Heimwerken mit Kids: So können kleine Selbermacher mitmachen

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Aktualisiert am 02.08.2021
Wenn Mama und Papa mit Akkuschrauber und Co. hantieren, ist der Nachwuchs selten weit weg, sondern als „Bauleiter“ meistens ganz dicht mit der Nase am Geschehen. Doch wer sagt denn, dass es nur beim staunenden Zuschauen bleiben muss? Selbermachen können auch schon die Jüngsten – und Eltern durch gezieltes Vorgehen sicherstellen, sowohl den Samen für eine vielleicht lebenslange Leidenschaft anzupflanzen wie ein wunderbares Werkzeug für eine Eltern-Kind-Beziehung zu schmieden. Dass ein jung geübter Selbermacher auch mit steigendem Alter bald hervorragend als bereits erfahrener Helfer für wirklich große Projekte taugt, kommt noch als angenehmes Gimmick hinzu.

Bitte keine falsche Scheu!

  • Zu klein gibt es nicht
    © olyapon / stock.adobe.com | Zu klein zum Selbermachen ist ab ca. dem Kindergartenalter kein Kind mehr. Es braucht meist eher elterlichen…
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So mancher, der diese Zeilen liest, wird dabei wohl an seinen Nachwuchs denken – und daran, dass er vielleicht selbst einen Heidenrespekt vor einigen Werkzeugen hat; vor allem solchen der elektrisch angetriebenen Art.

Fraglos: Winkelschleifer, Stichsäge und noch der kleinste Stechbeitel sind definitiv dazu geeignet, bei Fehlbedienungen große und kleine Verletzungen zu verursachen. Und es ist auch durchaus verständlich, wenn selbst im Selbermacher-Metier routinierte Erwachsene sich sorgen, dass erst recht ihr Nachwuchs sich daran verletzen könnte. Allerdings wäre es falsch, aus dieser Sorge generell abzuleiten, dass die Heimwerkerei nichts für Menschen unterhalb des gehobenen Teenager-Alters wäre; das stimmt einfach nicht.

Hierzu kann sich jeder Leser die Frage stellen, warum es in jedem Spielzeugladen zahllose Dinge gibt, welche echtes Werkzeug imitieren – teils sogar von richtigen Werkzeugherstellern stammend; warum eine Serie wie „Bob der Baumeister“ schon seit 1998 mehrere Kindergenerationen begeistert und warum Basteln in jeder Kita, jeder Grundschule fest auf dem Stundenplan steht.

Es ist die Tatsache, dass alles, was zum Selbermachen gehört, im hohen Maß förderlich für Kinder ist:

  • Es schult sowohl die Grob- wie Feinmotorik, dazu auch die Hand-Augen-Koordination, kräftigt die Muskulatur und die Ausdauer.
  • Das Kind lernt einen Sinn für Details und methodisches Schritt-für-Schritt-Arbeiten.
  • Es wird dem Nachwuchs eindrücklich vermittelt, was er selbst erschaffen kann, das stärkt das Selbstvertrauen immens.
  • Weiter wird der Wert von Kreativität an sich gelehrt und diese im Kind gestärkt.

Einmal abgesehen von diesen Punkten lässt sich auch feststellen, dass Heimwerken in Kindern einen unschätzbar wertvollen Denkprozess in Gang setzt: Das Verstehen, dass es mit dem richtigen Werkzeug nichts gibt, was man nicht selbst erledigen kann – gelebte und gebastelte Unabhängigkeit und Selbstständigkeit in Bestform.

