Bauteile aus einer Platine auslöten – das klingt einfacher als es in den meisten Fällen ist. Klar, das Entlöten eines Widerstandes wird selbst für Ungeübte eine nicht allzu große Herausforderung darstellen. Aber bei Bauteilen mit mehr als drei Pins kann es schon richtig kompliziert werden; vor allem dann, wenn das Bauteil dabei nicht zerstört werden soll. In diesem Artikel zeigen wir Dir deshalb noch einmal Schritt für Schritt, wie das Auslöten mit einer Entlötpumpe ohne Probleme gelingt.

Das Projekt: Bauteile entlöten

Gerade bei Haushaltsgeräten spielt immer mal wieder die Elektronik verrückt. Die Folge ist, dass die Maschine nicht mehr das macht, was sie soll, und scheinbar kaputt ist. Meist wird dann gleich das ganze Gerät entsorgt, da die Kosten für die Anschaffung einer neuen Steuerung nicht gerade günstig ausfallen.

Solche Schäden müssen aber nicht zwangsläufig das Ende des Gerätes bedeuten. Denn entsprechende Fehler auf den Platinen – wie im vorliegenden Fall bei einer Steuerung des Geschirrspülers – können durchaus behoben werden. Sind die defekten Bauteile einmal identifiziert, müssen diese lediglich ausgetauscht werden. Doch bevor das funktioniert, muss das alte Bauteil erst einmal aus der Platine heraus. Hierfür kommen gleich mehrere Hilfsmittel infrage:

  • eine Entlötlitze,
  • eine beheitze Entlötpumpe oder 
  • eine manuelle Entlötpumpe

Verwendet wird in unserem Beispiel eine beheizte Entlötpumpe. Diese ist zwar nicht gerade billig, dafür aber für derartige Aufgaben bestens geeignet. Da aber auch bei der Verwendung solcher Profi-Tools Fehler gemacht werden können und der Umgang mit der Entlötpumpe geübt werden muss, zeigen wir in diesem Artikel, wie das Entlöten defekter Bauteile mit diesem Werkzeug gelingt.

© diybook | Manchmal gehen Platinen von Haushaltsgeräten einfach kaputt. Doch nicht immer muss gleich ein neues Gerät angeschafft werden,…
© diybook | Welche Bauteile kaputt sind, kann sich leider von Fall zu Fall unterscheiden. Ist der Defekt nicht offensichtlich, so müssen…

Pins neu verzinnen

Der erste Schritt sieht bei Verwendung aller oben genannten Werkzeuge gleich aus. Denn um das Lötzinn von den Pins abzubekommen, wird am besten reichlich neues Lötzinn aufgetragen. Das klingt zuerst zwar komisch, ist aber so. Denn auf diese Weise lässt sich das maschinell aufgetragene Lötzinn, das einen recht hohen Schmelzpunkt besitzt, mit einem Lötzinn von einem niedrigeren Schmelzpunkt vermischen. Das setzt den Schmelzpunkt des vermischten Materials insgesamt herunter, und die Lötstellen können wesentlich besser bearbeitet werden. 

Tipp: Manche Profis setzen bei diesem Vorgehen auf bleihaltiges Zinn. Werden die Arbeiten nur gelegentlich durchgeführt, ist hierdurch auch keine gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten. 

Die Aufgabe ist also klar: Alle zum Bauteil gehörenden Pins werden nun nacheinander mit frischem Lötzinn versehen. 

© diybook | Gleich der erste Schritt klingt zwar irgendwie kontraproduktiv, ist aber einer der wichtigsten: Zuerst werden die alten…
© diybook | Beim Verzinnen braucht nicht mit Lötzinn gespart werden. Denn durch das neu eingebrachte Zinn verringert sich der Schmelzpunkt…
© diybook | Auf diese Weise werden alle Kontaktpunkte (Pins) des Relais mit neuem Zinn versehen.

Tipps und Tricks beim Verzinnen

Wie schon beim Einlöten schadet es auch beim Verzinnen nicht, zuerst die Lötstelle, also den Pin, zu erwärmen und dann erst das frische Lötzinn aufzubringen. Warum? Nun, im Lötzinn ist meist eine kleine Menge Flussmittel integriert. Dieses sorgt dafür, dass die Oberflächen der Werkstücke entoxidiert werden, eine lokale Schutzsphäre gebildet und die Oberflächenspannung des Lötzinns herabgesetzt wird. Auch wenn das alles beim Entlöten nicht notwendig ist, schadet es nicht, sich gleich die richtige Arbeitsweise anzugewöhnen. 

