Warum Gipskarton grundieren?
Gipskartonplatten sind denkbar vielseitig einsetzbar. Mit ihnen lassen sich nicht nur Vorsatzschalen und Zwischendecken fertigen. Sie werden auch als Trockenputz an Wand und Decke angelegt und kommen in ähnlicher Funktion sogar als Trockenestrich beim Bodenlegen zum Einsatz.
Von seinen Eigenschaften her betrachtet, ist Gipskarton allerdings recht empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen. Im Grundzustand saugt das Material Flüssigkeit auf wie ein Schwamm und UV-Strahlen lassen die Oberflächen schnell vergilben. Klar, dass das nicht die besten Voraussetzungen sind, wenn die Gipskartonflächen einfach nur mit Farbe gestrichen werden sollen. Um hier also schon vor dem Streichen negative Folgeerscheinungen ausschließen zu können, bietet es sich an, nach den Spachtelarbeiten den Gipskarton zu grundieren.
Durch das Grundieren von Gipskarton werden folgende Verbesserungen erreicht:
- Das Saugverhalten der Oberfläche wird reduziert. Farbe kann gleichmäßiger auftrocknen, so dass keine lokalen Farbabweichungen entstehen.
- Der Anstrich trocknet nicht vorzeitig aus. Der Halt der Farbe verbessert sich und es wird insgesamt weniger Material benötigt.
- Oberflächen und verspachtelte Fugen werden im Saugverhalten angeglichen. Fugen scheinen damit nicht mehr augenfällig hervor.
- Mischmauerwerk aus Putz, Mörtel, Gipskarton und anderen Untergründen wird vereinheitlicht. Nach dem Anstrich treten optisch keine Unterschiede mehr auf.
Eine Grundierung bietet also viele Vorzüge, auf die nicht verzichtet werden sollte. Wie aber lässt sich Gipskarton grundieren? Und muss es wirklich immer eine echte Grundierung sein? Im Folgenden werden die drei wichtigsten Arten von Vorbehandlung vorgestellt.
1. Grundieren mit Tiefengrund
Die naheliegendste und sicherlich auch zuverlässigste Methode, um vor dem Streichen Gipskarton zu grundieren, ist die Vorbehandlung der Oberflächen mit Tiefengrund. Dieser sättigt und vereinheitlicht das Saugverhalten der Gipsplatten und sorgt so für ein gleichmäßigeres Auftrocknen des anschließenden Anstrichs. Auch Mischmauerwerk aus unterschiedlichen Baumaterialien wie Putz und Gipskarton wird so in seinen Eigenschaften angeglichen.
Vor dem Einsatz von Tiefengrund sollte allerdings darauf geachtet werden, dass die Grundierung zur verwendeten Farbe (Kalkfarbe, Silikatfarbe) passt. Am besten sind Grundierung und Farbe vom selben Hersteller zu wählen. Aufgetragen wird der Tiefengrund für gewöhnlich mit Quast oder Farbrolle.
Das Grundieren mit Tiefengrund stellt natürlich einen zusätzlichen Arbeitsschritt dar, womit Zeitbedarf und Materialaufwand für das Bauprojekt erhöht werden. Auch muss zumindest eine Stunde Trocknungszeit für die Grundierung einkalkuliert werden. Dafür handelt es sich aber auch um eine absolut zuverlässige Methode, um erfolgreich Gipskarton grundieren zu können.
2. Vorstreichen mit verdünnter Farbe
Eine weniger zeit- und arbeitsintensive Form der Grundierung ist genau genommen keine Grundierung. Dennoch hat sich das Vorstreichen mit stark verdünnter Farbe in der Praxis als gängige Methode durchgesetzt. Hierbei wird auf eine Vorbehandlung der Gipsplatten verzichtet und sogleich der Erstanstrich mit der gewünschten Farbe durchgeführt - allerdings wird letztere zuvor mit 10-20% Wasseranteil verdünnt. Dank des hohen Wassergehalts kann die Farbe selbst auf unbehandeltem Gipskarton gleichmäßiger auftrocknen, ohne dabei vorzeitig auszutrocknen. Der Zweitanstrich und ein eventueller Drittanstrich werden dann jeweils mit normaler Farbe deckend ausgeführt. Zusätzliches Werkzeug ist nicht erforderlich. Die Malerrolle reicht aus.
Diese Möglichkeit, Gipskarton zu "grundieren", ist sicherlich die günstigste Variante und funktioniert bei reinen Gipskartonflächen recht zuverlässig. Der entscheidende Nachteil liegt jedoch darin, dass zu keinem Zeitpunkt eine wirkliche Grundierung stattfindet. Voneinander abweichendes Saugverhalten ist so nur schwer auszugleichen, so dass Mischmauerwerk bei dieser Methode außen vor bleibt.
3. Trockenbaufarbe verwenden
Eine jüngere Innovation unter den Hilfsmitteln, um Gipskarton zu grundieren, repräsentiert die Trockenbaufarbe. Dieses Produkt wurde speziell auf den Einsatz an nicht vorbehandelten Gipskartonflächen zugeschnitten und vereint Grundierung und Farbe in einem Anstrich. Auch hier erfüllt also der Erstanstrich zugleich die Aufgabe der Vorbehandlung, nur dass während des Streichens tatsächlich eine Grundierung erfolgt. Trockenbaufarbe verspricht folglich eine maximale Zeitersparnis bei einem rundum soliden Ergebnis. Der direkte Einsatz von Farbe macht in diesem Fall zusätzliches Streichwerkzeug ebenfalls überflüssig. Wie genau die Verarbeitung erfolgt, demonstriert unser Artikel Trockenbaufarbe im Einsatz.
Die Verwendung von Trockenbaufarbe kann, wie beschrieben, einen erheblichen Zeitvorteil mit sich bringen. Allerdings ist ihre Anschaffung auch nicht ganz billig. Wer hier klare Prioritäten setzt und es besonders eilig hat, ist mit Trockenbaufarbe jedoch bestens bedient.
Grundierung |
Vorteil |
Nachteil |
Tiefengrund |
gleichmäßige und zuverlässige Grundierung, auch bei Mischmauerwerk |
zusätzlicher Arbeitsschritt |
verdünnte Farbe |
weniger Materialaufwand |
unterschiedliches Resultat bei verschiedenen Untergründen, keine echte Grundierung |
Trockenbaufarbe |
Grundierung und Farbe in einem Schritt |
vergleichsweise teuer |
Viele Wege führen zum Ziel
Alle drei oben genannten Methoden bieten gute Resultate, sofern die jeweiligen Einschränkungen im Auge behalten werden. Welches Verfahren letztlich gewählt wird, hängt auch von den Anforderungen der Arbeitsumgebung ab.
Ganz grundsätzlich sollte aber auf eine Vorbehandlung der Gipskartonflächen nicht verzichtet werden. Auch wenn es zu Beginn vielleicht noch den Anschein macht, als ob ein Direktanstrich mit einfacher Farbe genauso gut funktioniert, werden sich in absehbarer Zeit die bösen Folgen zeigen. Verfärbungen, Farbrisse und Gilbflecken treten erst dann zutage, wenn die Arbeiten eigentlich schon lange abgeschlossen sind und das Material bereits beseitigt wurde. So bliebe nichts anderes, als die Baustelle noch einmal ganz neu zu eröffnen. Und wer will das schon?