Garten umgestalten: Was vorher bedacht und gefragt werden sollte
Ist das alles Gesetzeskonform?
Bloß, weil es das eigene Grundstück ist, darf man in Deutschland noch lange nicht tun und lassen, wonach einem der Sinn steht. An diesem Punkt sind der neugestaltende Gärtner und der Fassadenfarbe-aussuchende Hobby-Anstreicher in spe überraschend eng miteinander verbunden.
Ganz grundsätzlich sollte man stets damit rechnen, dass das Garten-Projekt sich im Rahmen eines viel größeren Gesamtkonzepts befindet. Namentlich dem lokalen Umwelt- und Naturschutz und allen diesbezüglichen Konzepten und Vorgaben. Unter anderem gehen aus den Naturschutzgesetzen daher zumindest(!) Fäll- bzw. Rückschnittverbote für Bäume, Sträucher und Hecken im Sommerhalbjahr hervor – und existieren sogar Verbotslisten für bestimmte (invasive) Pfalzen.
Ferner gilt: Bundesrecht gibt stets nur den Mindestrahmen vor. Landes- und Kommunalrecht kann nochmals erheblich strenger ausfallen. Und die Strafen bzw. Bußgelder können hoch sein. Besser ist es deshalb, im Zweifelsfall alle Maßnahmen zuvor mit dem örtlichen Rathaus abzusprechen und sich absolut alles schriftlich geben zu lassen.
Damit wären wir allerdings noch nicht am Ende der Gesetzlichkeiten. Weiter sind folgende Punkte zu beachten:
- Landes- und kommunale Bauvorgaben (etwa für Gartenhäuser, aber ebenso sogenannte Schottergärten),
- Nachbarschaftsrecht,
- Emissionsschutzgesetzgebungen,
- mitunter Gewässerschutzvorgaben sowie
- Ruhezeitvorgaben und
- Abfallgesetzgebungen (insbesondere bezogen auf Bodenaushub sowie Grün- und Astschnitt).
Tatsächlich kann sogar der lokale Bebauungsplan – sonst in den Köpfen vieler Menschen eher mit dem Haus selbst verknüpft – Regeln auferlegen. Beispielsweise stünde es einer Kommune frei, in diesem Plan festzulegen, welche Gewächse anzupflanzen oder in jedem Fall zu erhalten sind.
Einmal mehr deshalb der deutliche Rat: Idealerweise das gesamte Projekt in ständiger Abstimmung mit den örtlichen Behörden durchführen, bevor es womöglich norm ärgerlich und teuer wird. Apropos:
Ist das Budget vorhanden?
Ein bereits schön großer Apfelbaum aus der Baumschule, der bereits vielleicht im kommenden Jahr die ersten Früchte abwerfen wird? Da ist man je nach Sorte schnell 200 Euro los. Ein Minibagger samt Anlieferung, um die Erdbewegungen zeit- und kräftesparend durchführen zu können? Kostet je nach Region zwischen 100 und 200 Euro – pro Tag. Und für einen Garten- und Landschaftsbauer kann man pro Stunde leicht mit 50 Euro kalkulieren.
Wir könnten noch viele weitere Beispiele dieser Art anführen. Es genügt jedoch für den Kern dieses Artikels folgende Erkenntnis: Eine tiefgreifende Gartenumgestaltung kann richtig ins Geld gehen, selbst wenn man ein routinierter Selbermacher ist, der alles in Eigenregie erledigen kann. Wenn die Arbeit im Rahmen eines Neubaus durchgeführt wird, darf man (ohne nennenswerte Eigenleistung) von bis zu 15 Prozent der gesamten Baukosten ausgehen.
Natürlich, vieles im Garten lässt sich günstiger machen:
- Eigenleistung (mangels einzuhaltender Normen erheblich einfacher als am Haus selbst),
- Samen und Stecklinge von anderen Gartenfreunden oder gar von der lokalen Grünschnitt-Deponie,
- Gebrauchte und geliehene Werkzeuge.
Dennoch sollte man nie unterschätzen, wie kostspielig ein neuer Garten sein kann – erst recht, wo die Preise in den vergangenen beiden Jahren enorm angezogen haben.
Wohin mit Erde und Grünschnitt - und wie?
Heutige Grundstücke und somit Gärten mögen im Privathausbau nicht mehr so groß sein, wie es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war. Dennoch wird bei einer solchen Aktion definitiv eine ganze Menge Abfall anfallen. Namentlich sind das:
- Abgeschnittene Äste und ganze Pflanzen,
- mitunter alte Gehwegplatten, Randsteine und Ähnliches sowie
- Erdreich, das trotz geschickter Gestaltung nicht verarbeitet werden kann.
Beim Erdreich kommt zudem hinzu: Je nach Art der Gestaltung kann es sogar nötig sein, den kostbaren Boden von woanders zu beschaffen. Was also tun? Dazu einige Tipps:
- Zumindest für Grünschnitt gibt es in den meisten Kommunen irgendwo eine offizielle Entsorgungsmöglichkeit. Allerdings sollten besonders Äste nicht vorschnell entsorgt werden. Als Totholzhaufen können sie wertvollen Lebensraum bieten, in geschredderter Form teure Käufe von Rindenmulch ersparen – und als kostenlose Grundlage für gemütliche Feuerschalen-Abende dienen.
- Grundsätzlich empfiehlt es sich dringend, für diese Mission einen PKW samt Anhänger zu besitzen. Für letzteren reicht die mit B-Führerschein fahrbare 750-Kilogramm-Variante völlig aus. Wichtig ist nur, die oft sehr voluminösen Mengen insbesondere von Astschnitt zeitsparend und ökonomisch abfahren zu können – was zudem immer wieder anfallen wird, wenn der Garten fertig ist.
