Stauden vermehren mal anders
Der Herbst ist die optimale Zeit, um Pflanzen vegetativ zu vermehren. Wer Stauden vermehren will, greift dabei üblicherweise zum MIttel der Pflanzenteilung. Doch das ist nicht die einzige Möglichkeit. Eine unbekanntere Art der Vervielfältigung stellt die Vermehrung durch Wurzelschnittlinge dar.
Nicht jede Pflanze eignet sich für diese Art der Vermehrung. Aber die meisten Stauden mit ausgeprägten Wurzelstöcken bzw. Pfahlwurzeln kommen als Kandidaten in Frage. Gute Beispiele sind Türkischer Mohn (Papaver orientale), Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera macrophylla), Silberdisteln (Carlina acaulis), Mannstreu (Eryngium) oder Staudenphlox (Phlox paniculata).
Voraussetzungen
Die Vermehrung mittels Wurzelschnittlingen ist immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Wenn nämlich keine Knospen an den Wurzelstücken vorhanden sind, kann die Pflanze dabei starken Schaden nehmen. Daher sollten nur große Exemplare verwendet werden, die teilungsfähig sind.
Außerdem wichtig: Auch hier geht es nicht ganz ohne Teilen. Ein Teilungsstück sollte vor dem Abnehmen der Wurzelschnittlinge wieder eingepflanzt werden. Das hat ganz praktische Gründe. Denn dieses Stück sichert im Notfall das Fortkommen, insofern die Vermehrung misslingt.
Wurzelschnittlinge nehmen
Doch wie sieht das Ganze in der Praxis aus? Nun, sobald der krautige Spross der Staude abgestorben ist und die Pflanze sich in die Wurzel zurückzieht, wird der Wurzelstock an einem frostfreien Tag ausgegraben und geteilt. Eines der Teilungsstücke wird dann neu eingepflanzt. Die Wurzeln des anderen Teilungsstückes werden sauber ausgewaschen.
Sind sie gereinigt, werden die Wurzeln in 2 bis 7 cm lange Teilstücke geschnitten, wobei die dickeren Partien kürzer und die dünneren länger geschnitten sein sollten. Damit oben von unten unterschieden werden kann, erhält die untere Seite dabei einen schrägen Anschnitt.
Schnittlinge einpflanzen
Die Wurzelstücke werden in ein sauberes Gefäß mit lockerer bzw. sandiger Vermehrungserde gesteckt, und zwar so tief, dass der obere Anschnitt mit der Bodenoberfläche abschließt. Wenn alle Wurzelstücke eingepflanzt sind, werden sie mit einer 1 bis 2 cm dicken Substratschicht überdeckt.
Gartenpflanzen mit feinen Wurzeln, z.B. Herbstanemone (Anemone hupehensis), werden nicht senkrecht, sondern waagerecht ins Substrat eingelegt. Ihr Austrieb erfolgt seitlich. Die Vermehrungsgefäße werden entweder ins Frühbeet oder in einen kalten Keller gestellt. Dieser kann durchaus dunkel sein, denn Licht wird erst mit dem Austrieb benötigt. Es ist darauf zu achten, dass das Substrat nicht austrocknet, sondern feucht gehalten wird.