An unserem Beispiel gut zu erkennen ist auch, dass ein recht großer Lötkolben zum Einsatz kommt. Dies liegt nicht daran, dass es an dünnen Spitzen mangelt. Mit der größeren Spitze kann einfach viel mehr Wärme übertragen werden. So lötet es sich schlicht und ergreifend leichter. Das Lötzinn hingegen kann nicht dünn genug ausfallen. Die Temperatur des Lötkolbens sollte dabei auf ca. 280° C eingestellt werden.

Während des Verzinnens werden schief liegende Pins direkt wieder aufgerichtet. Das gelingt entweder mit dem Lötkolben, oder ein kleiner Schraubendreher wird zur Hilfe genommen. Dann sind alle hier vorhandenen fünf Pins auch schon neu verzinnt und das Relais ist für das Entlöten vorbereitet.

© diybook | Noch einmal im Detail: Wie auch beim Einlöten üblich, sollte zuerst der Pin selbst erwärmt werden.
© diybook | Erst danach wird das Lötzinn hinzugegeben. Warum das gut ist, ist schnell erklärt: Lötzinn beinhaltet meist eine kleine Menge…
© diybook | Zudem ist es wichtig, schiefe Pins aufzurichten. Sonst wird das Absaugen mit der Entlötpumpe nicht gelingen. Das kann entweder…
© diybook | ... oder mit Hilfe eines flachen Schraubendrehers.
© diybook | Sind alle Kontaktpunkte neu verzinnt und aufgerichtet, kann das Entlöten beginnen.

Bauteil entlöten

Das Entlöten gelingt dann mit Hilfe einer beheizten Entlötpumpe. Die Temperatur der beheizten Entlötpumpe ist im Allgemeinen höher als die des Lötkolbens und wurde in diesem Setting auf 350° C eingestellt. Nacheinander werden nun alle Pins des Bauteils entlötet. Das bedeutet, dass die Spitze der Entlötpumpe gerade auf das Lötzinn angehalten wird. Sobald sich das Lötzinn vollständig verflüssigt hat, kann abgesaugt werden. Sollte überschüssiges Zinn an der Platine herunterlaufen, keine Sorge! Bevor es zum nächstmöglichen Kontaktpunkt gelangen könnte, ist es bereits erstarrt.

© diybook | Für das Entlöten wird die Entlötpumpe möglichst gerade am die Kontaktstelle angehalten. Sobald sich das Lötzinn vollständig…
© diybook | Auc hier das korrekte Vorgehen noch einmal im Detail: Spitze der Entlötpumpe ansetzen,...
© diybook | ... warten, bis sich das Lötzinn verflüssigt. Sollte dabei überflüssiges Lötzinn neben der Spitze austreten, ist das kein…
© diybook | Anschließend kann das Lötzinn abgesaugt werden. Die Absaugung für eine Sekunde ist dafür mehr als ausreichend.

Tipps und Tricks beim Entlöten

Sollte der Pin nach dem Absaugen nicht freiliegen, muss von vorne begonnen und der Kontaktpunkt gänzlich neu verzinnt werden. Also neues Zinn einbringen und das ganze nocheinmal von vorn!

Vor dem Absaugen ist es wichtig, dass das Zinn vollständig verflüssigt ist. Am besten lässt sich dies überprüfen, indem mit der Entlötpumpe einmal um den Pin gekreist wird. Ist der Pin frei, kann abgesaugt werden. Falls das Zinn nicht vollständig verflüssigt ist, kann es passieren, dass die Spitze der Entlötpumpe verstopft und der Kontaktpunkt am Ende nicht von Zinn befreit wurde.

© diybook | Damit die Entlötpumpe nicht verstopft, sollte das Zinn stets vollständig verflüssigt sein. Mit einem einfachen Trick lässt sich…
© diybook | Auf die beschriebene Weise werden nun nacheinander alle Pins entlötet.

Ergebnis

Ist schließlich auch der letzte Kontaktpunkt entlötet, fällt das Bauteil meist schon von ganz alleine heraus. Dann ist es geschafft und das Relais wurde erfolgreich ausgelötet. Wie bei den meisten handwerklichen Arbeiten, erfordert auch das Löten bzw. Entlöten etwas Übung – selbst dann, wenn mit professionellen Werkzeugen gearbeitet wird. Daher raten wir dazu, vor der eigentlichen Arbeit an Testplatinen das Entlöten von Bauteilen zu üben. Werden unsere Tipps und Tricks jedoch beachtet, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen!

© diybook | Dann ist es auch schon geschafft, und das Bauteil fällt praktisch von allein von der Platine ab. Das Relais wurde ausgelötet…

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