- Was das Schreddern anbelangt: Mit einem typischen kleinen Gartenschredder dauert das zu lange. Wenn der ganze Garten „entrümpelt“ wird, lohnt es sich definitiv, dafür einen Großschredder zu leihen – groß genug, um ein PKW-Anhänger für sich selbst zu sein.
- Vorsicht bei der Erdaushub-Entsorgung auf Deponien. Das kostet oftmals gutes Geld. Vielfach nehmen jedoch örtliche Entsorgungshöfe sich der Erde an oder sie lässt sich verkaufen oder zumindest verschenken. Ebenso sollte man zunächst in Kleinanzeigenportalen suchen, bevor man gutes Geld für größere Mengen Erdreich ausgibt.
Was den Anhänger anbelangt: Der kann ruhig gebraucht sein, solange er wenigstens noch genügend Rest-TÜV bis zum Projektende hat. Falls er neu gekauft werden soll, dann tut es auch ein günstiges Exemplar vom Baumarkt.
Gibt es einen wirklichen Plan?
Mutter Natur mag zwar nötigenfalls sogar eine Großstadt völlig überwuchern, wenn man ihr genug Zeit lässt. Was allerdings die Neugestaltung des Gartens anbelangt, wäre es überaus töricht, sich allein auf die natürlichen Wachstumskräfte zu verlassen. Das dürfte bloß rasch in einer Wildnis resultieren. Wohl definitiv natürlich, aber kaum noch für menschliche Belange geeignet.
Tatsächlich sieht es so aus: Nicht einmal ein Strich mit der Astsäge sollte getan werden, sofern nicht genauestens klar ist, wie der Garten am Ende aussehen soll. Das gilt doppelt bei Dingen, die vielleicht Jahre benötigen, um nachzuwachsen – vornehmlich also Bäume, Hecken und schon hohe Sträucher.
Auf dem Software-Markt existiert längst eine riesige Fülle von laientauglichen, aber dennoch leistungsstarken Gartenplaner-Programmen. Sich ein solches zu beschaffen, sollte zu den frühesten Handlungen rund um die Neugestaltung gehören. Derartige Tools können vielleicht nicht ganz die planerische Expertise eines versierten Gartenbauers oder gar Landschaftsarchitekten ersetzen. Aber sie sind sehr gut darin, Laien, die wenigstens schon durch Inspirationen eine Grund-Ahnung haben, in die Lage zu versetzen, daraus einen ansehnlichen und nachvollziehbaren Plan zu machen.
Plus: Die meisten heutigen Softwares ermöglichen raffinierte 3D-Ansichten, teils sogar Augmented Reality (also ein Overlay digitaler Bausteine über ein reales Foto). Das hilft enorm dabei, womöglich ärgerliche, viele Euros und Arbeitsstunden verschlingende Fehler zu vermeiden.
Wie viel Arbeit wird der Garten machen?
Wir kommen zu einer Frage, von der sich viele Gartenbesitzer wünschen, sie hätten sie sich schon deutlich früher gestellt – „damals“, als der Baum gepflanzt wurde, als man sich für einen komplexen Heckenschnitt entschied oder eifrig Wucherndes wie wilden Wein oder Efeu anpflanzte.
Denn Tatsache ist: Egal, wie viel Arbeit man in die Umgestaltung investiert, schon am nächsten Morgen wird Mutter Natur alles daransetzen, aus den „geordneten Verhältnissen“ wieder Wildwuchs zu machen. Ganz besonders bei
- der allgemeinen Auswahl von (mehrjährigen) Gewächsen,
- deren Wuchsfreudigkeit und Schmutzaufkommen,
- den Abständen zum Nachbarsgrundstück und dem eigenen Haus sowie
- dem Wurzelcharakter, speziell von Bäumen,
sollten Garten-Neugestalter versuchen, so weit wie möglich in die Zukunft zu sehen. Jetzt beispielsweise mag wilder Wein ein sehr dankbarer Helfer sein, um einige hässliche Streben des Terrassendaches verschwinden zu lassen. Jedoch wird er in jedem Sommer enorme Mengen an Schmutz verursachen – und nochmal im Herbst, wenn die Blätter fallen. Und wo die Pflanze zwar gegen Rückschnitte jeder Art sehr robust ist, so genügen bei entsprechender Witterung bereits einige wenige untätige Wochen, damit sie Regenrinnen und ähnliche Orte befällt und zuwuchert. Definitiv eine schöne Pflanze, aber eine, bei der man andauernd am Ball bleiben muss, damit sie unter Kontrolle bleibt.
Selbst, wo es nicht um derart wucherndes Grün geht, sollten Gartenbesitzer vorsichtig sein. Was heute noch ein für die künftige weihnachtliche Außen-Deko angepflanztes Tannenbäumchen ist, kann in einigen Jahren die Terrasse empfindlich abschatten – aber dank örtlicher Baumschutzsatzung gar nicht mehr legal zu fällen sein, sofern kein Umstürzen droht. Grundtenor: Natur wird immer weiterwachsen. Schon mancher unterschätzte das und hatte später buchstäblich eine „Heidenarbeit“ und mitunter sogar Ärger mit über Überwuchs klagenden Nachbarn.
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Kommentare
That's such a relatable cautionary tale! I’ve seen so many gardens transform from charming to overwhelming because of underestimated growth. It’s definitely worth considering how a small plant today could become a major maintenance challenge later on. https://leveldevildash.com/
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