise, dass sich durchaus eine allgemeingültige Formel finden ließe. Allerdings ist dieser Punkt nicht so entscheidend. Denn im Gegensatz zum öffentlichen Raum, wo auf Standardwerte zurückgegeriffen werden muss, um möglichst vielen Menschen zu entsprechen, ist bei privaten Baumaßnahmen individuelle Auslegung möglich. Die wichtigste Regel lautet hier: Das Bad muss zu den Nutzern passen!

Soll das barrierefreie Badezimmer also "nur" familienfreundlich sein oder der eingeschränkten Mobilität einer bestimmten Person entgegen kommen? Wie das Badezimmer konkret ausgestaltet werden kann, beschreibt unser Artikel Barrierefreies Bad einrichten. Sind die grundsätzlichen Vorgaben der Normen einmal bekannt, bieten sie zuverlässige Richtwerte, um das Badezimmer in seinen Maßen gleich viel leichter auf die individuellen Erfordernisse zuzuschneiden. Und das ist doch schon ein guter Anfang!

Die Einrichtung eines barrierefreien Badezimmers soll über Hürden hinweghelfen und allen Menschen, ob klein oder groß, ob im Rollstuhl oder an Krücken, eine ausreichend bequeme Nutzung erlauben. Doch die Anforderungen sind nicht immer gleich. So wird in den einschlägigen Regelwerken grundsätzlich zwischen öffentlichem und privatem Zugang unterschieden. Außerdem variieren die Regeln je nach nationalen Vorgaben. Es ist also gar nicht so einfach, ein barrierefreies Badezimmer zu planen. Deshalb stellt diese kleine Übersicht die wichtigsten Vorgaben in Zahlen vor und erklärt, welches Gesetz bei privaten Badezimmern am Ende immer absoluten Vorrang genießt.
  • Barrierefreier Waschtisch gemäß Richtlinien
    © diybook | Die Grafik zeigt einen Waschtisch, wie er nach DIN 18040-2 einzurichten ist. Im Vordergrund stehen dabei die leichte Erreichbarkeit der Armaturen und die Unterfahrbarkeit des Beckens. Unter dem Waschtisch darf deshalb kein Schrank stehen! Der Spiegel setzt direkt am Waschtisch an und sollte hoch genug ausfallen, damit er auch im Sitzen gut einsehbar ist.
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