Der Plan ist, eine neue Lampe zu montieren oder eine weitere Steckdose zu setzen? Dann ist ja sicher schon bekannt, was Strom eigentlich ist. Oder etwa nicht? Sind die gängigen Sicherheitseinrichtungen wie Sicherungen und FI-Schutzschalter, aber auch die gängigen Stromkabel-Farben vertraut? Perfekt! Sicherung raus und ran ans Werk! Hoppla, was war denn das? Doch einen elektrischen Schlag bekommen? Gibt's ja nicht... Doch, das gibt's! Worin der Fehler bestand und welche Tatsache vergessen wurde, zeigt nachfolgender Artikel.

Sicheres Arbeiten an elektrischen Anlagen - Die Grundlagen

In diesem Artikel werden die 3 wichtigsten Regeln für Arbeiten an elektrischen Anlagen und stromführenden Leitungen im Haushalt erläutert. Finden diese Beachtung, können Unfälle mit Strom vermieden werden. Schließlich geht es um die eigene Sicherheit!

Wie kann es also passieren, dass jemand trotz abgeschalteter Sicherung einen elektrischen Schlag bekommt? 

Im Artikel Wichtiges Wissen über Strom kann nachgelesen werden, dass unsere Haushaltsgeräte Energie in Form eines Spannungsabfalls verbrauchen, gleichzeitig aber die Menge an Strom konstant bleibt. Es ist daher naheliegend, dass zufließender Strom auch wieder abfließen muss. Die zwei dafür zuständigen Leitungen sind zum einen die Phase (L) - das ist der stromzuführende Draht - und zum anderen der Nullleiter (N) - das ist der stromrückführende Draht. 

Wird nun die Sicherung für einen bestimmten Bereich abgeschaltet, kann eigentlich davon ausgegangen werden, dass der gesamte Bereich vom Netz getrennt ist und beliebige Drähte angefasst werden können, ohne Gefahr zu laufen einen elektrischen Schlag zu bekommen. Und genau da liegt das Problem! 

Die meisten verbauten Sicherungsautomaten schalten nur einpolig und nicht zweipolig ab. Das bedeutet, dass die Phase zwar stromlos ist, der Nullleiter aber noch immer mit dem Rest des Stromnetzes verbunden bleibt. Laufen also gerade andere Geräte im Haushalt - und das ist eigentlich immer der Fall -, so fließt Strom im Nulleiter. Wird nun der Nullleiter mit dem Erdleiter oder gar über den Menschen kurzgeschlossen, dann fließt Strom gegen die Erde ab und der Mensch bekommt einen elektrischen Schlag. Zwar ist der Stromfluss durch die laufenden Geräte begrenzt. Unangenehm kann es aber trotzdem werden, was schon reicht, um vor Schreck von der Leiter zu fallen.

Was muss also getan werden, damit das Arbeiten an elektrischen Anlagen und stromführenden Leitungen sicher ist und ein elektrischen Schlag vermieden wird?

Die 3 Regeln für sicheres Arbeiten an elektrischen Anlagen

Drei wichtige Punkte gilt es zu beachten, bevor an stromführenden Leitungen gearbeitet wird:

1.   Allpolig abschalten

2.   Gegen Wiedereinschalten sichern

3.   Auf Spannungsfreiheit prüfen

1. Allpolig abschalten

Die erste Regel für sicheres Arbeiten an elektrischen Anlagen ist das allpolige Abschalten. Das bedeutet dass beide Pole - also Phase und Nullleiter - vom Rest des Netzes getrennt sind.

Sofern zweipolige Sicherungen eingebaut wurden, kann der Stromkreis allpolig abgeschalten werden. Zweipolige Sicherungen haben üblicherweise die doppelte Breite der "normalen" einpoligen Variante. Ist unklar, welche Type verbaut wurde, sollte der FI-Schutzschalter auf jeden Fall ausgeschaltet werden. Dann ist gewährleistet, dass im gesamten Haushalt kein Strom fließt und auch der Nullleiter keinen Strom mehr führen kann.

© AVD / Fotolia.com | Sicherungen verschiedener Bauweise. Drei-, zwei- und einpolige Sicherungsautomaten.

2. Gegen Wiedereinschalten sichern

Die zweite Regel für sicheres Arbeiten an elektrischen Anlagen ist die Sicherung gegen das Wiedereinschalten.

Wird beim Lampentausch nur der Lichtschalter abgedreht, würde das dem Punkt 1 „Allpolig abschalten“ widersprechen. Es gäbe keine Garantie, dass jemand Dritter nicht versehentlich (es ist ja dunkel!) diesen wieder aufdreht. Daher sollten auf jeden Fall die Sicherung und/ oder der FI-Schutzschalter ausgeschaltet werden. Sämtliche im Haushalt befindlichen Personen sollten von den Arbeiten in Kenntnis gesetzt werden, um versehentliches Wiedereinschalten der Sicherungen zu vermeiden. 

Um völlig auf Nummer Sicher zu gehen, hilft es, die Sicherung bzw. den FI-Schutzschalter mit einem Isolierband abzukleben und/ oder ein Schild mit einer kurzen Information anzubringen.

3. Auf Spannungsfreiheit prüfen

Die letzte Regel für sicheres Arbeiten an elektrischen Anlagen ist die Prüfung auf Spannungsfreiheit.

Bevor aber der abgeschaltete Stromkreis auf Spannungsfreiheit überprüft wird, sollte das Messgerät zunächst an einem stromführenden Leiter oder einer Steckdose auf eine einwandfreie Funktion hin getestet werden. Es wäre nichts ärgerlicher, als mit einem kaputten Prüfgerät auf Spannungsfreiheit zu prüfen, um sich im Anschluss einen elektrischen Schlag zu holen.

Hinweis: Hierbei sollten keine Phasenprüfer (leuchtender Schraubendreher) oder gar eine selbst gebastelte Glühbirnenfassungskonstruktion verwendet werden, um auf Spannungsfreiheit zu prüfen. Phasenprüfer sind nicht für die Überprüfung auf Spannungsfreiheit geeignet. Beim Tragen von Schuhen mit Gummisohlen wird der Phasenprüfer auch nicht leuchten. Werden versehentlich 400 V mit einer auf 230 V dimensionierten Glühbirnenfassungskonstruktion gemessen, so kann einem diese sprichwörtlich um die Ohren fliegen. Das ist gar keine gute Idee – Finger weg davon - das ist lebensgefährlich!

Um auf Spannungsfreiheit zu prüfen, darf ausschließlich ein Multimeter oder eine spezielle (zweipolige) Elektriker-Prüflampe verwendet werden. 

Es sind nur drei einfache Schritte notwendig, um sicher an stromführenden Leitungen oder elektrischen Anlagen zu arbeiten. Das Beherzigen dieser Schritte wird die Arbeit nicht nur wesentlich sicherer machen, sondern sogar ein wenig Spaß bereiten.

© diybook | Die letzte Regel für sicheres Arbeiten an elektrischen Anlagen ist die Prüfung auf Spannungsfreiheit.
© diybook | Eine zweipolige Prüflampe gibt sichere Auskunft darüber, ob Spannung an der gemessenen Leitung anliegt.

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