Was ist Vinylboden?

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Aktualisiert am 22.07.2022
In Baumärkten liegt Vinylboden oft neben Laminat. Dass es sich um zwei verschiedene Bodenbeläge handelt, fällt auf den ersten Blick kaum auf. Dabei ist Vinylboden nicht nur anders aufgebaut – auch seine Eigenschaften heben es von Laminat ab. In unserer Materialkunde stellen wir Ihnen den Bodenbelag näher vor.

Vinylboden – Was ist das?

Vinylboden ist eine Weiterentwicklung der Rollenwaren, die in den Sechziger- bis Achtzigerjahren in vielen Haushalten und öffentlichen Gebäuden verlegt wurden. Der große Unterschied besteht darin, dass Vinylboden am Stück gefertigt wird und wahlweise im Format von Fliesen oder Dielen erhältlich ist. Seit der Jahrtausendwende erfreut sich der Bodenbelag zunehmender Beliebtheit. Verwunderlich ist dieser Trend kaum, schließlich wartet Vinylboden mit zahlreichen Eigenschaften auf, die im privaten Wohnbereich ebenso überzeugen wie bei der gewerblichen Nutzung: Er ist strapazierfähig, pflegeleicht, unempfindlich gegenüber Wasser, für Fußbodenheizungen geeignet, vergleichsweise einfach zu verlegen, renovierfähig und besonders vielseitig, was seine äußere Gestaltung betrifft.

 

Viele dieser Eigenschaften verdankt Vinylboden seiner Rezeptur, deren Ausgangsstoff Polyvinylchlorid (PVC oder verkürzt: Vinyl) ist – ein sehr hartes Material, das erst mit Stabilisatoren und Weichmachern als Zusätzen elastisch und lichtbeständig wird. Weil sein PVC mit gesundheitsschädlichen Phthalat-Weichmachern weiterverarbeitet wurde, hatte Vinylboden bis zur Jahrtausendwende einen schlechten Ruf, der zu sinkenden Verkaufszahlen und einem Umdenken der Hersteller führte. Längst aber gelten in Deutschland und der Europäischen Union strengere Regeln für die Weiterverarbeitung von PVC und die heute verwendeten Zusätze für Vinylboden sind gesundheitlich unbedenklich.

 

Wie ist Vinylboden aufgebaut?

Die Entwicklung des Bodenbelags steht nicht still und spiegelt sich in verschiedenen Ansätzen wider, seinen heterogenen Materialaufbau dimensionsstabiler und nachhaltiger zu machen. Die ursprüngliche Herangehensweise, mehrere Schichten PVC bzw. Vinyl zu kombinieren, bewährt sich allerdings bis heute. Man spricht in dem Zusammenhang auch von Voll- bzw. Massiv-Vinyl: Auf eine vergütete Nutzschicht folgt eine bedruckte Dekorschicht. Beide Schichten werden von einer Trägerschicht stabilisiert. Die Belagsstärke beträgt dabei bis zu 5 mm. Eine der ersten Weiterentwicklungen dieses Aufbaus war Vinyllaminat, bei dem sich Nutzschicht und Dekorschicht aus Vinyl auf einer hochdichten Faserplatte (HDF) als Träger befinden – ein Material, das praktisch in jedem Laminat vorkommt. Im Vergleich zum Vollvinyl ist der Aufbau mit HDF weniger temperaturanfällig, jedoch auch doppelt so hoch, was den Einsatz als Renovierungsboden einschränkt. Neuerdings stabilisieren viele Hersteller ihre Vinylböden mithilfe von steifen Trägerplatten aus Verbundstoffen – so genannten "Rigid Cores". Diese können sich aus mineralischen, organischen und Kunststoff-Anteilen zusammensetzen und machen den fertigen Bodenbelag noch form- und maßstabiler als Vinyllaminat. Dabei beträgt die Belagsstärke meist nur 4 bis 7 mm, obwohl die Trägerschicht bei vielen Belägen um einen Gegenzug ergänzt wird.

