Das Projekt: Kugellager tauschen
Bei diesem Projekt dient der kaputte Motor einer Waschmaschine als Demonstrationsobjekt. Genauer gesagt, ist der Motor nach dieser Reparatur eigentlich nicht mehr kaputt. Das Problem: Die Kohlen waren so weit abgefahren, dass der Kollimator durch den eingestanzten Draht der Kohlen abgeschliffen wurde und kaputt gegangen ist. Erfreulicherweise konnten wir einen baugleichen Kollimator eines anderen Motors auftreiben. Allerdings war das Lager auf einer Seite zu groß. Also wurde es kurzerhand getauscht.
Doch das Wechseln des Lagers hat im ersten Versuch noch nicht geklappt. Warum? Das Lager konnte aufgrund des geringen Abstandes zum angrenzenden Bauteil nicht am inneren Ring gegriffen werden, sodass es unweigerlich kaputt gegangen ist. Damit Dir nun beim Lager-Wechseln nicht dasselbe passiert, haben wir hier die wichtigsten Schritte für Dich dokumentiert.
Werkzeug und Material
Das wichtigste Material beim Tauschen eines Kugellagers ist natürlich das Kugellager selbst. Dieses besteht aus zwei Ringen, die zueinander nahezu perfekt gleiten können. Der innen liegende Ring ist der, der an der Welle passgenau zu liegen kommt. Das ist auch der beim Wechseln robustere Teil des Lagers. Der äußere Ring beherbergt die Kugeln, Rollen bzw. Kegel. Dieser Ring ist beim Wechseln der empfindlichere Teil des Lagers.
Was aber bedeutet in diesem Zusammenhang empfindlich? Ein Lager ist ja schließlich dazu da, Gewicht aufzunehmen. In Richtung Achsenmittelpunkt stimmt das auch, nicht jedoch parallel zur Achse. Wird nämlich der äußere Ring gegriffen und das Lager seitlich abgezogen, wird der Käfig (in diesem liegen meist die Kugeln) zerstört und das Lager ist kaputt. So ist das auch in unserem ersten Versuch passiert. Wird hingegen gleich der innere Ring gegriffen, kann noch so viel Kraft beim Abziehen angewendet werden: Das Lager bleibt intakt!
So viel zur Materialkunde. Was natürlich beim Abziehen des Lagers nicht fehlen darf, ist das passende Werkzeug. Um ein Kugellager wechseln zu können, wird ein sogenannter Lagerabzieher benötigt. Das ist ein Spezialwerkzeug, das es je nach Größe des Lagers ebenfalls in verschiedenen Größen gibt. Nur mit einem solchen gelingt der sorgenfreie und korrekte Lagerwechsel – egal ob beim Auto, dem Fahrrad oder der Waschmaschine. Zudem wird ein dazu passender Steckschlüssel benötigt. Mehr braucht es für das Abziehen des Lagers dann schon nicht mehr.
Motor öffnen und Läufer ausbauen
Um das Lager des Waschmaschinenmotors tauschen zu können, muss letzterer erst einmal geöffnet werden. Das gelingt in den meisten Fällen mit Hilfe eines Torx-Schraubendrehers. Die vier Schrauben des Motorgehäuses werden gelöst und die Abdeckung wird vorsichtig nach oben abgezogen.
Danach kann der Läufer – das ist die Welle samt Kollimator und Rotor (Anker) – ebenfalls herausgezogen werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der Läufer möglichst gerade nach oben herausgezogen wird, um Beschädigungen an diesem zu vermeiden. Auf der Seite des Lagers befindet sich meist ein dünner Teflon-Ring, auf der Seite der Antriebsrades hingegen ein Metallring.
Kugellager abziehen
Um das Kugellager wechseln zu können, muss anschließend der Lagerabzieher möglichst mittig über dem Lager positioniert werden. Danach werden die Arme des Abziehers so nahe wie möglich an die Welle herangeschoben, sodass nur ein paar Zehntel Millimeter Luft bleiben. Das ist wichtig, um den Innenring des Lagers mit den Backen des Lagerabziehers zu greifen. Denn sonst ist, wie bereits erwähnt, das Lager nach dem Abziehen kaputt.
Sind die Backen in Position, werden sie in dieser Position fixiert. Bei dem hier verwendeten Abzieher gelingt das mit Hilfe der Drehknöpfe. Es gibt aber viele verschiedene Arten von Abziehern, bei denen der Verriegelungsmechanismus auch anders gelöst sein kann. Jedenfalls kann danach das Lager abgezogen werden. Die im Zentrum liegende Spindel wird nun mit dem Steckschlüssel in Richtung Welle gedreht. Dadurch wird das Lager Stück für Stück von der Welle abgezogen. Nahezu mühelos ist so das Lager in kürzester Zeit von der Welle herunter. Perfekt!
Neues Lager montieren
Das Aufsetzen des neuen Kugellagers ist jetzt fast nur mehr Formsache. Das Lager wird dazu möglichst gerade auf die Welle aufgelegt und mittels einer geeigneten Unterlage (gerades Schlagholz) und einem Gummihammer eben auf die Welle aufgeschlagen. Liegt das Lager dann einmal plan auf, muss es nun noch bis zur vorgesehenen Position gebracht werden. Entweder wird es wie in unserem Beispiel zwischen zwei Werkstücken so eingelegt, dass wieder nur der Innenring des Lagers aufliegt. Noch viel besser aber wird es mit Hilfe eines passenden Steckschlüssels bzw. Rohrstückes, der nur am Innenring des Lagers aufliegt, bis zur finalen Position eingeschlagen. Für das Lager definitiv besser ist die zweite Variante. Denn so kann sichergestellt werden, dass das neue Lager nicht durch das Aufziehen in Mitleidenschaft gezogen wird.
Dann ist es auch schon geschafft und das Kugellager-Wechseln ist geschafft. Grammeln, Kratzen und Krachen gehören damit der Vergangenheit an.