Alles aus Kindersicht betrachten

  • Elektrowerkzeuge sind eher für Teens
    © Passakorn / stock.adobe.com | Elektrowerkzeuge sind eher für Teens. Darunter ist jedoch praktisch jedes manuelle Werkzeug kindertauglich,…
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Um nochmals auf die Werkzeuge aus dem vorherigen Kapitel zurückzukommen: Sicherlich könnte eine Sechsjährige durchaus eine Stichsäge bedienen. Und ein Zehnjähriger könnte wohl auch aus motorischer und körperkrafttechnischer Sicht durchaus Holz auf einer Kreissäge zurechtschneiden. Es versteht sich jedoch hoffentlich von selbst, dass Eltern ihrem Nachwuchs sicher keinen Zugang zu solchen Werkzeugen gestatten sollten – auch nicht unter ständiger Aufsicht. Viel mehr empfehlen Fachleute folgendes:

  • Grundsätzlich sollte der Nachwuchs bis etwa zum Ende der Grundschulzeit nur mit muskelkraftbetriebenen Werkzeugen arbeiten. Speziell was solche Geräte anbelangt, die wirkliche Verletzungen hervorrufen können und/oder schwer beziehungsweise schwierig zu handhaben sind.
  • Immer sollten jedoch Eltern ein Auge dafür haben, was sie ihrem Kind zutrauen und was nicht – wenn Mama unterstützt, kann durchaus auch ein kleiner ABC-Schütze am Hebel der Standbohrmaschine drehen.
  • Wichtig ist zudem, dass Eltern sich immer die Zeit nehmen, sich a) selbst in die korrekte Bedienung der Werkzeuge einzulesen und b) diese ihren Kindern selbst mit Gefühl vermitteln.

Diese Grundgedanken ziehen sich nahtlos auch in die möglichen Materialien weiter: Kann ein Neunjähriger sich via Bügelsäge durch einen Holzbalken „kämpfen“? Da wären wohl zumindest die Kräfte schnell am Ende und der Frustfaktor hoch. Könnte dasselbe Kind jedoch mit einer Puksäge Balsaholzstäbe für ein Spielzeugschiff zurechtsägen oder die Enden der von Papa abgelängten Nut/Feder-Bretter mit Raspel und Sandpapier glätten? Absolut – sogar dann, wenn die Eltern nur über die Schulter schauen (was im Übrigen bei jeder Arbeit gegeben sein sollte). Wichtig ist nur, dass Eltern bei allem, womit die Kids in Kontakt kommen, auf maximale Schadstofffreiheiten achten.

Ab dem Alter von sechs Jahren darf es zudem für kleine Selbermacher durchaus eine eigene Werkzeugkiste sein – derartiges gibt es mit echten Werkzeugen (in Kindergröße) fertig zu kaufen, kann aber natürlich auch als gemeinsames Eltern-Kind-Projekt erschaffen und vom Nachwuchs bunt bemalt werden.

Kindergerechte Arbeiten suchen - Nicht nur ganze Projekte

  • Fast jede Arbeit enthält kindgerechte Elemente
    © Halfpoint / stock.adobe.com | Kinder-DIY bedeutet definitiv nicht nur Projekte für Kinder. Fast jede Arbeit enthält kindgerechte Elemente.
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Viele glauben, dass Selbermachen mit Kindern nur bedeutet, dass die Kids mit elterlicher Unterstützung lediglich Dinge anfertigen, die kindgerecht und für den Nachwuchs gedacht sind – das kann vom Tritthocker fürs Waschbecken über Frühstücksbrettchen bis hin zum Spielzeugauto tatsächlich vieles sein. Aber: Das ist definitiv nicht die einzige Option.

Grundsätzlich sind derartige Projekte sehr gut, um a) erste Begeisterung zu wecken und b) zwischendurch die Lust aufs Selbermachen weiterhin hochzuhalten. Jenseits davon ist es jedoch absolut probat, den durch solche Arbeiten schon etwas erfahreneren Nachwuchs an eigentlich sehr erwachsenen Projekten teilhaben zu lassen.

