Eine Wand aus Gipskarton ist schnell aufgestellt. Das macht das Material bei Heimwerkern so beliebt. Beendet ist die Arbeit damit jedoch noch nicht. Denn bevor, Fliese, Farbe oder Tapete auf den Gipskarton kommen, muss die Oberfläche gespachtelt werden. Das Problem: Je nach weiterer Verwendung gibt es unterschiedliche Qualitätsansprüche an die Verspachtelung. Welche ist also die richtige? Wir stellen die einzelnen Stufen der Oberflächengüte im Überblick vor.

Qualitätsansprüche mal 4

Zwischen- oder Installationswände aus Gipsplatten sind unheimlich praktisch und vergleichsweise leicht aufzustellen. Kein Wunder also, dass sie bei Heimwerkern zu Renovierungszwecken an erster Stelle stehen. Allerdings ist mit dem Aufstellen der Gipsplatten der Trockenbau noch nicht beendet. Denn es steht noch die Entscheidung an, wie die neue Wand am Ende aussehen soll: Dürfen es Fliesen oder Tapeten sein? Soll die Wand gestrichen oder glatt verputzt werden? Je nach dem, wie diese Entscheidung ausfällt, muss die Verspachtelung der Gipsplatten ein bestimmtes Qualitätsniveau erreichen. Willkürlich ist das Spachteln hier also nicht!

Zu besseren Orientierung werden heute vier separate Qualitätsstufen vorausgesetzt, die "Oberflächengüte" genannt werden. Praktischerweise tragen die einzelnen Güten einfach die Kürzel Q1 bis Q4. Gerade wenn Handwerker im Haus sind, ist es angeraten, die Qualität der Spachtelarbeiten im Vertrag genauestens festzuhalten. Denn schwammige Begriffe wie „malerfertig“, „streichfertig“ oder „tapezierfähig“ können später zu eigenwilligen Interpretationen führen. Die Oberflächengüten Q1 bis Q4 sind dagegen genau definiert, so dass Missverständnisse vermieden werden. Wir stellen diese Spachtelgüten im Einzelnen vor.

© Ingo Bartussek | Auch beim Verspachteln von Gipsplatten gibt es Regeln. Je nach geplanter Oberflächenbekleidung ist eine von vier…

Oberflächengüte Q1-Q4 im Überblick

Stufe

Bezeichnung

Vorgaben

Durchgänge

geeignet für

Q1

Grundverspachtelung

grobes Verschließen von Fugen und Befestigungs-öffnungen

1

Fliesen, Steinplatten, Kunstplatten

Q2

Standardverspachtelung

Schritte von Q1,

stufenloses Verspachteln der Fugen, Fehlstellen ausbessern

mind. 2

einfache Wandverkleidung (Raufaser, Vlies), Dispersionsfarben,  Oberputz > 1 mm

Q3

Sonderverspachtelung

Schritte von Q2,

breites Überspachteln der Fugen, Porenverschluss

mind. 3

feine Strukturtapeten, matte Farben, Oberputz < 1 mm

Q4

Vollverspachtelung

Schritte von Q3,

flächiger Auftrag von Spachtelmasse oder Dünnputz

mind. 4

Metalltapeten, Glanz-Vinyltapeten, Lasuren, Glätttechniken

 

Grundverspachtelung Q1

Die Oberflächengüte Q1 fällt bei sämtlichen Trockenbauarbeiten an, denn es handelt sich hierbei um das grundlegende Verschließen von Fugen und Befestigungslöchern. Dabei werden die Fugen grob aufgefüllt und die Schraublöcher verspachtelt. Außerdem werden überstehende Grate abgeschlagen. Einzelne Kratzer und Dellen werden jedoch nicht geglättet.

Diese einfachste unter den Spachtelgüten ist eigentlich nur eine Vorstufe, kann aber als abschließende Verspachtelung dienen, wenn Gipsplatten-Oberflächen in der Folge mit Fliesen oder Platten (z.B. Naturstein) beklebt werden sollen. Für andere Deckmaterialien muss eine bessere Oberflächengüte gewählt werden.

© diybook | Bei der Grundverspachtelung Q1 geht es nur darum, Fugen und Befestigungslöcher grob zu verschließen. So wie hier können die…

Standardverspachtelung Q2

In den meisten Fällen werden Heimwerker und Auftraggeber mit der Oberflächengüte Q2 zufrieden sein. Hierbei werden die Fugen nicht nur grob aufgefüllt, sondern in einem weiteren Spachtelgang bündig verschlossen, so dass eine einheitliche, stufenlose Oberfläche entsteht. Auch abseits der Fugen wird eine einigermaßen glatte Oberfläche durch Verschließen von Löchern und Kratzern sichergestellt. Ab der Stufe Q2 ist es angeraten, zusätzlich Fugendeckstreifen zu verwenden, um einer Rissbildung an den Plattenstößen vorzubeugen.

