Meinung: Schöne neue Wohnwelt bleibt Utopie

Das Leben war bis vor einigen Jahrzehnten davon geprägt, dass Ältere zusammen mit jüngeren Menschen in einem sozialen Miteinander leben und sich im Alltag gegenseitig helfen und unterstützen. Doch dieses Umfeld löst sich auf. Die rasante gesellschaftliche Entwicklung hat bei allen positiven Errungenschaften leider auch erreicht, dass besonders in den städtischen Ballungszentren immer mehr Menschen unter chronischem Stress leiden und verstärkt an massiven Depressionen und schweren Ängsten erkranken. Stehen Stadtbewohner unter Daueranspannung, reicht bereits der kleinste Auslöser für heftigste Stressreaktionen, die mit gesunden zwischenmenschlichen Beziehungen rein gar nichts mehr zu tun haben.

Neues Miteinander

Entgegen dem weitverbreiteten Motto, wonach jeder sich selbst der Nächste ist, hat die VIVIR Mehrgenerationen Wohnen GmbH Düsseldorf ein urbanes Wohnkonzept entwickelt, das für ein achtsames und gesundes Miteinander steht. So soll bis Mitte 2018 in Dresden ein Wohnpark entstehen, der zu einem deutlich entspannteren Leben innerhalb einer Kooperation von Jung und Alt beitragen will.

"Mindful Dresden" genannt, versteht sich das ehrgeizige Projekt als verkehrsgünstig gelegenes Wohnquartier mit umfassend erschlossener Infrastruktur, das aus 54 Wohnungen und einem eigenen Gesundheitszentrum besteht. Zur Erhaltung des Wohlbefindens und der Lebensfreude seiner Bewohner greift das Unternehmen unter anderem auf medizinisch bewährte Strategien sowie alternative Erfahrungen wie Ernährungsberatung, Physiotherapie, Yoga und Meditation zurück.

Erfolgreiches Wohnkonzept

Über fehlende Mietinteressenten werden sich die privaten Investoren sicherlich nicht beklagen müssen. Da ist es nur logisch, dass bereits heute sehr aktiv deutschlandweit nach ähnlichen Grundstücken und Standorten für die neuen Wohnparks des 21. Jahrhunderts gesucht wird.

Das eigentliche Übel unserer Zeit wird dagegen selbst der tausendste Wohnpark für achtsames Mehrgenerationen-Wohnen nicht annähernd beseitigen – so edel die Motivation dafür auch sein mag. Denn die eigentlichen Probleme liegen mittlerweile ganz woanders!

Die Probleme bleiben

Die Idee der Revitalisierung des urbanen Wohnens hat ganz zweifelsohne ihren Charme, dürfte jedoch, großflächig gesehen, daran scheitern, dass ein beträchtlicher Anteil der deutschsprachigen Bevölkerung auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen ist und es auch in den kommenden Jahren sein wird. Besonders der soziale Wohnungsbau ist daher gefragt, sich den neuen Erfordernissen des gemeinsamen Zusammenlebens zu stellen.

Und es gibt noch weitere Anforderungen: So will etwa auch der hohe Bedarf hinsichtlich des barrierefreien und behindertengerechten Wohnens berücksichtigt sein. Was dagegen den anfangs zitierten Stress in den zwischenmenschlichen Beziehungen bei der Stadtbevölkerung betrifft, kann hier schon ein Kurzurlaub auf dem Lande bei stressgeplagten Menschen kleine Wunder bewirken.

 

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