Ausgepackt: Amazon Echo im Praxis-Check

Kaum etwas wird derzeit so heiß gehandelt wie der Amazon Echo. Der Online-Versandriese arbeitet hart daran, die zahlreichen Vorbestellungen aus Deutschland und Österreich in wöchentlichen Chargen abzuarbeiten. Doch vielen Kunden reißt der Geduldsfaden, so dass sie auf Bestellungen in Großbritannien oder Übersee ausweichen. Was macht den neuen intelligenten Lautsprecher eigentlich so populär? Wir konnten uns ein Exemplar des deutschen Echo sichern und haben ihn einem Vorabtest unterzogen!

Mehr als ein Lautsprecher

In Amazons Kundenforen wird eifrig diskutiert und Buch darüber geführt, wer sich bereits zu den Glücklichen zählen darf und wer nicht. Denn längst nicht jeder Kunde kam in den Genuss, sofort bei Erscheinen einen Echo-Lautsprecher sein Eigen nennen zu dürfen. Versandriese Amazon hat mittlerweile eingeräumt, die zahlreichen Vorbestellungen des neuen Echo-Systems nicht alle gleichzeitig bedienen zu können. Schon vor Veröffentlichung hatte man hier statt auf einen verbindlichen Vorverkauf auf ein Einladungssystem gesetzt. Nur wer eine solche Einladung erhält, kann den Echo wirklich bestellen. Gedämpft hat dieses Vorgehen das Interesse aber in keinster Weise.

Doch was fasziniert so an dem Echo? Es sind wohl die vielen Möglichkeiten, die das System bieten soll. Immerhin handelt es sich keineswegs bloß um einen schlichten Zimmerlautsprecher für den kleinen Geldbeutel. Mit an Bord ist die intelligente Assistentin Alexa, die aus dem Lautsprecher eine Kommunikationszentrale macht. Sie erlaubt es nicht nur, allein über Sprachbefehle auf die Medien-Inhalte von Amazon Music zuzugreifen, sondern verwaltet auch den Kalender, fasst die Nachrichten des Tages zusammen, sagt das Wetter vorher oder erlaubt die Sprachsteuerung der heimischen Smarthome-Anlage. Damit ist Amazon der Konkurrenz von Google Home, das gerade in den USA an den Start gegangen ist, zeitlich um wenige Längen voraus. Doch was steckt wirklich in dem System? Wir haben es ausprobiert!

Kommunikation oder Selbstgespräche?

Bei Lieferung sind sowohl der große Echo-Lautsprecher als auch der kleine Echo Dot bereits auf das Amazon-Konto des Adressaten angemeldet. Nach dem Auspacken ist also nur noch die Einbindung in das heimische WLAN-Netz erforderlich, um gleich loszulegen. Das Einrichten erfolgt über die Alexa-App, die im Amazon Store, aber auch im Google Play Store gratis bezogen werden kann. Hier werden die Zugangsdaten für das WLAN hinterlegt und vielleicht schon erste Playlists in Amazon Music angelegt. Denn auf diese greift Alexa bei der Suche nach passender Musik bevorzugt zurück. Dann geht es auch schon los und der erste Dialog mit Alexa kann starten!

Wer viel mit dem Navi unterwegs ist, wird kaum auf Gewöhnungsschwierigkeiten stoßen. Die deutsche Ausgabe von Alexa gibt sich zwar noch etwas blechern, spricht aber tatsächlich in ganzen Sätzen und gibt auch gerne mal auf Nachfrage einen Witz zum besten. Der eigentlichen Kernaufgabe kommt das System dabei schon erstaunlich gut nach. Alle gekauften und über Amazon Prime verfügbaren Musikinhalte lassen sich auf einen entsprechenden Sprachbefehl hin abrufen und direkt über den Lautsprcher abspielen. Mit Popmusik klappt das bereits reibungslos. Spartenmusik wie etwa Film-Soundtracks müssen noch etwas mühsam über den Komponisten freigewühlt werden. Das sicherste ist es im Moment also noch, gleich über die App eine Playlist anzulegen, die später ohne Weiteres abgespielt werden kann.

Potential nach oben

Auch wenn noch nicht wirklich spannende Gespräche mit Alexa entstehen wollen (Kontextabfragen funktionieren nur selten), ist die Zahl der Kommunikationsmöglichkeiten bereits recht hoch. Über integrierte Apps wie TuneIn oder tagesschau.de lassen sich auf Kommando problemlos Radioprogramme abspielen, Zusammenfassungen der aktuellen Nachrichten oder Fußballergebnisse wiedergeben. Auch die Abfrage des Terminkalender, der ebenfalls über die App verwaltet wird, funktioniert im Großen und Ganzen. Wer allerdings auch sein FireTV über Alexa steuern möchte, muss sich noch etwas gedulden. Eine direkte Einbindung ist hier noch nicht erfolgt. Allerdings lässt sich bereits die Audiospur beim Streamen per Bluetooth an den Lautsprecher abzweigen. Zum gleichzeitigen Betrieb von Echo und FireTV ist jedoch eine hohe Bandbreite unerlässlich.

Es ist erstaunlich, wie schnell man sich an die vielen kleinen Funktionen von Alexa gewöhnt. Wer jederzeit von überall im Raum nach der Uhrzeit fragen kann, dem wird der "mühsame" Blick auf die Uhr bald schwer fallen. Die sieben Mikrophone des Echo Systems richten sich dabei immer automatisch auf den Sprecher des Zauberwortes "Alexa" aus. Auf Dauer soll Alexa auch Zugriff auf die eigene Smarthome-Anlage erlauben und deren direkte Steuerung per Sprachsteuerung ermöglichen. Schon jetzt ist die Steuerung einzelner Komponenten wie Philips Hue möglich. Wie gut das insgesamt klappt, werden wir in der nächsten Zeit genauer herausfinden.

Erstes Fazit

Amazon ist es mit dem Echo-System tatsächlich gelungen, ein Stück "Unterhaltungselektronik" zu schaffen. Der Umgang mit Alexa macht Spaß und viele der Grundfunktionen laufen bereits reibungslos. Das Angebot an Abfragen soll zudem über die Integration weiterer Apps breit ausgebaut werden. Ob Kinoprogramm oder Verkehrslage – Alexa soll in Zukunft auf alle Fragen eine Antwort finden. Im Moment ist Echo aber vor allem das, wofür es angetreten ist: ein sprachgesteuertes Lautsprechersystem, das entweder direkt auf Amazon-Inhalte zugreift oder per Bluetooth mit anderen Soundquellen verbunden wird. Echo verbreitet dabei einen angenehmen raumfüllenden Klang, Wunder darf man aber von dem gerade einmal 24 cm hohen Turm nicht erwarten. 

Ob das im Moment schon reicht, um einen Preis von 180 Euro zu rechtfertigen, muss jeder Interessierte für sich selbst entscheiden. Prime-Kunden, die unter den Frühbestellern waren, hatten es hier leichter, denn sie können einen Rabatt von 50 Euro in Anspruch nehmen. Alle, die vor allem an den intelligenten Funktionen Interesse haben und auf den Lautsprecher verzichten können, haben jedoch auch die Möglichkeit, mit dem Echo Dot auf eine preiswerte Alternative zurückzugreifen. Mit diesem lassen sich auch bereits vorhandene Lautsprechersysteme mit intelligenten Funktionen ausstatten. Mehr dazu in Kürze!

 

Bildquelle: © Amazon

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