Innenecken tapezieren
Die wichtigsten Eckpunkte
Es gehört zum Tapezieren dazu wie der Kleister zur Tapete: das Tapezieren von Zimmerecken. Selten wird in einem Raum nur eine Wand tapeziert, so dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, wo sozusagen um's Eck gedacht werden muss. Dabei gibt es grundsätzlich zwei Fälle, mit denen man konfrontiert werden kann: nach innen liegende und nach außen stehende Ecken. In diesem Artikel klären wir zunächst, wie sich Innenecken tapezieren lassen. Die Außenecken folgen in der Übersicht "Außenecken tapezieren".
Einer der wichtigsten Punke, die sauber tapezierte Ecken garantieren, wird im Eifer des Gefechts gerne übersehen. Nur mit einer sorgfältigen Verlaufsplanung gelingen optimale Ergebnisse. Das heißt im Grunde, dass sich fleißige Heimwerker schon vorher überlegen sollten, wie die Bahnen an einer Wand verlaufen werden. Tapetenbahnen nach Euro-Norm besitzen eine Breite von 53 cm. Das Vorgehen beim Tapezieren ist nun so zu planen, dass man in den Ecken möglichst günstig ankommt und sich damit zusätzliche Arbeitsschritte durch schlecht sitzende Tapeten spart.
Einer der sichersten Wege, das zu erreichen, besteht darin, mit dem Tapezieren gleich in einer Ecke zu beginnen. Das sollte nach Möglichkeit die sichtbarste und damit repräsentativste Ecke des Zimmers sein. Denn hier wird das Ergebnis noch am besten gelingen. Irgendwann jedoch werden die erste und die letzte Bahn irgendwo aufeinander treffen. Und dies sollte nach Möglichkeit in der am wenigsten sichtbaren Ecke des Raumes geschehen, etwa hinter einer Tür, in einem wenig einsehbaren Winkel oder hinter Möbeln verborgen.
Und noch ein wichtiger Tipp, bevor es losgeht: Um Innenecken zu tapezieren, wird niemals breitflächig über eine Ecke hinaus tapeziert. Die Gefahr, dass sich die Tapete beim Trocknen im Eck wieder löst und eine Hohlkehle ausbildet ist viel zu groß. Stattdessen lautet das Prinzip, immer nur möglichst knapp über eine Innenecke hinauszuarbeiten. Ganz ohne Überschlag geht es jedoch nicht. Denn wird die Tapete von beiden Seiten einfach nur auf Stoß in die Ecke gesetzt, bleibt selbst bei nur leicht schiefen Ecken in der Mitte ein offener Spalt. In den Ecken muss jedoch immer deckend gearbeitet werden!
Dünne Tapeten
Der einfachste Fall, um Innenecken zu tapezieren, liegt vor, wenn dünne, musterlose Tapeten, wie z.B. unifarbene Papiertapeten oder Vliestapeten, zu tapezieren sind. Denn dann kann in den Innenecken überlappend tapeziert werden. Das funktioniert eigentlich immer auf dieselbe Weise: Von einer Seite kommend, wird solange normal auf Stoß gearbeitet, bis die letzte Bahn vor der Ecke erreicht ist. Diese Bahn wird nun so ausgemessen, dass sie um wenige Millimeter, also etwa 5-10 mm um das Eck hinausgeht. Ist der letzte Wandstreifen vor der Ecke z.B. 40 cm breit, wird die erforderliche Bahn vor dem Tapezieren auf 400 + 10 = 410 mm Breite zugeschnitten.
Die zugeschnitte Bahn wird an der vorausgegangenen auf Stoß gesetzt, bis ins Eck tapeziert und glatt verstrichen. Anschließend wird die Bahn mit dem Tapezierspachtel fest in die Ecke gedrückt und schließlich der schmale überstehende Streifen auf der nächsten Wand festgedrückt. Dieser Streifen wird nun einfach übertapeziert. Dazu wird die nächste Bahn auf Stoß in die Ecke gelegt, aber im senkrechten Verlauf nicht an dieser ausgerichtet. Stattdessen wird auch hier immer im Lot gearbeitet. Sollte die Ecke schief sein, ist durch den Überstand der vorigen Tapete sichergestellt, dass keine Lücken im Wandbehang entstehen. An der nächsten Wand geht es dann wie gehabt Bahn um Bahn weiter.
