Es ist schon über 100 Jahre her, dass die Steckdose als haushaltsübliche Zugangsform für die Stromversorgung erfunden wurde. Doch einheitliche Standards haben sich bis heute nicht durchgesetzt. Selbst im deutschsprachigen Raum gibt es bereits deutliche Unterschiede zu verzeichnen. Sofort erkennbar sind diese Unterschiede an der Form der einzelnen Stromstecker. Bevor wir uns also in weiteren Teilen dieser Serie den Steckdosen zuwenden, sollen an dieser Stelle zunächst die Steckertypen vorgestellt werden, wie sie in Deutschland, Österreich und der Schweiz heute üblich und in Gebrauch sind.

Die Geschichte des Netzsteckers

Die Kombination von Steckdose und Netzstecker in ihrer modernen Form wurde 1904 von dem Amerikaner Harvey Hubbell patentiert. Sie ermöglichte einen alltagstauglichen Zugang aller Haushalte zum Stromnetz. Zuvor wurden Verbraucher etwa über Lampenfassungen angeschlossen. Das Stecksystem brauchte zwar noch einige Jahrzehnte, um sich mit dem allmählichen Ausbau der nötigen Infrastruktur weltweit durchzusetzen. Doch bereits auf der Weltausstellung in St. Louis, die ebenfalls 1904 stattfand, wurde erkannt, dass dabei ein weltweit geltender Standard in Form und Netzspannung wünschenswert wäre.

Trotz dieser frühen Erkenntnis wurden die Stromnetze schließlich unter rein nationaler Federführung realisiert. Das Reisen mit elektrischen Geräten im Gepäck war ohnehin noch nicht sehr üblich. Heute freilich sieht die Situation anders aus. Und oft stehen wir im Urlaub verzweifelt vor internationalen Steckdosen, in die nicht einmal unser Fön passt. Derzeit existieren weltweit ca. 20 verschiedene Steckertypen, die auch inzwischen obsolete, aber immer noch in Gebrauch befindliche Designs umfassen. Ein gemeinsamer Standard ist nicht in Sicht.

© rupbilder | Kaum ein anderer Gegenstand ist so symbolträchtig für die Technik des 20. Jahrhunderts wie der Netzstecker. Trotz der über…

Die Suche nach dem Standard

Versuche, einen gemeinsamen Standard durchzusetzen, gab es durchaus. Auf europäischer Ebene versuchte dies zuletzt die Commission on the Rules for the Approval of the Electrical Equipment (CEE), auf Deutsch die Internationale Kommission für die Regelung der Zulassung elektrischer Ausrüstungen. Ihre Vorschläge wurden aber bereits 1996 eingestampft. Geblieben ist allerdings die damals aufgestellte Systematik zur Bezeichnung europäischer Stecksysteme, die bis heute zur Einstufung der Steckertypen genutzt wird (CEE-System).

Daneben existiert eine zweite heute gebräuchliche Systematik, die durch das US-Handelsministerium zur Orientierung ihrer Bürger im Ausland entwickelt wurde (ITA Typ). Sie versieht die jeweiligen Steckertypen einfach mit einzelnen Buchstaben in aufsteigender Reihenfolge. So entspricht etwa der allseits bekannte Eurostecker hier dem Typ C. Doch das Beispiel des Eurostecker zeigt bereits, dass solche Systematiken die bislang gebräuchlichen Namen der Stecker nicht ersetzen konnten. Und so gibt es auch weiterhin den Eurostecker, den Schukostecker oder auch den Konturenstecker.

Steckertypen in der Übersicht

Bezeichnung

CEE

ITA

Erdung

Verbreitung

Schukostecker

7/4

Typ F

ja

D, A

Eurostecker

7/16

Typ C

nein

D, A, CH

Konturenstecker

7/17

/

nein

D, A

Hybridstecker

7/7

Typ E+F

ja

D, A

SEV 1011

/

Typ J

ja

CH

 

Schukostecker

Der Schukostecker ist einer der in Europa gebräuchlichsten Steckertypen und stellt in Deutschland und Österreich die Standard-Steckvorrichtung dar. Schuko steht kurz für Schutzkontakt und besagt, dass dieser Stecker über einen Kontakt für den Erdleiter verfügt. Alle Geräte, die leitfähige Gehäuseteile aufweisen, müssen mit einem solchen Stecker versehen sein. Die Erdung erfolgt über zwei seitlich eingelassene Kontaktflächen, die mit Kontaktfedern in der Steckdose zusammenarbeiten und dabei vorauseilend arbeiten. Das bedeutet, die Erdung findet ihren Kontakt in der Steckdose immer vor den Stiften des Steckers. Ein breiter Kragen stellt zudem sicher, dass die Stifte in der Dose nicht berührt werden können. Während die konventionellen Schukosteckdosen vor allem in Deutschland weiter vorherrschend bleiben, wird der Stecker jedoch nach und nach durch die Hybridvariante TYP E+F ersetzt.

