Wohl und Wehe aus dem Mittelalter
Hexenkräuter und Zauberpflanzen hatten ihre metaphorische Blütezeit im Mittelalter. In einer Epoche, als Medizin und Technik noch weit hinter heutigen Maßstäben zurücklagen, war es ungemein wichtig, natürlich verfügbare Heilmittel zu finden. So wurden bestimmten Kräutern und Heilpflanzen aufgrund ihrer Wirkung magische oder doch zumindest lindernde Kräfte nachgesagt. Verwendet wurden sie von kräuterkundigen Druiden und den sogenannten Kräuterhexen bzw. Kräuterweibern. Sie befassten sich ähnlich wie die Mönche in den Klöstern mit den heilenden Eigenschaften der Pflanzen, rührten Salben und mischten Tinkturen.
Unter den verwendeten Pflanzen gab es nicht nur gesundheitsfördernde Kräuter, sondern auch jene, die das Bewusstsein erweitern sollten und heute gemeinhin als Giftpflanzen gelten. Vor ihrer wissenschaftlichen Erforschung wurde die Wirkung dieser Pflanzen einfach durch Experimentieren herausgefunden. Heute sollte man jedoch die Finger von ihrer Verwendung lassen, denn das könnte schlimme Folgen haben!
Die 10 geheimnisvollsten Hexenkräuter und Zauberpflanzen
Die Alraune (Mandragora officinarum) ist dank ihrer einschlägigen Vereinnahmung durch die Fantasy-Literatur auch heute noch bekannt, so etwa aus den Harry-Potter-Romanen. Doch früher wurde damit tatsächlich gezaubert. So war die stark giftige Wurzel z.B. Bestandteil der legendären Hexenflugsalbe.
Das Schwarze Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) ist eine einjährige Giftpflanze mit gesprenkelten Blüten. Überlieferungen zufolge wurde das Kraut im Mittelalter dem Bier beigemischt. Heute ist das allerdings nicht mehr zu empfehlen.
Der Berg-Eisenhut (Aconitum napellus) ist in weiten Teilen der Alpen verbreitet und vermittelt durch sein tiefes Blau einen nicht unbeträchtlichen Charme. Allerdings gilt er auch als giftigste Pflanze Europas! Sein Gift wird bis heute in der Pharmaindustrie verwendet.
Leichtsinnig sind Jugendliche, die mit dem Stechapfel (Datura stramonium) experimentieren. Das durchaus ansehnlich erscheindende Gewächs ist zwar als Zierpflanze in verschiedenen Gärten zu finden. Ein Konsum ist aber nicht zu empfehlen. Stechapfel verursacht durch seine giftigen Wirkstoffe schwere Halluzinationen und kann dabei durchaus Folgeschäden hervorrufen.
Die giftige Tollkirsche (Atropa belladonna) ist von Europa, über Asien bis in den Himalaja verbreitet. Ihre giftigen Alkaloide, die sich auch in Stechapfel und Alraune finden, wurden früher häufig eingesetzt, um Krämpfe zu lösen. Die köstlich aussehenden Früchte verleiten allerdings Kinder zum Ernten – mit bösen Folgen. Tollkirschen sind daher alles andere als kinderfreundlich!
Das Meerträubel (Ephedra) ist eine trockenheitsliebende immergrüne Pflanze und als eines der Hexenkräuter noch immer sehr erfolgreich. Es wird schon lange zur Bekämpfung von Hustenreiz eingesetzt. Und der Erfolg spricht für sich. Seine Wirkstoffe werden heute synthetisch produziert und sind in zahlreichen Hustenmitteln enthalten.
Der Schlafmohn (Papaver somniferum) ist eine wunderschöne einjährige Zierpflanze, die mittlerweile in vielen Bauerngärten vorkommt. Ursprünglich jedoch war der Mohn unter mehr praktischen Gesichtspunkten geschätzt. Denn er lieferte den Ausgangsstoff zur Opiumproduktion. Heute steht – zumindest in Europa – der ästhetische Reiz der Pflanze im Vordergund.
Das giftige Tollkraut (Scopolia) galt früher als angemessener Ersatz für die seltenere Alraune. Es wurde weiter verarbeitet und so für zahlreiche Zauber- und Liebestränke genutzt.
Damiana (Turnera diffusa) hat seine ursprüngliche Heimat von Mittel- bis Südamerika. Auch heute noch werden die Heilkräfte der Pflanze dort sehr geschätzt. Das Kraut von Damiana soll das einzig wirksame Aphrodisiakum im Pflanzenreich sein.
Der Muskatellersalbei (Salvia sclarea) besitzt ein äußerst aromatisches Öl und wird in der Küche weiterhin sehr geschätzt. Früher versprachen sich Kräuterhexen allerdings mehr davon. Das Öl wurde verarbeitet und als Liebestrank verabreicht.