Vinylboden verlegen

  • Vinylboden verkleben
    © diybook | Klebe-Vinylboden wird mithilfe eines Klebemittels am Untergrund befestigt und hält so auch hoher Beanspruchung dauerhaft stand.
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Materialaufbau und Format erleichtern die Verarbeitung von Vinylboden. Hinzu kommt, dass Sie sich zwischen drei Verlegearten entscheiden können:

- Klebe-Vinylboden wird mithilfe eines Klebemittels am Untergrund befestigt und hält so auch hoher Beanspruchung dauerhaft stand. Das Klebemittel kann ein Nassklebstoff oder eine haftende Unterlagsmatte sein. Die Verlegung ins Nassbett erfordert handwerkliche Erfahrung. Laien sollten lieber einer Fachkraft den Vortritt lassen!

- Klick-Vinylboden lässt sich dank des integrierten Klicksystems leicht und schnell verlegen. Mit nur einem Handgriff sind die Belagsstücke verlegt – und das ohne großen Werkzeugbedarf. In Räumen mit einer Fußbodenheizung sollte Vinylboden nur klebend verlegt werden. Die Wärme der Fußbodenheizung wird besser geleitet, wenn der Vinylboden direkt mit dem Untergrund verbunden ist.

- Selbstliegender Vinylboden kommt ohne Klebstoff und Klicksystem aus. Er kann auf Grund seines hohen Eigengewichts lose verlegt werden und stellt damit eine ideale Lösung für temporäre Flächen dar – beispielsweise im Messe- und Eventbau. Auch in Mietwohnungen wird diese Variante gerne genutzt, da sie sich beim Auszug wieder leicht entfernen lässt.

Wie sieht Vinylboden aus?

  • Verschiedene Designs
    © Matteo Curcio on Unsplash | Bei Vinylböden gibt es eine breite Auswahl an Designs.
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Vinylboden bot von Anfang an eine breite Auswahl an Designs. Als Alternative zu Laminat und Parkett konzipiert, sind die Bodenbeläge überwiegend mit Holzdekoren ausgestattet. Ergänzend dazu haben die Hersteller ihre Kollektionen mit Stein- und Fliesennachbildungen erweitert. Seltener sind Beläge mit abstrakten Mustern und Textiloptiken. Dank modernster Drucktechnologien gelingen so realistische Designs, dass meist erst ein genauer Blick das wahre Material der Beläge verrät. Bei den Holzdekoren kommt noch hinzu, dass sie mit besonderen Prägeverfahren auch der gewohnten Haptik von echtem Holz nahekommen.

Für welche Räume eignet sich Vinylboden?

Vinylboden eignet sich für nahezu jeden Raum. Selbst in Feuchträumen wie Bädern oder Toiletten macht der Bodenbelag eine gute Figur, wenn er vollflächig verklebt wird und die Dehnungsfugen mit Silikon wasserdicht gemacht werden. Eine schwimmende Verlegung ist in Feuchträumen nicht zu empfehlen, da Feuchtigkeit unter den Boden gelangen und dort Schimmel hervorrufen kann. In Küchen treten zwar auch Spritzwasser und stehende Nässe auf, allerdings viel seltener als in Feuchträumen. Daher können Sie Vinylboden hier sowohl klebend, als auch schwimmend verlegen. Beachten Sie, dass das Klick-Vinyl dann aber nur bis zum Abschluss der Küchenzeile liegen sollte und nicht unter ihr, sonst besteht die Gefahr, dass es sich aufwellt und seine Verbindungen aufspringen!

Zu den Räumen, für die Vinylboden in der Regel nicht von Herstellern freigegeben wird, gehören Saunen, Wintergärten und Gartenhäuser. Für Außenbereiche sind die Bodenbeläge generell ungeeignet. Wenn Sie sich fragen, welche Vinylböden für gewerbliche bzw. öffentlich genutzte Räumlichkeiten infrage kommen, gibt es darauf eine einfache Antwort: Alle Beläge, die eine ausreichende Nutzschichtdicke aufweisen! Je dicker die Nutzschicht, umso besser ist ein Vinylboden vor äußeren Einflüssen wie Kundenfrequenz, Bürostuhlrollen, Reinigungsmitteln oder Chemikalien geschützt.

