Tapezieren mit Rapport – Mit Anleitung zum Erfolg
Eine Aufgabe für Querdenker
Das mit dem Rapport ist so eine Sache: Jeder hat schon mal davon gehört, wenn es um Tapeten ging. Aber niemand kann so recht sagen, was genau das jetzt eigentlich ist. Dass einige Tapeten mit Versatz zu kleben sind, ist dagegen weithin geläufig. Doch wie und warum, liegt auch hier meist im Dunkeln. Irgendwie beschließt man dann für sich, dass Tapezieren ja doch irgendwie Gefühlssache ist.
Dabei ist Tapezieren mit Rapport eigentlich kein großes Mysterium! Und das beste daran: Es betrifft ohnehin nur Menschen, die sich gerne eine Muster- oder Profiltapete an die Wand hängen. Wer lieber auf einfarbige, plane Bahnen setzt, muss sich deshalb um die folgenden Ausführungen keinen großen Kopf machen. Hier sind Leute gefragt, die aufgrund der Beschaffenheit ihrer Tapete immer schon vorab von einer Tapetenbahn zur nächsten denken müssen – Querdenker sozusagen!
Was sind Rapport und Versatz?
Zuerst muss natürlich geklärt werden, worum es sich bei den Begriffen Rapport und Versatz eigentlich handelt und was sie bedeuten. Zunächst der Begriff Rapport: Verfügt eine Tapete über ein komplexes Muster oder eine augenfällige Struktur, dann wiederholt sich die Abfolge der Musterelemente in Längsrichtung der Bahn ab einem gewissen Abstand immer wieder aufs Neue. Die Elemente, z.B. Punkte, Streifen oder auch Schmetterlinge, sind also nicht willkürlich auf die Tapete gedruckt, sondern folgen einer inneren Ordnung. Das ist nicht weiter verwunderlich. Denn nur so kann überhaupt eine Bahn neben die andere gesetzt werden, ohne dass dabei das Muster immer und immer wieder hässlich zerschnitten wird.
Die Höhe eines in sich geschlossenen Musterbildes - also der Abstand zwischen zwei identischen Musterelementen entlang der Tapetennaht - wird als Rapport bezeichnet. Eine gängige Größe für den Rapport auf modernen Euro-Rollen liegt beispielsweise bei 53 cm. Da diese genormten Rollen auch eine Bahnbreite von 53 cm haben, ist damit das gesamte Musterbild nahezu quadratisch. Das macht eine Identifizierung einfacher. Es gibt aber auch andere gängige Größen für den Rapport. Oftmals ist der Rapport größer als die Breite der Bahnen.
Schnell wird klar, dass beim Tapezieren von Bahn zu Bahn möglichst eines der genannten Musterbilder in der Höhe exakt neben das andere gesetzt wird, damit alles schön einheitlich wird. Und tatsächlich ist das bei vielen Mustertapeten auch so der Fall. Allerdings geht diese schöne Rechnung nicht immer auf. Einige Muster und Strukturen sind so angelegt, dass sie sich nur auf jeder zweiten Bahn exakt wiederholen. Auf der dazwischen liegenden Bahn ist dagegen das Muster verschoben, damit alle drei Bahnen zusammenpassen können. Der Grad, um den das Muster zwischen zwei angrenzenden Bahnen zueinander verschoben ist, wird Versatz genannt.
Bei heutigen Tapeten beträgt der Versatz in der Regel einen halben Rapport, d.h. bei einem Rapport von 53 cm beläuft sich der erforderliche Versatz auf 26,5 cm. Um dieses Maß muss das Muster der beiden Bahnen zueinander verschoben werden, damit es nahtlos übergeht. Auf dem Papiereinleger der Tapetenrolle befinden sich praktische Tapetensymbole, die auf einen Blick verraten, ob die Tapete mit Versatz arbeitet, und falls ja, wie hoch dieser ausfällt. Unser Spezial-Artikel Tapetenzeichen und ihre Bedeutung zeigt diese und andere Beispiele für die richtige Zuordnung von Tapeten noch einmal im Detail.
Der Tapetenbedarf und der Rapport
Verfügt eine Tapete über ein Muster mit Rapport, hat das natürlich Konsequenzen für den Materialbedarf in einem zu tapezierenden Raum. Denn die Berücksichtigung von Rapport und Versatz lässt beim Ablängen der Bahnen automatisch einen höheren Verschnitt entstehen. Üblicherweise kann der Materialbedarf beim Tapezieren ermittelt werden, wie es in unserem Artikel Tapetenbedarf berechnen am Beispiel gezeigt wird. Beim Tapezieren mit Rapport gelten jedoch andere Regeln, wie die folgenden Illustrationen veranschaulichen sollen.
