Trittschalldämmung: Der Schalldämpfer für den Boden
Woher der Krach?
Dass sich der Schall einer herannahenden Lok über das enorm dichte Material einer Eisenbahnschiene überträgt, mag ja einleuchten. Aber unsere Häuser bestehen doch im Allgemeinen nicht aus Stahl. Wozu also der Aufwand, Geräusche dämmen zu wollen?
Ganz einfach: Hier geht es um nüchterne Physik der Schallausbreitung. Da gilt primär, dass jedes Material zu einem gewissen Grad Schall überträgt – je dichter und härter es ist, desto besser. Und obwohl unsere Decken und Böden im normalen Haus vielleicht nicht aus reinem Stahl bestehen, sind sie doch aus Beton, Estrich und mit Metallgittern armiert. Alles vergleichsweise dichte Materialien, die gute Voraussetzungen bieten, um Schall zu übertragen. Schließlich kommt noch der eigentliche Bodenbelag hinzu. Wenn auch der „relativ“ hart ausfällt, was etwa bei Vinyl oder Laminat, aber auch Fliesen besonders der Fall ist, funktioniert hier das gleiche physikalische Prinzip.
Wir haben damit also bereits zwei Materialien unter unseren Füßen, die Schall verhältnismäßig gut übertragen. Handelt es sich beim Fußboden dann auch noch um ein schwimmend, also „lose“ gelagertes Prinzip, kommt sogar noch ein dritter Punkt hinzu: die Resonanz.
Das eigentliche Problem
Stellen wir uns die Geräuschentwicklung im Haus also einmal als eine Abfolge bestimmter Ereignisse vor:
- Es landet der harte Absatz eines Stöckelschuhs auf dem Laminat und erzeugt ein lautes „Klack“.
- Der Schall durchdringt das Laminat, weil es hart ist.
- Das Laminat biegt sich, weil es schwimmend verlegt ist, unter dem Körpergewicht um einige hundertstel Millimeter durch. Dadurch verhält es sich ganz ähnlich wie der Resonanzkörper einer Gitarre und verstärkt den Schall.
- Der verstärkte Schall trifft auf den Estrich und wird in diesem weitergeleitet.
Das Ende vom Lied: Alle, die sich im Raum darunter befinden, hören das Klackern so, als würde jemand direkt auf ihren Köpfen herumlaufen. Und die schallverstärkende Wirkung sorgt dafür, dass das Problem bereits entsteht, selbst wenn gar keine harten Stöckelschuhe im Spiel sind.
Kritisch daran ist, dass je nach Bodenbelag der Schall selbst einen ins Bauwerk integrierten Schallschutz zu einem gewissen Grad überwinden kann. Das gilt erst recht bei älteren Gebäuden, bei deren Errichtung noch nicht die modernen, hohen Anforderungen an baulichen Schallschutz vorgeschrieben waren.
Der entkoppelnde Riegel
An diesem Punkt kommt die Trittschalldämmung ins Spiel. Sie besteht aus einem Material, das so aufgebaut ist, dass es auf die Schallwellen wie ein Riegel wirkt. Diese Wirkung wird dadurch erzielt, dass das Material in sich elastisch ist. Trifft der Schall darauf, bringt er zwar auch hier die Fasern zum Vibrieren. Doch weil diese elastisch sind, schlucken sie die Wellen zu einem gewissen Grad (bei einer sehr hochwertigen, entsprechend teuren Dämmung sprechen wir von bis zu 35 Dezibel).
Die Folge: Zwar durchdringen die Wellen das Material und übertragen sich auf den Estrich darunter, allerdings in einem viel schwächeren Ausmaß. Hören wird man die Schritte also immer noch, aber sie sind nicht mehr ohrenbetäubend laut.
Immer die zweite Schicht
Eine Trittschalldämmung kann also wesentlich dazu beitragen, den Wohnkomfort zu erhöhen. Damit das Prinzip allerdings optimal funktioniert, muss eine Grundregel dringend Beachtung finden:
Egal wie der Boden aufgebaut ist, die Trittschalldämmung muss immer als zweitoberste Schicht gleich unterhalb des eigentlichen Fußbodenbelages installiert werden.
Das bringt einige Komplikationen mit sich. Bei Fußbodenheizungen bedeutet es zum Beispiel, dass man darauf achten muss, dass das Dämmmaterial einen ausreichend schlechten Wärmedurchlass-Koeffizienten aufweist. Ansonsten wird die Trittschalldämmung ungewollt auch als Wärmedämmung fungieren und die Wärme unter dem Fußboden stauen.