- mit einer Nutzschicht bis 0,30 mm kann Vinylboden in normal bis stark frequentierten Wohnräumen verlegt werden

- mit einer Nutzschicht um 0,50 mm kann Vinylboden in Gewerbe- und Objektbereichen mit geringer bis mittlerer Beanspruchung verlegt werden

- mit einer Nutzschicht ab 0,70 mm kann Vinylboden in Gewerbe- und Objektbereichen mit starker Beanspruchung verlegt werden

Diese Einteilung spiegelt sich auch in den Nutzungsklassen wider, für die ein Vinylboden zugelassen ist. Je dicker seine Nutzschicht, umso höher seine Nutzungsklasse. Beide Angaben finden Sie in den technischen Datenblättern der Beläge. Die Einteilung der Nutzungsklassen ist mit jener für Laminatböden vergleichbar, auf die wir in unserem Ratgeber für Bodenlegearbeiten eingehen: Laminat-Nutzungsklassen im Überblick.

Welcher Vinylboden eignet sich bei Haustieren?

  • Vinylboden und Haustiere
    © Anthony de Kroon on Unsplash | Aufgrund seiner Rutschfestigkeit, Pflegeleichtigkeit und Strapazierfähigkeit ist Vinylboden für viele…
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Aufgrund seiner Rutschfestigkeit, Pflegeleichtigkeit und Strapazierfähigkeit ist Vinylboden für viele Haustierhalter interessant, schließlich bringen Hunde und Katzen Schmutz und Feuchtigkeit ins Haus und verlieren auch mal Fellhaare. Wer andere Kleintiere beherbergt und sie ab und zu laufen lässt, kommt mit einem Vinylboden für Wohnbereiche gut aus. Hunde, Katzen und andere Kleintiere, die viel Auslauf benötigen, beanspruchen Böden dagegen stärker. Leben solche Tiere dauerhaft im Haus, empfiehlt es sich, Vinylboden für gewerbliche Objekte mit einer Nutzschicht von mindestens 0,50 mm zu verlegen. Zusätzlich empfehlen wir, lieber einen strukturierten als einen glatten Belag auszuwählen, da er Kratzer von Pfoten und Krallen besser kaschiert. Diese Gebrauchsspuren lassen sich selbst beim besten Vinylboden nicht verhindern.

Wird eine Trittschalldämmung benötigt?

In Abhängigkeit von der Verlegeart, dem Zustand des Untergrunds und dem Materialaufbau des gewählten Vinylbodens, kann eine zusätzliche Trittschalldämmung notwendig sein. Meist handelt es sich dabei um Unterlagsmatten, die nicht nur schallmindernd wirken, sondern auch kleinere Unebenheiten ausgleichen und die Haftung des Belags am Untergrund verbessern. Der klassische Anwendungsfall ergibt sich bei schwimmend verlegten Vinylböden: Diese gehen keine direkte Verbindung mit dem Untergrund ein und können dadurch zu erhöhtem Geh- und Trittschall führen.  Ausnahmen bilden Beläge, die bereits werksseitig mit einer Trittschalldämmung ausgestattet sind. Bei Klebevinyl ist grundsätzlich keine zusätzliche Dämmung notwendig, da die Beläge vollflächig mit ihrem Untergrund verbunden sind. Hohlräume oder Lufteinschlüsse, die bei Klick-Vinyl schallverstärkend wirken, kommen hier nicht vor.

Ist Vinylboden gesund?

  • Vinylboden für jedermann
    © Picsea on Unsplash | Wer Vorbehalte hegt, findet in PVC-freiem &quot;Bio-Vinyl&quot; eine nachhaltige und absolut unbedenkliche…
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Vinylboden unterliegt den gleichen Vorschriften wie andere Produkte aus PVC. Aus diesem Grund halten Hersteller die von der EU vorgeschriebenen Höchstwerte und Vorgaben ein und verwenden nur zugelassene Weichmacher. Inzwischen wird der Bodenbelag selbst in Kindergärten, Krankenhäusern und Altenheimen verlegt. Wer dennoch Vorbehalte hegt, findet in PVC-freiem "Bio-Vinyl" eine nachhaltige und absolut unbedenkliche Alternative.
 

Bildquellen:

Header: © Sidekix Media on Unsplash
Bild 1: © diybook
Bild 2: © Matteo Curcio on Unsplash
Bild 3: © Anthony de Kroon on Unsplash
Bild 4: © Picsea on Unsplash

 

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