Marode Elektrik: Ein Altbau kann gefährlich werden

Besonders Besitzer von Häusern aus älteren Baujahren machen bei Arbeiten an der elektrischen Anlage oft eine paradoxe Erfahrung, wenn sie beispielsweise eine neue Deckenlampe installieren wollen. Damit auch ja nichts passiert, wird bei der Montage vor dem Bohren die Hauptsicherung ausgeschaltet, sicherheitshalber gleich noch der Spannungsprüfer angesetzt. Aber siehe da: Der Strom fließt ungehindert weiter! Was ist da los? Und warum wird es jetzt höchste Zeit für eine Sanierung? Wir klären auf!

Gefährliche Technik

Lässt sich der Strom nicht wirklich abstellen, könnten versteckte Leitungen die Ursache sein oder Kriechströme. Diesen ließe sich relativ schnell auf die Spur kommen, wenn es einen aktuellen Bauplan gäbe, in dem sämtliche Strom führenden Leitungen verzeichnet sind. In neueren Gebäuden verlaufen die Stromleitungen gewöhnlich senkrecht von unten nach oben bzw. parallel zum Fußboden und der Zimmerdecke. Besitzer von Altbauten können sich dagegen relativ sicher sein, dass die Kabel kreuz und quer verlegt wurden. Höchste Zeit, um die elektrische Anlage des in die Jahre gekommenen Hauses gründlich und fachgerecht zu sanieren, um sie den aktuellen Normen, Sicherheitsbestimmungen und Vorschriften anzupassen.

An dieser Stelle sei gesagt, dass es für den Bereich der Hauselektrik allein in Deutschland um die 3.500 gültige DIN-Normen gibt. Zu den wichtigsten Regelwerken zählen:

  • DIN-VDE 0100: Planung, Errichtung und Prüfung elektrischer Anlagen in gewerblichen- öffentlichen und Wohngebäuden mit einer Nennspannung bis 1 kV
  • DIN 18015: Elektrische Anlagen in Wohngebäuden, Art und Umfang der Mindestausstattung, Planungsgrundlagen, Leitungsausführung und Anordnung von Betriebsmitteln
  • RAL-RG 678: Beleuchtungs- und Jalousiesteuerung, Rundfunk, Kommunikation und Gebäudesystemtechnik

Neue Standards

In unserer schnelllebigen Zeit haben sich aber nicht nur die Sicherheitsstandards erheblich geändert. Auch die Anforderungen an die Elektroinstallation in modernen und heutzutage hoch technisierten Wohngebäuden sind erheblich gestiegen. Denken wir nur an die Zunahme von Stromverbrauchern aus dem Bereich der Heim- und Unterhaltungselektronik oder den Möglichkeiten, unser Zuhause mit Smart-Home-Systemen intelligent und energiesparend zu machen.

Mithilfe sinnvoller Standards ist es aber auch gelungen, unsere eigenen vier Wände erheblich sicherer zu gestalten und deren Bewohner vor folgenreichen Stromunfällen zu schützen. So sorgen moderne Sicherungsautomaten dafür, dass ein überlastetes Stromnetz sofort abgeschaltet wird, was ein Entstehen von Schwelbränden verhindert. Automatische Fehlerstrom-Schutzschalter verhindern das Risiko von Überspannungen, die nicht nur in Feuchträumen zu erheblichen Gesundheitsgefahren führen können, sondern auch Kinder vor Stromschlägen schützen, die in ihrer Neugier versuchen, das Innere eine Steckdose zu erkunden.

Für Experten

Neben erheblich verschlissenen Elektrokabeln, die nach 30 bis 40 Jahren einem völlig natürlichen Alterungsprozess unterworfen sind, damit aber die Sicherheit gefährden, ist bei älteren Wohngebäuden auch die Aufteilung der Stromkreise längst nicht mehr zeitgemäß. Kam man vor einigen Jahrzehnten noch mit drei verschiedenen, per austauschbarer Schmelzsicherung gesteuerter Leitungssysteme aus, wird heute eine möglichst hohe Anzahl von Stromkreisen installiert, die eine zu hohe Dauerbelastung der Anlage verhindern.

Wird eine Teil- oder Komplettsanierung der Elektroinstallation fällig, kommt der Hauseigentümer nicht ohne die tatkräftige Unterstützung eines auf diesem Gebiet erfahrenen Fachmanns aus. Bereits die Verlegung von Stromleitungen mit dem richtigen Querschnitt, aber auch die ordnungsgemäße Integration der Datenkabel eines Netzwerks wird den unbedarften Laien früher oder später überfordern und kann die sichere Funktion der Anlage, abgesehen von gesundheitlichen Gefährdungen der Hausbewohner, erheblich beeinträchtigen.

Gut geplant

So schreibt zum Beispiel die weiter oben genannte RAL-RG 678 (plus) die Anzahl von Lichtanschlüssen, Steckdosen, Schaltern, Dimmern und anderen Bauelementen für die verschiedenen Räume eines Hauses verbindlich vor und regelt auch deren fachgerechte Montage mithilfe von Installationsrohren und Kabelkanälen genauestens. Um bei den erforderlichen Wanddurchgängen und Deckendurchbrüchen Kosten zu sparen, kann dem Elektriker allerdings unter die Arme gegriffen werden. So lassen sich viele der vorbereitenden Arbeiten wie auch das anschließende Spachteln, Verputzen und Tapezieren als Eigenleistungen erbringen.

Wichtig ist, dass sich der Hauseigentümer in Vorbereitung der Sanierungsarbeiten ausführlich mit der geplanten und zukunftssicheren Elektroausstattung seiner Räume beschäftigt, die nicht nur seinen Wünschen entsprechen soll, sondern auch die Höhe seines finanziellen Engagements berücksichtigt.

 

Bildquelle: © romaset - Fotolia.com

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