Welche Dämmung für welchen Boden?
Je nachdem, wie der Boden aufgebaut ist und welcher Belag verlegt wurde, hat man es in fast jedem Haus mit einer vollkommen unterschiedlichen Trittschall-Situation zu tun. Dies bedeutet, es ist notwendig, die jeweilige Schalldämmung abgestimmt zu nutzen, um maximale Dämmungsleistungen für die gegebene Situation zu bekommen.
Was etwa, wenn es sich um Laminatboden handelt, der nicht durch die Dämmung übermäßig dick werden darf (weil das sonst bspw. nach sich zöge, Türen abschleifen zu müssen)? Die simpelste Lösung wäre es, Laminatboden mit integrierter Trittschalldämmung zu verwenden. Dadurch spart man sich einen Arbeitsschritt und hat gleich ein optimal abgestimmtes Dämmmaterial. Allerdings gibt es jenseits solcher Komplettlösungen noch ganz andere Optionen.
Arten von Trillschalldämmung
Holzfaserplatten haben den großen Vorteil, dass sie ein Naturprodukt sind und selbst von hohen Belastungen des Fußbodens kaum beeinträchtigt werden. Zudem haben sie geringe Kosten. Vor- und Nachteil gleichermaßen: Die Faserplatten dämmen ziemlich gut, daher sind sie in Verbindung mit einer Fußbodenheizung mitunter nicht nutzbar. |
Kork ist ebenfalls ein Naturprodukt, ist als Platte und auf der Rolle erhältlich, kommt aber auf noch bessere Schall- und Wärmedämmeigenschaften als Holzplatten, weshalb es auf Fußbodenheizungen faktisch nicht nutzbar ist. |
Mineralwolle ist als Trittschalldämmung ganz ähnlich aufgebaut wie als Wärmedämmmaterial – besteht also aus in einem komplizierten Verfahren extrudierten Fasern aus Stein oder Glas, die aber in diesem Fall als Platten geliefert werden. Hohe Dämmwirkung, hohe Belastbarkeit, dazu auch hohe Wärmedämmung und ein mittlerer Preis. |
Polyethylenschaum wird als relativ günstige Universalantwort genutzt, weil diese Folie nur sehr geringe Wärmedämmwirkung hat. Allerdings hat sie eine inhärent eher schlechte Schalldämmung, weshalb für höhere Anforderungen größere Dicken gewählt werden müssen. |
Polystyrol wird ausschließlich in Form harter Platten verkauft – eben wie man „Styropor“ kennt. Es ist ziemlich günstig und kommt für diesen Preis auf eine überlegene Schalldämmwirkung – „leider“ jedoch zu dem Preis, dass die Wärmedämmung eine Nutzung auf Fußbodenheizungen ausschließt. |
Polyurethanschaum ist ebenfalls eine günstige Folie, die als Rolle verkauft wird. Es ist der „robustere“ Bruder der anderen Kunststoffe, kommt auf einen guten Mix aus Schalldämmung und nicht zu hoher Wärmedämmung. |
Wellpappe ist die vielleicht günstigste Trittschalldämmung überhaupt. Zudem hat sie praktisch gar keine wärmedämmenden Eigenschaften, sodass sie die ideale Kombination mit Fußbodenheizungen ist. Ihre trittschalldämmenden Eigenschaften sind zwar nur Mittelklasse. Dafür eignet sie sich aber gut, falls sowieso schon ein hoher konstruktionstechnischer Schallschutz im Gebäude vorhanden ist. |
Fazit
Eine vernünftige Trittschalldämmung bietet einen Komfort fürs Ohr, auf den niemand fahrlässig verzichten sollte. Bei der Auswahl der konkreten Maßnahmen gilt es jedoch zu beachten, dass jede Kombination von häuslichen Gegebenheiten und Fußbodenbelag ganz eigene Anforderungen an die Art der Trittschalldämmung stellt.
Wer sich hier nicht sicher ist, welche Maßnahmen und welches Material im eigenen Fall zu bevorzugen wäre, sollte sich konkret zu seinen individuellen Wohnverhältnisse beraten lassen. Denn eines muss ehrlicherweise gesagt sein, wenn es um die richtige Trittschalldämmung geht: Patentrezepte gibt es nicht, und Pauschalaussagen sind nur schwer zu treffen.
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