Muskelhypothek: Vorsicht vor Fehlkalkulationen!

Die Zinsen für Immobiliendarlehen befinden sich nach wie vor auf einem Tiefststand. Dennoch ist es für viele Bauherren schlicht eine Frage des finanziellen Auskommens, möglichst geringe Summen von den Banken zu leihen. Eine Möglichkeit, die Kosten für das Traumhaus zu senken, besteht in der Übernahme von Eigenleistungen. Beim Einsatz der sogenannten Muskelhypothek sollten Heimwerker aber unbedingt mit Bedacht vorgehen.

Vorsicht, Stolpersteine!

Entschließt sich der Bauherr dazu, Arbeiten an seinem Neubau in Eigenregie durchzuführen, reduzieren Bauträger gern die fälligen Kosten für den Neubau. Der Bau wird also (vermeintlich) günstiger und es muss folglich eine weniger hohe Kreditsumme aufgebracht werden. Dieser Ansatz wird auch gern als “Muskelhypothek” bezeichnet. Dabei handelt es sich jedoch um ein Konstrukt mit einigen Tücken! Denn es muss nicht nur kräftig mit angepackt werden. Banken könnten sich verleitet fühlen, das vorgestellte Finanzierungskonzept noch einmal zu überdenken. Folgende Stolpersteine sollten bei der Muskelhypothek tunlichst umgangen werden.

Limit beachten

Grundsätzlich sollten die verrechneten Eigenleistungen niemals mehr als 10% der Baukosten betragen – und zwar aus zwei Gründen: Wenn ein höherer Anteil angesetzt wird oder werden muss, kann dies darauf hindeuten, dass das das Finanzierungskonzept Lücken aufweist. Wer neben Eigenkapital einen hohen Anteil an Eigenleistungen einbringen muss, um sich das Objekt überhaupt leisten zu können, baut höchstwahrscheinlich über seinen finanziellen Verhältnissen. Banken nehmen das schnell zu Kenntnis. Grundsätzlich ist auch nachzurechnen, wie teuer das benötigte Material und die Werkzeuge sind. Denn der Bauherr kann nicht auf die Rabatte zurückgreifen, die ein Profiunternehmen im Fachhandel erhält. Um diese Lücke auszugleichen, wird dann vielfach zu einem preiswerteren Baustoff gegriffen, was allerdings auch nicht immer optimal ist.

Zeitliche Belastung

Die große Gefahr, die hinter der Muskelhypothek lauert: Bauherren sehen meist nur die eingesparte Summe, rechnen aber nicht nach, wie viel Arbeit eigentlich dahinter steckt. Denn auch, wenn man ein Händchen füs Heimwerken hat, muss die erforderliche Arbeitszeit erst einmal aufgebracht werden. Betragen die Baukosten 200.000 Euro, bedeutet eine Eigenleistung von 10% immerhin Handwerksarbeiten in einem Gegenwert von 20.000 Euro. Und berechnet werden hier nicht nur die Löhne von Profis, sondern natürlich auch deren Arbeitsleistung. Es kommen also reichlich Stunden zusammen. Allerdings erreichen nur die wenigsten Heimwerker in der gleichen Zeit das Ergebnis eines Profis. Eher brauchen sie deutlich länger.

Leichtsinn vermeiden

Bauherren, die sich für Eigenleistungen entscheiden, gehen damit auch eine große Verantwortung für den eigenen Bau ein. Denn ein Hausbau ist ein umfangreiches Projekt, dessen rechtzeitige Fertigstellung auch von der Einhaltung von Terminen abhängt. Wenn es einen Stichtag dafür gibt, wann etwa der Estrich trocken und begehbar sein muss, kommen die anderen Gewerke in Schwierigkeiten, wenn dieser Stichtag nicht eingehalten werden kann. Wer Profis zu seinem Freundes- und Bekanntenkreis zählt, hat natürlich den Vorteil, dass diese vielleicht mitarbeiten. Dann sollten Bauherren aber unbedingt an den Abschluss einer entsprechenden Haftpflichtversicherung für Bauhelfer denken. Denn kommt es zu einem Unfall, steht sonst der Bauherr mit seinem privaten Vermögen in der Haftung.

Leben in einem Provisorium?

Wenn Eigenleistungen eingebracht werden, sollten Heimwerker nur solche Arbeiten in Erwägung ziehen, die auch sicher beherrscht werden. Wer noch nie verputzt hat, wird kaum ein zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. Er mag sparen, muss dann aber auch die nächsten Jahre mit dem Ergebnis der eigenen Arbeit leben. Mit anderen Worten: Er blickt viele Jahre auf mögliche Fehler. Wichtig ist zudem, dass zwischen Bauträger und Bauherren schriftlich exakt bestimmt wird, wer welche Arbeiten ausgeführt hat und damit auch die Verantwortung trägt. Denn im Fall von Mängeln wird es sonst schwierig, auf der Gewährleistung zu bestehen.

 

Bildquelle: eugenesergeev

Erzähl auch anderen davon

Verwandte Anleitungen