Riskantes Öko-Investment – die German Pellets-Insolvenz

Wenn Anleger in Energie, die nachwächst, investieren, muss das noch lange nicht bedeuten, dass auch die gezahlten Einlagen oder gar die versprochenen Zinsen nachwachsen. Im Falle der aktuellen German Pellets-Pleite wurden den Öko-Anlegern 7,25 Prozent Rendite versprochen – vergleichsweise viel für alle, die wissen, dass auf 10 Jahre Laufzeit festgelegte Bundesanleihen gerade einmal mickrige 0,4 Prozent Profit abwerfen. Neben den 650 Mitarbeitern, die in Deutschland für German Pellets arbeiten, dürften sich spätestens seit Februar dieses Jahres auch die Tausenden Kleinanleger ernsthaft existenzielle Sorgen machen. Im Vergleich zu Windkraft-Spezialist Prokon, dessen Ableger bereits 2014 in ein Regelinsolvenzverfahren geschlittert war, um danach als Genossenschaft umfirmiert zu werden, ist der wirtschaftliche Gesamtschaden der Privatinvestoren in Höhe einer Viertelmilliarde Euro vermutlich noch höher. Die Emotionen reichen von Schock über Angst bis hin zur Wut, denn jegliche ernst zu nehmenden Warnungen und verlässliche Sicherheiten fehlten. Und das Geld sei vermutlich weg, wie namhafte Wirtschaftskanzleien und Investmentbanker inzwischen vermuten.

Was war passiert?

Viele Monate zu spät wurde aufgedeckt, wie das reale Geschäftsmodell der Holzschnitzelfirma tatsächlich funktionierte. Gewinne wurden nicht, wie in den schillernden Werbeprospekten versprochen, über die Produktion des viel gepriesenen Öko-Brennstoffs realisiert, sondern zu mehr als 60 Prozent aus dem Handel mit möglichst billig und in aller Welt aufgekauften Pellets erzeugt. Diese wiederum ließen sich nur mit einer sehr geringen Gewinnmarge von 1,3 Prozent veräußern. Und selbst die Bilanz dieser Erlöse ist bei Kennern der Materie heftig umstritten. Die Rede ist von Anlegergeldern und Gewinnen, die innerhalb eines undurchsichtigen Firmengeflechts von über 20 Filialunternehmen von German Pellets weitergereicht wurden, um beispielsweise als Sicherheiten für Bauprojekte, Darlehen oder die Arbeit von Stiftungen zu dienen. Allein 27 Millionen Euro des Unternehmenskapitals wurde an den inzwischen ebenfalls zahlungsunfähigen Ofenhersteller Kago Wärmesysteme GmbH verliehen.

Was sind die Folgen?

Nach der Abgabe des Insolvenzantrags sind nun auch noch einige weitere Tochterunternehmen von German Pellets von der wirtschaftlichen Pleite bedroht. Zusätzlich ermittelt die Staatsanwaltschaft auf der Grundlage vorliegender Anzeigen zum Tatbestand der Unterschlagung sowie des Betruges von privaten Anlegern in zweistelliger Millionenhöhe. Selbst wenn sich dieser Anfangsverdacht bestätigen sollte, werden die Investoren und Gläubiger von ihrem eingezahlten Geld kaum etwas wiedersehen. Die Anlagepapiere wurden wohlweislich nicht von German Pellets direkt, sondern durch ein Tochterunternehmen, der hauseigenen Beteiligungs-GmbH, ausgegeben. Als Folge des Skandals steht zu befürchten, dass private Anleger sich ab sofort genau überlegen werden, ob sie noch einmal Öko-Investments tätigen oder generell ihr Erspartes in Zukunftstechnologien anlegen wollen. Und das wäre nicht nur ein unmittelbarer Schaden für die Branche, sondern ein Desaster für den gesamten Anleihenmarkt.

 

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