© blende11.photo | Der Schukostecker war in Deutschland und Österreich lange Zeit konkurrenzlos der gebräuchlichste unter den Steckertypen.…

Eurostecker

Der Eurostecker trägt seinen klangvollen Namen deswegen, weil er bis auf wenige Ausnahmen in ganz Europa eingesetzt werden kann. Das liegt daran, dass er dünnere Stifte hat und dass er über keine Erdung verfügt, deren Kontakte innerhalb Europas meist für die Konstruktionsunterschiede unter den Steckertypen verantwortlich zeichnen. Der Verzicht auf eine Erdung kann nur bei Geräten erfolgen, die schutzisoliert sind, d.h. dank einer doppelten Isolierung keine Berührung mit spannungsführenden Teilen ermöglichen. Folglich ist der Eurostecker vor allem bei Haushaltskleingeräten wie Rasierer oder Kaffeemaschine im Einsatz, die nicht über 2,5 A belastet werden. Zwischengeschaltete Transformatoren ermöglichen jedoch auch die Nutzung an Multimedia-Komponenten. Die Kontaktstifte des Eurosteckers sind bis auf die Spitze in Kunststoff ausgeführt, um auch bei Gebrauch in den breiten Schuko-Steckdosen Kontaktsicherheit zu garantieren. Denn der Sockel fällt hier sehr viel schmaler aus als bei anderen Steckertypen und kann so nicht als Barriere für die Finger dienen.

© Fotoimpressionen | Der Eurostecker ist die einfachste Form eines Netzsteckers unter den Steckertypen. Er verfügt weder über eine Erdung…

Konturenstecker

Der Konturenstecker ist eine Variante des Steckers Typ C, der ebenfalls keine Erdung besitzt. Er wurde auf den Einsatz mit Geräten ausgelegt, die schutzisoliert sind, dabei aber eine Belastung von mehr als 2,5 A aufweisen. Dazu zählen etwa Haartrockner oder Bohrmaschinen. Besonders bekannt ist der Konturenstecker vom Staubsauger. Die höhere Stromstärke macht eine Vollkontakt-Ausführung der Stifte notwendig, ohne eine Teilisolierung, wie sie beim Eurostecker vorhanden ist. Daher wurde der Sockel des Steckers wie beim Schukostecker als breiter Kragen ausgeführt, um bei Gebrauch trotzdem Berühungssicherheit zu gewährleisten. Der Kragen weist jedoch seitliche Aussparungen auf, die Platz sowohl für die Erdungsfedern der Schukosteckdose wie auch für den Erdungsstift französischer Bauart bieten. Im Alltag werden diese Aussparungen bei Nichtgebrauch des Steckers oft als Kabelhalter benutzt.

© Gabi Günther | Liegt die Stromstärke bei schutzisolierten Geräten über 2,5 A, wird der Eurostecker durch einen sogenannten…

Hybridstecker

Eines der größten Probleme des Schukosteckers ist es, dass er nicht ohne weiteres europaweit eingesetzt werden kann. In Frankreich etwa wird die Erdung nicht durch Kontaktfedern hergestellt, sondern über einen Erdungsstift, der der Steckdose aufsitzt (Typ E). Durch die Konstruktionsunterschiede sind die Steckertypen damit schlicht mechanisch nicht kompatibel. Um hier einen Kompromiss zu finden, wurde ein Hybridstecker entwickelt, der beide Erdungsmöglichkeiten in sich vereint. Stecker vom Typ E+F verfügen daher sowohl über seitliche Kontaktflächen für die Erdungsfedern von Schukosteckdosen wie auch über eine Aufnahme für den französischen Kontaktstift. Inzwischen werden die meisten Geräte mit solchen Hybridsteckern ausgeliefert. Steckdosen mit Erdungsstift haben aber bislang keine entsprechende Verbreitung gefunden und sind am ehesten noch an Mehrfachsteckdosen zu entdecken.

© babimu | In dem Bemühen, einen erhöhten europäischen Standard zu realisieren, wurde der Schukostecker Typ F neben den üblichen seitlichen…

SEV 1011

In der Schweiz wurde die Konstruktion des Erdungskontakts auf andere Weise gelöst. Hier sitzt der Erdungsstift nicht in der Steckdose, sondern am Stecker. Schweizer Stecker des Typs J verfügen also über drei Kontaktstifte, was ihre europaweite Anwendung weitgehend ausschließt. Anders herum können allerdings Eurostecker in Steckdosen des Typs J verwendet werden. Im Gegensatz zum Schukostecker ist der SEV 1011 verpolungssicher konstruiert, da der Erdungsstift nicht auf einer Linie mit den anderen Stiften sitzt, sondern seitlich leicht versetzt angeordnet wurde. Der Stecker kann auf diese Weise nicht um 180 Grad verdreht eingesteckt werden. Die Erdung ist dabei auch hier vorauseilend, da die Buchsen der anderen beiden Kontaktstifte in der Steckdose tiefer platziert wurden. Wie bei anderen Steckertypen ist also auch hier die Berührungssicherheit gewährleistet.

© Karin und Uwe Annas | In der Schweiz findet sich der Erdungsstift nicht in der Steckdose, sondern am Stecker, der damit insgesamt drei…

Verwandte Anleitungen