Die Standardverspachtelung erlaubt die Weiterverarbeitung von durchschnittlichen Oberflächenmaterialien wie Raufasertapeten, Vliestapeten oder Dispersionsfarben. Auch ein Oberputz mit einer Körnung über 1 mm kann nach einer Verspachtelung Q2 angebracht werden.

© diybook | Ab der Oberflächengüte Q2 werden Stöße stufenlos ausgeführt. Bei der Gelegenheit sollten auch gleich Fugendeckstreifen…

Sonderverspachtelung Q3

Für gehobene Ansprüche wird beim Spachteln die Oberflächengüte Q3 vorausgesetzt. Das bedeutet zunächst, dass alle Arbeiten der Oberflächengüte Q2 anzubringen sind. Darüber hinaus werden Fugen und Stöße in einem zusätzlichen Arbeitsgang noch einmal breiter verstrichen. Abschließend werden die Gipsplatten mit Spachtelmasse scharf abgestrichen, um die Poren zu verschließen.

Die Sonderverspachtelung Q3 erlaubt das anschließende Anbringen fein strukturierter Oberflächen, wie sie z.B. durch Feinstrukturtapeten, einer matten Bemalung oder durch Feinputz mit einer Körnung unter 1 mm erreicht werden.

© diybook | Um den Kriterien der Qualitätsstufe Q3 zu genügen, müssen die Fugen noch einmal breit übergespachtelt werden. Danach werden die…

Vollverspachtelung Q4

Verwöhnte Naturen ist das Beste gerade gut genug. Sie müssen daher auch auf die höchste Oberflächengüte zurückgreifen. Bei der Vollverspachtelung werden nicht nur die Arbeiten der Stufe Q3 durchgeführt. Zusätzlich wird eine vollflächige Deckschicht aus Spachtelmasse oder Dünnputz in einer Stärke von 1-3 mm aufgetragen und glatt abgezogen. So wird eine maximale Ebenheit der Oberfläche erreicht.

Die Oberflächengüte Q4 spielt dort eine Rolle, wo leichteste Unregelmäßigkeiten für unerwünschte Schattenspiele sorgen könnten, so etwa bei Metalltapeten oder glänzenden Vinyltapeten. Daneben ist sie die beste Ausgangsbasis für Lasuren und Marmorierungen und andere Glätttechniken.

© Olaf Wandruschka | Die Oberflächengüte Q4 umfasst alle vorangegangenen Arbeiten und sieht zuletzt das Aufziehen einer mindestens 1 mm…

Zielgerichtet spachteln

Beim Betrachten der verschiedenen Spachtelgüten wird schnell klar, dass schon vor dem Verspachteln klar sein sollte, wie es danach weitergeht. Denn wenn nicht gerade eine Verfliesung vorgenommen wird, reicht alleiniges Verfüllen von Fugen und Stößen der Gipsplatten nicht aus. Zu viel des Guten muss es aber auch nicht sein, falls ohnehin nur mit Raufaser tapeziert werden soll.

In jedem Fall ist darauf zu achten, dass die Spachtelmasse vor den weiteren Arbeiten gut durchtrocknet und mit dem Untergrund sauber abbindet. Schon vor jedem weiteren Spachtelgang kann es angeraten sein, die vorigen Verspachtelungen abzuschleifen, um größere Ebenheit zu erreichen. Auch wäre es von Vorteil, wenn bei den Spachtelarbeiten bereits ähnliche Lichtverhältnisse vorherrschen wie im fertigen Raum. Denn nur so lässt sich einigermaßen sicher abschätzen, ob irgendwo ggf. unerwünschten Schattierungen auftreten. Diese sind nämlich bei den Stufen Q3 und insbesondere Q4 nicht mehr gern gesehen.

Passt mit der Verspachtelung alles, ist noch ein letzter Schritt zu erledigen, bevor es daran geht, die Oberflächengestaltung vorzunehmen. Mit dem Grundieren der Gipslatten beschäftigen wir uns jedoch in dem Artikel Gispskarton grundieren.

© diybook | Vor jedem weiteren Arbeitsgang muss die zuvor ausgeführte Verspachtelung durchgetrocknet und ordentlich abgebunden sein. Zudem…

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