Die erste Tapete zeigt ein helles Schmetterlingsmuster in enger Staffelung. Glücklicherweise muss aber kein Versatz berücksichtigt werden, wie das Tapetensymbol verrät. Der Rapport von 53 cm verläuft also von Bahn zu Bahn immer auf einer Höhe, so dass die Bahnen gleich lang geschnitten werden können. Für eine korrekte Bahnlänge müssen nur die Höhe der Wand und ein zusätzlicher Überstand von 20 cm einberechnet werden. Die Wand ist 230 cm hoch, was eine Bahnlänge von 250 cm ergäbe. Da wir aber nur in ganzen Rapporten zuschneiden, wird dieser Wert noch einmal durch 53 geteilt, woraus 4,7 x der Rapport resultiert. Aufgerundet ergibt das für eine Bahn eine Länge von 5 x dem Rapport, was 265 cm entspricht.
Das Muster der nächsten Tapete weist eine Sternenprägung auf, die laut Tapetensymbol mit Versatz geklebt wird. Folglich müssen die Bahnen um einen halben Rapport gegeneinander verschoben werden, damit die Übergänge passen. Bei einem Rapport von 50 cm wäre das hier ein Versatz von 25 cm. Dieses Maß muss nun bei der Berechnung der Bahnlänge Berücksichtigung finden! Deshalb werden den 230 cm der Wand und den 20 cm Überstand noch weitere 25 cm für den Versatz hinzu addiert. Das ergibt 275 cm. Werden diese durch den Rapport geteilt, erhalten wir 5,5. Doch auch hier wird nur in ganzen Rapporten gerechnet. Mit den aufgerundeten 6 Rapporten ist die benötigte Bahn 300 cm lang.
Was passiert, wenn der Versatz beim Zuschneiden nicht so großzügig berücksichtigt wird? Vielleicht könnte es ja dann für 4 Bahnen reichen? Noch einmal wird dieselbe Mustertapete abgelängt, aber ohne dabei den Versatz mit einzubeziehen. Bei einer Wandhöhe von 230 cm und einem Zuschlag von 20 cm Überstand liegen wir nur mehr bei einer Bahnlänge von 250 cm. Durch den Rapport von 50 cm geteilt, ergibt das genau 5. Und in der Tat reichen die 250 cm für die erste Bahn noch völlig aus, um die Wand abzudecken. Doch schon die zweite Bahn muss ja um den Versatz verschoben werden, damit der Musterverlauf stimmt. Und plötzlich zeigt sich, dass die Bahn zu kurz geraten ist.
Fazit: Erfolg ist berechenbar!
Wie die oben genannten Beispiele zeigen, lassen sich für das Tapezieren mit Rapport bei durchschnittlichen Zimmerhöhen in der Regel drei ganze Bahnen aus einer Tapetenrolle gewinnen. Die restliche Länge der Rolle fällt als Verschnitt an, der aber nicht völlig unnütz ist. Denn diese Reste können immer noch Material für kleinere Wandbereiche über Türen, an Fenstern oder Sockelleisten liefern.
Es wurde aber auch deutlich, wie wichtig es ist, Rapport und Versatz beim Ablängen korrekt zu berücksichtigen. Wird der Versatz hier ignoriert, trägt die neue Zimmertapete ganz schnell Hochwasserhosen! Daher hier noch einmal die Formeln zur Berechnung der richtigen Bahnlänge im Überblick:
Rapport ohne Versatz: | (Wandhöhe + Überstand) / Rapport = X |
Rapport mit Versatz: | (Wandhöhe + Überstand + Versatz) / Rapport = X |
X steht für eine Vielfaches des Rapports, das man am Ende noch aufrunden muss, damit das Maß stimmt! Dann sollte aber alles passen und beim Tapezieren mit Rapport dürfte nichts mehr schief gehen. Wem allerdings diese Zahlenspiele eher suspekt sind oder wer es nicht so hat mit Kopfrechnen, der findet in der Anleitung Rapport tapezieren leicht gemacht einen praktischen Leitfaden, wie sich das Tapezieren mit Versatz notfalls auch anders realisieren lässt. Wir wünschen viel Erfolg!
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Kommentare
Viel zu viel Verschnitt mit dieser Methode, gerade bei großen Flächen
1.+3. Bahn werden von einer Rolle geschnitten, 2.+4. von 2. Rolle(bei der der Versatz vorher abgeschnitten wurde), da benötige ich eine Bahnlänge von 265cm.
Am Ende kommt es aber auf das gleiche heraus, da eine Standard-Rolle auf 3 Bahnen ausgelegt ist, wenn ein Versatz vorhanden ist. Ohne Versatz können sich je nach Raumhöhe schon mal 4 Bahnen ausgehen.
Und wozu soll jetzt der überstand gut sein, warum nicht gleich die Bahn auf die korrekte Wandhöhe zuschneiden und vor der nächsten Bahn den Versatz abschneiden...
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