Dicke Tapeten
Bei dicken Tapeten aus Vinyl oder Raufaser ist es schon schwieriger, die Innenecken zu tapezieren. Denn ein Überschlag von zwei Bahnen fiele in der Regel später deutlich auf. Doch auch hier gibt es eine Lösung. Damit die Innenecken schön deckend tapeziert werden, wird auch in diesem Fall die letzte Bahn vor der Innenecke mit einem Überstand eingeplant, hier allerdings von ca. 2 cm. Nach dem Verlegen der Bahn wird die Tapete mit dem Tapezierspachtel wiederum sauber ins Eck eingedrückt und der Überstand glatt ausgestrichen. Die folgende Bahn wird im Eck angesetzt, wobei auf die lotrechte Ausrichtung zu achten ist, und wie üblich tapeziert.
Jetzt folgt der Trick: Damit der wulstige Überschlag nicht bestehen bleibt, wird in diesem Bereich, etwa 1 cm von der Ecke entfernt, eine Metallschiene oder ein großer Winkel angesetzt und mit dem Cuttermesser senkrecht durch beide Tapeten hindurchgeschnitten. Nach diesem sogenannten Doppelnahtschnitt können die abgeschnittenen Randtreifen entfernt und die Nähte der beiden Tapeten sauber auf Stoß gelegt werden. Hierzu die Nähte noch einmal leicht aufdecken, erneut mit Kleister bestreichen und anschließend das Ganze mit dem Nahtroller andrücken. Die Ecke ist ordentlich verlegt und die Bahnen gehen unmerklich ineinander über.
Tipp: Der Doppelnahtschnitt ist möglichst sauber zu ziehen, wobei Einschnitte in den Untergrund zu vermeiden sind. Mit dem Gleitfußmesser gibt es ein abgestimmtes Werkzeug, dass diese Aufgabe bravourös umsetzt.
Mustertapeten
Kommen beim Tapezieren Mustertapeten zum Einsatz, wird üblicherweise nach demselben Schema vorgegangen. Hier muss jedoch ein weiterer Faktor buchstäblich im Auge behalten werden: die Musterung. Diese soll schließlich keine allzu auffälligen Schnitte zwischen den Bahnen aufweisen und nach Möglichkeit fließend übergehen. In den Innenecken ist dieses Ideal nicht ganz einzuhalten. Aber Ziel bleibt es trotzdem immer, sich diesem so weit wie möglich anzunähern.
Tipp: Mustertapeten immer überlegt zuschneiden! Es empfiehlt sich nicht, die Trennlinie beim Ablängen mitten durch markante Muster zu ziehen. Eventueller Schwund an den Übergängen muss hier nur umso deutlicher auffallen. Schnitte lieber in unscheinbare Bereiche verlegen.
Bei Mustertapeten ist es besonders empfehlenswert, in der sichtbarsten Ecke mit dem Tapezieren zu beginnen und den Abschluss der letzten Bahnen in den dunkelsten Bereich des Zimmers zu verlegen. In der ersten Ecke wird die erste Bahn so angelegt, dass sie um etwa 5 mm auf die nächste Wand reicht, und dann mit der nächsten Bahn weiter verfahren wie bei dünnen Tapeten. Ein minimaler Bereich der Tapete wird verschluckt, was aber bei überlegtem Zuschneiden nicht auffallen sollte.
In den folgenden Ecken wird die Bahn nicht mehr so passgenau anlangen. Hier muss sie in der Breite so zugeschnitten werden, dass sie den Restbereich der Wand abdeckt und dabei um 5 mm auf die nächste Wand übersteht. An der folgenden Wand wird nun aber nicht mit der nächsten Bahn fortgefahren, sondern auch der abgeschnittene Streifen der letzten Bahn tapeziert. Dieser wird wie üblich im Eck angesetzt, dabei aber lotrecht ausgerichtet. Die nächste Bahn kann dann schon wieder auf Stoß gesetzt werden, ohne dass es dem Muster anzusehen wäre.
Hinweis: Es versteht sich, dass der Reststreifen auf der nächsten Wand nicht zu schmal ausfallen sollte und z.B. nur 5 cm breit ist. Dies ist beim Ausmessen der Bahneinteilung für die Wand zu berücksichtigen.
Nahtlos glücklich
Mit etwas Übung ist es nicht schwer, Innenecken zu tapezieren. Wichtig ist vor allem, dass es am Ende gut aussieht. Dazu zählt eben auch eine gute Planung und Einteilung der Wandflächen. Fehlen etwa nach der vorigen Bahn nur noch wenige Zentimeter bis zur Ecke, ist es ratsam, hier nicht auf Stoß fortzufahren, sondern von der anderen Wand kommend anzusetzen und die Innenecke einfach nur spiegelverkehrt zu tapezieren. Dann klappt es auch mit der Freude am selbst tapezierten Zimmer!
Achtung: Die Tapetenbahnen nicht einfach auf Stoß ins Eck setzen, um dann mit Acryl den offenen Zwischenraum zu schließen. Selbst nach dem Überstreichen wird dieses Vorgehen optisch nicht lange überzeugen können.
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