Nehmen wir dazu ein umfangreiches und von vielen Aufgaben gekennzeichnetes Projekt, das Planen und Zurechtmachen eines Kinderzimmers. Bereits bei der Planung können (und sollten) Kinder ab dem Grundschulalter beteiligt werden; schließlich müssen sie sich in dem Raum wohlfühlen. Und was die Arbeiten anbelangt, findet sich hierbei enorm viel Kindgerechtes. Etwa:

  • Das Helfen beim Entfernen alter Tapeten mit Stachelrolle, Quast und Spachtel
  • Das Basteln, Zusammenbauen und Anstreichen der Möbel
  • Das Streichen der Wände und das Anbringen von Wanddekorationen
  • Das Anschrauben von Fußbodenleisten und dergleichen.

Tatsächlich können Kids sogar beim Bodenbelag helfen. Solange dabei die Maxime vorherrscht, wonach a) keine „gefährlichen“ Werkzeuge verwendet werden, b) die geringere Kondition und das Arbeitstempo von Kindern beachtet werden und c) Eltern nicht auf „erwachsene“ Akkuratesse pochen, kann eine solche Renovierung nicht nur enorm lehrreich sein, sondern ein Kind unsagbar stolz auf seine eigenen Leistungen machen – egal wie klein diese letztlich auch sein mögen.

Diese Maxime gilt natürlich auch jenseits des Kinderzimmers: Es gibt in fast jedem Heimwerkerprojekt zumindest kindgerechte Anteile beziehungsweise können solche erschaffen werden. Hierzu ist nur der Wille der Eltern gefragt, ihren Nachwuchs teilhaben zu lassen und dazu ihr eigenes Tempo etwas zu drosseln.

Sicherheit in Größten Lettern schreiben

  • Arbeitsschutz muss von Eltern vorgelebt werden
    © Лилия Дудник / stock.adobe.com | Arbeitsschutz muss von Eltern vorgelebt werden. Nur dann macht der Nachwuchs freudig mit.
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Einmal Hand aufs Herz: Wohl jeder Heimwerker dürfte zumindest ansatzweise wissen, dass er kein Projekt beginnen sollte, ohne die dafür notwendige Schutzausrüstung zu tragen. In der Praxis neigen wir alle jedoch häufig dazu, es aus Bequemlichkeit viel zu leger angehen zu lassen – auch wenn dies vielleicht bei manchem schon für einen unfreiwilligen Besuch beim Arzt endete.

Wenn es jedoch ans Heimwerken mit Kindern geht, müssen derartige Denk- und Handlungsmuster ganz hinten in der Werkbankschublade verstaut werden. Aus zwei Gründen:

  • Eltern sind das größte Vorbild ihrer Kinder. Was sie vorleben, macht der Nachwuchs nach – sowohl im positiven wie negativen Sinn.
  • Noch bis ins Teenager-Alter sind Kinder zumindest in Sachen Körperkraft Erwachsenen nicht ebenbürtig. Zusammen mit der geringeren Erfahrung im Umgang mit Werkzeug resultiert daraus ein grundsätzlich höheres Risiko für Fehlbedienungen und Malheure.

Zunächst bedeutet dies, dass Kinder wirklich niemals und auch nicht die geringste Arbeit durchführen sollten, ohne dass die Eltern anwesend sind – und zwar derjenige Teil, der weiß, wie es gemacht wird; wer als Erwachsener selbst nicht heimwerkt, kann kaum abschätzen, wann etwas gefährlich wird und wann nicht.

Daneben bedeutet es aber auch, dass Eltern wie Nachwuchs nicht nur eine für diesen Bereich vollständige PSA (Persönliche Schutzausrüstung) besitzen, sondern dass gerade die Eltern darauf achten sollten, dass nicht nur die Kinder, sondern auch sie selbst immer alles angelegt haben – andernfalls glauben viele Kids schnell, die PSA wäre ähnlich wie Stützräder ein Zeichen für Unerfahrenheit. Daraus entsteht der Glaube, dass „die Großen“ sie nicht brauchen und der Wunsch, sie selbst auch nicht tragen zu müssen. Diese Verkettung sollte unbedingt vermieden werden.

 

Bildnachweis:
© Лилия Дудник / stock.adobe.com
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©  JenkoAtaman / stock.adobe.com

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